Doppelmord-Prozess in WienAPA/STEFAN SOMWEBER

Wild bestritten, dann geständig: Angeklagter bekennt Doppelmord

Der 49-Jährige hat sich nun doch schuldig bekannt, einen Doppelmord an einer Mutter und deren Tochter in Wien-Mariahilf begangen zu haben.

Im Doppelmord-Prozess gegen einen 49 Jahre alten Mann, der in der Nacht auf den 4. August 2022 in Wien-Mariahilf seine 32-jährige Lebensgefährtin und deren 14 Jahre alte Tochter erwürgt haben soll, hat der Angeklagte am Mittwochnachmittag am Landesgericht plötzlich seine Verantwortung bekannt. "Ich bin schuldig zum Doppelmord", gab er zu Protokoll und erklärte gleichzeitig, keine weiteren Angaben mehr machen zu wollen.

"Sex-Unfall"

Bis dahin hatte der Mann einen Sex-Unfall behauptet und dargelegt, seine Freundin habe im Zuge eines von ihr erwünschten sadomasochistischen Sex-Rituals das Bewusstsein verloren und sei nicht mehr aufgewacht. "Leider habe ich nicht mitbekommen, dass sie bewusstlos ist", gab der bisher unbescholtene Mann zu Beginn seiner Einvernahme an. Es sei in der Vergangenheit "öfters passiert", wenn man miteinander intim wurde, "dass sie bewusstlos ist und nach zehn Minuten aufgewacht ist". Er habe seine Freundin "sehr geliebt", sagte der Angeklagte: "Ich wollte sie aufwecken. Aber sie hat sich nicht mehr bewegt."

Tochter erwürgt

Zum gewaltsamen Tod der 14-Jährigen behauptete der Angeklagte, diese sei plötzlich aus dem Kinderzimmer gekommen und habe zu schreien begonnen: "Die Sache ist außer Kontrolle geraten." Er habe dem Mädchen "Hör auf zu schreien! Hör auf zu schreien!" zugerufen, allerdings vergebens. "Die Tochter wollte mit ihrer Mutter sprechen." Er sei in der Situation "überfordert, verzweifelt" gewesen. "Um sie ruhig zu stellen, hat er sie zu würgen begonnen", ergänzte sein Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger. Sein Mandant sei grundsätzlich "ein relativ ruhiger Typ" und damals eigentlich auf einen "romantischen Kerzenabend" eingestellt gewesen.

Opferanwältin: Familie nicht bei Doppelmord-Prozess, weil "Schmerz zu tief ist"

Neunjähriger Sohn überlebte Tatnacht

Zum späten Geständnis im Sinne der Doppelmord-Anklage kam es, nachdem ein Video mit der kontradiktorischen Einvernahme des neunjährigen Sohnes der getöteten 32-Jährigen im Gerichtssaal abgespielt wurde. Der Bub war im Ermittlungsverfahren schonend zu seinen Wahrnehmungen in der der Tatnacht befragt worden, was ihm nunmehr ein Erscheinen bei Gericht ersparte. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder - dieser war bzw. ist nicht vernehmungsfähig - hatte er im Zeitpunkt der Tat im Kinderzimmer geschlafen und war durch Schreie der Schwester aufgewacht, die er zunächst darauf zurückführte, "dass sie eine Spinne gesehen hat", wie er in seiner Befragung schilderte.

In Wahrheit ging der Stiefvater gewalttätig gegen sie los, was der Neunjährige in weiten Teilen mitbekam. Die Mutter war laut Anklage zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Als der 49-Jährige den Buben wahrnahm, herrschte ihn dieser dessen Darstellung zufolge an, sofort ins Kinderzimmer zurückzugehen. Der Neunjährige legte sich ins Bett - und gab vor zu schlafen, als der Stiefvater in weiterer Folge zwei Mal in das Zimmer kam, nachdem in den übrigen Räumlichkeiten Ruhe eingekehrt war.

ribbon Zusammenfassung
  • Der 49-Jährige hat sich nun doch schuldig bekannt, eine Mutter und ihre Tochter in Wien-Mariahilf ermordet zu haben.