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Wienerin tauschte Volksopern-Karriere mit Pornobranche

Die an der Volksoper erfolreihe Mezzosopranistin Adrineh Simonian beendete ihre Musikkarriere und macht nun feministische Pornos.

Vor sieben Jahren beendete die Wiener Mezzosopranistin Adrineh Simonian eine erfolgreiche Karriere, die sie unter anderem zum Stammgast auf der Bühne der Volksoper machte - zugunsten einer Karriere als Pornofilmproduzentin. Bereut hat sie den Karrierewechsel nie, wie die 48-Jährige gegenüber der AFP unterstreicht. In einer von Sexismus, Erniedrigung und Missbrauch geplagten Branche will Simonian unter anderem mit feministischer Pornografie Stereotype aufbrechen.

"Andere Seite" bei Pornos

Der Begriff Pornografie sei mit einem starken Stigma behaftet, findet Simonian. Sie versuche, "den Leuten zu vermitteln, dass es auch eine andere Seite gibt". Mit sorgfältig inszenierter Beleuchtung filmt sie dafür auch Paare, die vorher noch nie Sex vor der Kamera hatten. Die Darsteller bekommen weder ein Drehbuch noch Anweisungen, sondern tun einfach, was ihnen Spaß macht.

Inspiration für Sexualität

Abwechslungsreiche Darstellung sexueller Lust soll die Zuschauer inspirieren, "ihre eigene Sexualität zu leben", sagt Simonian. Auf ihrer im vergangenen Jahr gestarteten Streamingwebsite Arthouse Vienna sind mehr als 80 Filme von ihr und gleichgesinnten Produzenten abrufbar.

In ausführlichen Gesprächen stelle sie sicher, dass Neulinge vor der Kamera sich beim Dreh der Pornos wohlfühlen und nichts tun, was sie nicht wollen. Ihr Engagement können sie jederzeit beenden. Zudem werden die Filme erst veröffentlicht, wenn die Darsteller die endgültige Fassung genehmigt haben.

Feministische Pornografie entstand schon in den 1980er Jahren und erfährt in den vergangenen Jahren einen Aufschwung. Dazu trug auch Simonian bei, die mit viel Witz, Jovialität und ihrem interessanten biografischen Hintergrund in Talkshows auftritt. Sie stammt aus einer wohlhabenden armenischen Familie im Iran. Wenige Jahre vor der Islamischen Revolution 1979 verließen die vierjährige Adrineh, ihre Geschwister und ihre Mutter den Iran und fingen in Wien neu an.

Film-Tipps von YouTube

Simonian nahm Geigen- und Klavierunterricht, bevor sie sich zur Mezzosopranistin ausbilden ließ und eine erfolgreiche Karriere startete. Doch ein zufällig mitgehörtes Gespräch veränderte ihr Leben: Als ein Mitglied des Opernensembles während einer Plauderei das Wort "Porno" aussprach, verstummten die Gespräche ringsherum. Simonian fragte sich, warum die Darstellung menschlicher Sexualität ein gesellschaftliches Tabu ist. Nach 14 Jahren als Opernsängerin holte sie sich auf Youtube Tipps zum Filmen und wechselte das Metier.

Oper und feministische Pornos seien gar nicht so weit voneinander entfernt, findet Simonian: "Ja, worum geht es denn in der Oper? Es geht die ganze Zeit um Liebe, wer will wen haben, wer ist eifersüchtig, wer hat gerade einen Seitensprung... Es geht in unserem Leben immer um Emotionen und das ist auch in der Pornografie so."

Von ihrem Mann, dem vielgefragten Bassbariton Wolfgang Koch, bekommt Simonian Unterstützung. Dennoch muss sie noch immer um Akzeptanz kämpfen - und um Geld. Zahlungsanbieter hätten ihre Dienste für Arthouse Vienna eingestellt, als sich die Seite von einem Portal für Simonians eigene Produktionen zu einem Streaminganbieter mit diversen Pornos im Angebot mauserte, erzählt Simonian. Dennoch findet Simonian ihre neue Karriere bereichernd. "Es gibt keinen Tag, an dem ich es bereut hätte - ganz im Gegenteil. Ich fühle mich großartig dabei, und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt etwas wirklich Sinnvolles tue."

ribbon Zusammenfassung
  • Vor sieben Jahren beendete die Wiener Mezzosopranistin Adrineh Simonian eine erfolgreiche Karriere, die sie unter anderem zum Stammgast auf der Bühne der Volksoper machte - zugunsten einer Karriere als Pornofilmproduzentin.
  • Bereut hat sie den Karrierewechsel nie, wie die 48-Jährige gegenüber der AFP unterstreicht. In einer von Sexismus, Erniedrigung und Missbrauch geplagten Branche will Simonian unter anderem mit feministischer Pornografie Stereotype aufbrechen.
  • Der Begriff Pornografie sei mit einem starken Stigma behaftet, findet Simonian. Sie versuche, "den Leuten zu vermitteln, dass es auch eine andere Seite gibt".
  • Mit sorgfältig inszenierter Beleuchtung filmt sie dafür auch Paare, die vorher noch nie Sex vor der Kamera hatten. Die Darsteller bekommen weder ein Drehbuch noch Anweisungen, sondern tun einfach, was ihnen Spaß macht.