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Ankathie Koi liefert pikante Songs: "Ich will Ekstase!"

Ankathie Koi als Harlekin mit überdimensionalem Kragen und leicht süffisantem Blick, das passt. Die in Wien lebende Musikerin hat sich so für das Cover ihres neuen Albums "Pikant" ablichten lassen, dessen Songs diesem Bild in nichts nachstehen. Knackiger Elektropop mit ebenso direkten wie amüsanten Texten, diesmal auf Deutsch. "Es ist eine Schärfe, die noch angenehm ist und nicht so weh tut, dass dir der Mund brennt", fasste sie die Stoßrichtung zusammen.

Fünf Jahre sind seit dem Vorgänger "Prominent Libido" vergangen. Seitdem hat die gebürtige Bayerin, die eigentlich Kathrin Beyer heißt, nicht nur die Sprache ihrer Songs gewechselt, sondern auch eine Pandemie überstanden und ist Mutter geworden. "Die Zwangspause mit Corona kam uns gar nicht so ungelegen", erinnerte sich Ankathie Koi im APA-Gespräch. "Natürlich war es furchtbar, schrecklich und hat uns erst mal Angst gemacht - für mein persönliches Schicksal war es aber zunächst gut. Ich habe mein Hirn mit neuem Material gefüttert. Um gute Texte zu schreiben und gute Musik zu machen, muss man aus seinem eigenen Sumpf raus. Touren verblödet ja ein bisschen."

Unterwegs war Ankathie Koi vor Pandemieausbruch wirklich viel - nicht von ungefähr sind die Musikerin und ihre Band für die fesselnden Liveshows berühmt und berüchtigt. Aber auch in den Coronajahren wurden gespielt, wenngleich oft in Duoformation und mit vergleichsweise ruhigerem Zugang, weil umarrangierten Liedern. "Wir haben es genossen, wieder Jazz zu spielen", bezog sich Koi auf die Konzerte mit ihrem Partner Dominik Beyer. Schlussendlich seien aber nicht nur die Auftrittsbeschränkungen gefallen, sondern ist auch die Lust an der schrillen Geste wieder aufgetaucht. "Ich habe einfach gemerkt, wie viel Spaß es macht, mit Band zu spielen und wenn es wirklich abgeht. Ich bin ja doch eine Bühnensau", schmunzelte sie.

Neues Material musste also her. Und das klang in den ersten Entwicklungsstufen noch etwas anders. "Way more serious", beschrieb es die Sängerin mit einem Augenzwinkern. "Mit Texten wie bei Rio Reiser in seinen melancholischen Phasen." Allerdings habe sie erkannt, dass sie "ein bisschen grotesker, absurder und humoresker" werden möchte, was ihr auf Deutsch zwar leichter falle, deswegen aber nicht unbedingt einfach von der Hand geht. "Ich mag Kitsch, aber keine Klischees. Ich mag direkte und gerade Sachen, aber keine banalen." Ihr war wichtig, nicht ins sich ständig wiederholende Deutschpopfahrwasser abzudriften. "Deshalb hab' ich die Songs teils extrem in die Mangel genommen."

Gut so, denn herausgekommen sind astreine Hits: Vom auf den Dancefloor zielenden "Tanz dich rein" über das teils bitterböse "Nein, Nein" bis zu den sexy Nummern "Baby Boy" oder "Du bist heiß". Musikalisch werden nach wie vor die 80er zelebriert, aber eben handgemacht und mit viel Raum, um die Stücke atmen zu lassen. Dafür wird quasi zu jeder Sekunde Bewegung eingefordert, was nicht verwundert. "Ich will Ekstase! Ich will, dass sich was tut und alle verschwitzt aus der Halle rausgehen, aber so richtig!", gab Koi, die am Institut für Popularmusik Gesang unterrichtet, für die Shows vor. "Auch ich muss schweißgebadet von der Bühne."

So liefert sie Popsongs der anderen Art. Popsongs, die natürlich eingängig sind und in knapp drei Minuten das Ziel erreichen, aber eben nicht von der Stange kommen, geschweige denn auf ausgelutschte Trends setzen. Schönes Beispiel für ihren Zugang ist "Baby Boy" über die Liebschaft mit einem Jüngeren. "Jetzt bin ich 40, jetzt kann ich das auch schreiben", grinste die Musikerin. "Es gibt Tausende Songs von Männern, die ihre Sugar-Daddy-Fantasien beschreiben, aber meistens ziemlich grindig. Also dachte ich mir: Ich mache das auch - nur viel cooler!" Und gleichzeitig gilt: Nur nicht alles zu ernst nehmen. "Es macht Spaß, solange man ein bisschen Absurdität zulässt."

Wichtig ist Ankathie Koi, ihre Band und Unterstützer zu nennen: Neben ihrem Partner Dominik etwa Produzent und Schlagzeuger Michael Schatzmann, aber auch Ross Stanciu, Lukas Klement oder Georg Nöhrer, die alle an "Pikant" mitgebaut haben. "Diese Mitarbeit zuzulassen war wichtig. Das kann ich mir nicht alleine auf die Fahnen heften. Es hat ein ganzes Dorf gebraucht. Ohne die Boys wäre ich nur ein Mädchen mit Jazzgitarre, und es würde niemand tanzen." In dieser Hinsicht müsse man einfach "das Ego in die Tasche stecken" - auch ein Lernprozess für die Sängerin. Wer nun wieder Lust auf Party, Tanzen und Exzess bekommen hat, kann in den kommenden Wochen zu Ankathie Koi und ihren Boys pilgern. Nächste Gelegenheit ist am Samstag im Wiener Konzerthaus.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Ankathie Koi live: 27.4. Konzerthaus Wien, 16.5. Festspielhaus St. Pölten, 29.5. ArgeKultur Salzburg, 30.5. Kulturwerkstatt Kammgarn Hard, 31.5. Kino Ebensee, 6.6. Frischluftbühne Posthof Linz, 28.6. Grünlandfestival Steyr, 20.7. Donaubühne Tulln; https://ankathiekoi.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Ankathie Koi hat mit 'Pikant' ein neues Album veröffentlicht, das knackigen Elektropop auf Deutsch bietet und sich durch direkte, amüsante Texte auszeichnet.
  • Nach einer fünfjährigen Schaffenspause, in der sie Mutter wurde und die Pandemie überstand, kehrt sie mit einem Album zurück, das die 80er Jahre zelebriert und zum Tanzen einlädt.
  • Die Texte des Albums sollen grotesk, absurd und humorvoll sein, wobei Koi Klischees meidet und auf direkte, nicht banale Ausdrucksweise setzt.
  • Bekannt für ihre energetischen Liveshows, strebt Koi nach Ekstase auf der Bühne und möchte, dass ihr Publikum schweißgebadet die Konzerthallen verlässt.
  • Ankathie Koi hebt die Bedeutung der Zusammenarbeit mit ihrer Band und Unterstützern hervor und kündigt kommende Live-Auftritte an, darunter am 27. April im Wiener Konzerthaus.