Ältestes Wiener Kino: Breitenseer Lichtspiele runderneuert
1905 wurde das Kino als Zeltkino gegründet, das durch die Bezirke tingelte, 1909 wurde es in Wien-Penzing am heutigen Standort sesshaft. Seit 1969 war Anna Nitsch-Fitz Besitzerin und gute Seele des Hauses. Gemeinsam mit Dieter Mattersdorfer hat nun ihre Nichte Christina Nitsch-Fitz die Leitung des Kinos übernommen. "Meine Tante freut sich irrsinnig, dass es weitergeht. Ihre größte Sorge war, dass das Kino geschlossen werden muss", sagte die neue Leiterin. Doch das Gegenteil ist der Fall. 90.000 Euro aus der Programmkinoförderung der Stadt Wien und 57.000 Euro Baukostenzuschuss haben vieles ermöglicht: die Umgestaltung des Foyers, ein neues Lichtkonzept, die Überholung der originalen Bestuhlung aus 1905, eine technische Aufrüstung inklusive Restaurierung des alten 35mm-Projektors und Bestellung eines neuen Digitalprojektors (der aufgrund von Lieferschwierigkeiten erst im Oktober kommt), sowie einen neuen Fassadenanstrich, der vom Team selbst vorgenommen wurde. "Unser Motto war: Es muss nicht perfekt sein", lachte Nitsch-Fitz im Gespräch mit der APA.
Vor der Leinwand wurde auch eine Bühne geschaffen, auf dem ein Klavier für die beliebten Stummfilm-Begleitungen von Gerhard Gruber bereitsteht, die es weiterhin einmal im Monat geben soll. Dazu kommen eine spezielle, musikbegleitete Animationsfilmreihe für Kinder, geplante Kinogespräche, musikalische und andere Veranstaltungen, die die Breitenseer Lichtspiele, deren Kinobuffet nun auch über einen kleinen Gastgarten verfügt, zu einem lebendigen Ort der Begegnung machen sollen. Die Wiedereröffnung sei für sie "ein wunderbarer Moment an einem zauberhaft-magischen Ort", sagte die Kulturstadträtin in ihrer Rede und versicherte: "Die Unterstützung wird nicht abreißen, solange ich was damit zu tun habe."
Künftig soll es mit "Kult Kino" auch eine von Prominenten kuratierte Filmreihe geben. Den Anfang machte gleich der Eröffnungsabend, für dessen Programmierung Kaup-Hasler eine Carte blanche erhielt. Sie entschied sich für "Aufzeichnungen aus der Unterwelt", der nach seiner gefeierten Premiere auf der Berlinale des Vorjahres gestern seinen regulären Filmstart in Österreich erlebte. Dessen zwei Protagonisten, der Wienerlied-Sänger Kurt Girk und der "Unterweltkönig" Alois Schmutzer, leben mittlerweile nicht mehr, aber einer der Strizzis von einst, Anton Östreicher, war gestern persönlich nach Breitensee gekommen, um das liebevoll gemachte, eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Porträt der Wiener Unterwelt der 60er-Jahre zu sehen. Seine schmunzelnd vorgetragenen Erinnerungen konterkarieren in dem Film das ständige Herunterspielen Schmutzers. "Unterwelt? Hat's nie gegeben", beteuert Schmutzer. Östreicher dagegen erzählt ausführlich von der legendären wilden Silvesternacht-Schießerei, die in einem Blutbad endete und lacht: "Es war wie im Wilden Westen."
(S E R V I C E - Breitenseer Lichtspiele, Wien 14, Breitenseer Straße 21, https://www.breitenseer-lichtspiele.at)
Zusammenfassung
- Nicht alles ist neu in den Breitenseer Lichtspielen, und das ist ein Glück, denn sonst hätte Wiens ältestes, durchgängig bespieltes Kino nicht mehr jenen Charme, für das es von den Cinephilen der Bundeshauptstadt geschätzt wird.
- Gemeinsam mit Dieter Mattersdorfer hat nun ihre Nichte Christina Nitsch-Fitz die Leitung des Kinos übernommen.
- Seine schmunzelnd vorgetragenen Erinnerungen konterkarieren in dem Film das ständige Herunterspielen Schmutzers.