Bomben bei Zeugen Jehovas: Ex-Mitglied wollte Ex-Frau töten
Nach einer Reihe von Sprengstoffanschlägen gegen die Zeugen Jehovas in der Steiermark, wurde am Mittwoch ein Verdächtiger festgenommen.
Wie die steirische Polizei bei einer Pressekonferenz bekannt gab, soll es sich um einen 55-jährigen IT-Techniker handeln. Der Verdächtige sei vollgeständig.
Taten richteten sich gegen Ex-Frau
Die Anschläge richteten sich jedoch nicht gegen die Zeugen Jehovas, diese sollen vielmehr ein "Ablenkungsmanöver" gewesen sein.
Als Motiv nannte der Verdächtige Unterhaltsstreitigkeiten mit seiner Ex-Frau, mit der er auch zwei Kinder hat. Diese habe er offenbar seit 13 Jahren außer bei Gerichtsterminen nicht mehr gesehen.
Der 55-Jährige soll laut Polizei von 1991 bis 2011 selbst Teil der Zeugen Jehovas gewesen sein, weil er mit einer Frau aus der Glaubensgemeinschaft verheiratet war. Als das Paar sich scheiden ließ, wurde der Mann aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Wegen Streitigkeiten soll der 55-Jährige beschlossen haben, seine Ex-Frau zu töten.
Bombe verschwunden
Bereits am 3. Mai soll der Verdächtige laut seinen eigenen Angaben eine weitere Rohrbombe am Wagen seiner Ex-Frau angebracht haben. Diese ist aber offenbar bisher nicht detoniert. Als er bei der Einvernahme den Ermittlern von dieser Bombe erzählte, wurde sofort das Fahrzeug der Ex-Frau gesucht und auf einem Parkplatz in der Grazer Elisabethstraße gefunden.
Das führte zu einem Großeinsatz und Straßensperren. Sprengstoffexperten rückten an, fanden allerdings keine Bombe am Wagen - lediglich einen Magnet, mit dem der Sprengsatz montiert war. Laut Kornberger ist die Bombe bisher nicht auffindbar, man gehe aber davon aus, dass der Verdächtige tatsächlich eine am Auto der Ex-Frau montiert hatte.
Unklar sei, ob sie abgefallen und möglicherweise auch im Zuge dessen detoniert ist. Nach dem Sprengsatz werde noch gesucht. Außerdem finde am Mittwoch südlich von Graz eine Hausdurchsuchung statt, gab die Polizei bekannt.
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Gemeinschaft "dankbar und erleichtert"
Seitens der Zeugen Jehovas zeigte man sich am Mittwochabend dankbar und erleichtert. "Die latente Bedrohung ist fürs Erste weg. Wir sind froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist", sagte Pressesprecher Markus Kakavis zur APA. Nun würden die Angehören wieder entspannter weiterleben, die Zusammenkünfte besuchen.
Man sei sehr traurig darüber, dass jemand zu derartigen Taten greife - auch, wenn es laut Polizei ein privates Motiv gewesen sein dürfte. "Unser Verständnis ist, dass nichts rechtfertigt, Emotionen gewaltsam freien Lauf zu lassen. Das ist abstoßend und abzulehnen", erklärte der Sprecher.
"Wir haben die Sicherheitsbehörden als sehr kooperativ wahrgenommen, sie haben es sehr ernst genommen", so Kakavis - er bedankte sich dafür, dass die Königreichssäle in Leibnitz und Kalsdorf "permanent gesichert" und auch in ganz Österreich Maßnahmen ergriffen wurden.
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Landespolizeidirektor Gerald Ortner sagte: "Die steirische Polizei hat nach intensiven Ermittlungen einen großen Erfolg erzielen können." Bereits nach August 2023 war von der Landespolizeidirektion die Ermittlungsgruppe "Michael" eingerichtet und die Schutzmaßnahmen verstärkt worden. Veranstaltungen der Zeugen Jehovas wurden überwacht. Die Gruppe wurde sukzessive verstärkt, zuletzt seien etwa 20 Männer und Frauen an den direkten Ermittlungen beteiligt gewesen.
Zusammenfassung
- Nach einer Reihe von Sprengstoffanschlägen gegen die Zeugen Jehovas in der Steiermark, wurde am Mittwoch ein Verdächtiger festgenommen.
- Wie die steirische Polizei bei einer Pressekonferenz bekannt gab, soll es sich um einen 55-jährigen IT-Techniker handeln. Der Verdächtige sei vollgeständig.
- Die Anschläge richteten sich jedoch nicht gegen die Zeugen Jehovas, diese sollen vielmehr ein "Ablenkungsmanöver" gewesen sein.
- Wegen Unterhaltsstreitigkeiten soll der 55-Jährige beschlossen haben, seine Ex-Frau zu töten.