Zahl der Bedürftigen steigt laut UNO-Büro auf 305 Millionen
Trotz der wachsenden Krisen und Konflikte kann OCHA seine geplanten Hilfsleistungen für 2025 nicht erhöhen. So kamen für 2024 bisher nur etwas mehr als 40 Prozent der angefragten Mittel zusammen. Experten befürchten, dass westliche Staaten, einschließlich des Hauptgeberlandes USA, ihre Beiträge reduzieren könnten.
Manche Länder brauchten zwar mehr, sechs dagegen gar kein Geld mehr aus dem globalen Nothilfeplan, berichtete das Büro in Genf. "In einer brennenden Welt zahlen die Verletzlichsten den höchsten Preis: Kinder, Frauen, Menschen mit Behinderungen und Arme", sagte Fletcher. "Wir brauchen ein neues Niveau an globaler Solidarität."
"Wir müssen uns absolut darauf konzentrieren, diejenigen zu erreichen, die am dringendsten Hilfe benötigen", erklärte der ehemalige britische Diplomat, der im vergangenen Monat sein Amt angetreten hatte. Das UNO-Büro musste seine Hilfe bereits einschränken und hat die Lebensmittelhilfe in Syrien etwa um 80 Prozent gekürzt. Im Jemen mit vielen Choleraausbrüchen reichte es nicht für bessere Trink- und Abwasserversorgung, und im Tschad konnte nicht genug gegen den Hunger getan werden. Fehlende Spenden bedeuten demnach, dass nur 115 der geplant 180 Millionen Menschen erreicht werden können.
Den größten Bedarf sieht OCHA im kommenden Jahr in Syrien und den Nachbarländern sowie im Sudan. Auch die von Israel besetzten Palästinensergebiete, die Ukraine und Myanmar seien unter den Krisen, für die OCHA besonders viel Geld benötigt.
UNO-Angaben zufolge war Mitte dieses Jahres eine Rekordzahl von 123 Millionen Menschen aufgrund von Kriegen und Konflikten auf der Flucht. Zudem lebt demnach derzeit eines von fünf Kindern weltweit in Konfliktgebieten oder ist auf der Flucht. Zudem war dieses Jahr bisher das mit den meisten getöteten humanitären Helfern.
"Was sich hinter den Zahlen im Bericht verbirgt, sind inakzeptable Tatsachen: jedes fünfte Kind weltweit lebt in einem Konfliktgebiet oder ist aus einem geflohen. Das sind 400 Millionen Kinder, deren Leben akut bedroht ist und die kaum eine Chance auf eine gesunde Entwicklung und Bildung haben," sagte Janine Lietmeyer, Vorständin der Kinderhilfsorganisation World Vision Deutschland, in einer Aussendung.
Die AG Globale Verantwortung, ein Dachverband von 36 österreichischen Nichtregierungsorganisationen für internationale Entwicklung und Humanitäre Hilfe, kritisierte am Mittwoch in einer Stellungnahme, dass außenpolitische Themen im Nationalratswahlkampf im Hintergrund geblieben wären. Geschäftsführer Lukas Wank appellierte an die Koalitionsverhandler, Weitblick zu beweisen: "Dazu gehört, dass Österreich seinen Beitrag leistet und weltweit anpackt: Bauen Sie die österreichische Humanitäre Hilfe entlang der humanitären Strategie sowie den dafür zuständigen Auslandskatastrophenfonds konsequent aus."
Zusammenfassung
- Die UNO erwartet für 2025 einen Anstieg der Bedürftigen auf 305 Millionen Menschen, was eine Erhöhung um 5 Millionen im Vergleich zu 2024 darstellt. Der finanzielle Bedarf zur Unterstützung dieser Menschen wird auf 47,4 Milliarden Dollar geschätzt.
- OCHA sieht den größten Bedarf an humanitärer Hilfe in Syrien, den Nachbarländern, Sudan, den von Israel besetzten Palästinensergebieten, der Ukraine und Myanmar. Nur etwa 40 Prozent der benötigten Mittel für 2024 wurden bisher bereitgestellt.
- Die Zahl der Menschen auf der Flucht aufgrund von Kriegen und Konflikten erreichte Mitte des Jahres einen Rekord von 123 Millionen. Janine Lietmeyer von World Vision Deutschland betont, dass 400 Millionen Kinder in Konfliktgebieten leben.