Wiener Tiergarten Schönbrunn hat ein Artenschutzhaus
Illegaler Wildtierhandel gehört dem Tiergarten zufolge zu den lukrativsten globalen Verbrechen. Wildtiere werden hauptsächlich als Medizin, Nahrungsmittel, Modeartikel, Dekoration, Statussymbol sowie für die Heimtierhaltung gehandelt. "Neben dem Lebensraumverlust stellt der illegale Handel mit Wildtieren eine massive Gefahr für einzelne bedrohte Tierarten und die Biodiversität dar. Viele dieser Tiere werden beim Fang tödlich verletzt oder sterben während des Transports. Der Verlust einer Tierart kann das Gleichgewicht ganzer Ökosysteme massiv beeinflussen. Zoologische Gärten versuchen, dem in vielerlei Hinsicht entgegenzuwirken", betonte Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.
In Österreich ist die Zollbehörde für die Bekämpfung des illegalen Handels verantwortlich. Meistens werden Medikamente oder Tierprodukte gefunden. Es werden aber auch lebende Tiere beschlagnahmt. Bei seltenen Tierarten ist der Tiergarten Schönbrunn eine der ersten Anlaufstellen für den Zoll. Im neuen Artenschutzhaus sind nun in 16 Terrarien Tierarten zu sehen, die teils schon vor Jahren durch Beschlagnahmen in den Tiergarten kamen, bisher jedoch größtenteils nur hinter den Kulissen gehalten und erfolgreich nachgezüchtet wurden.
Dazu zählen Nachkommen der stark gefährdeten Dreikiel-Scharnierschildkröte, die für den Fleisch- und Heimtiermarkt geschmuggelt wird und 2015 am Wiener Flughafen beschlagnahmt wurde, aber auch vom Sandgecko, der häufig für die Heimtierhaltung geschmuggelt wird und 2017 ebenfalls am Flughafen beschlagnahmt wurde. Erstmals zu sehen sind auch Nachzuchten von Krokodilschwanztejus, die 2021 in den Niederlanden beschlagnahmt und an den Zoo übergeben wurden. Der Tiergarten Schönbrunn hat 2023 als nach eigenen Angaben erster Zoo der Welt die südamerikanischen Echsen nachgezüchtet.
"Mit dem Aufbau von gesunden Reservepopulationen durch gezielte Nachtzucht außerhalb des natürlichen Lebensraumes leisten wir einen bedeutenden Beitrag zum aktiven Artenschutz. Mit dem neuen Artenschutzhaus holen wir diese Arbeit quasi aus dem Backstage-Bereich des Tiergartens hervor und verknüpfen ihn mit der Aufklärung der Öffentlichkeit über die verheerenden Auswirkungen des illegalen Wildtierhandels", erläuterte Hering-Hagenbeck.
Chamäleons aus Tansania
Auch bei artengeschützten Chamäleons aus Tansania, von denen im Jänner 2021 mehr als 70 Tiere am Wiener Flughafen sichergestellt wurden, gelang mit viel Aufwand bereits großteils die Nachzucht. Diese im Tiergarten geborenen Reptilien sind nun im Artenschutzhaus zu sehen: unter anderem das Usambara-Dreihornchamäleon, das Nguru-Zwergchamäleon und das Fischers Chamäleon. Nicht zuletzt wird auch die Arbeit der Artenschutzspürhunde dokumentiert.
Zusammenfassung
- Illegaler Wildtierhandel gilt als eines der lukrativsten globalen Verbrechen und bedroht die Biodiversität. Der Tiergarten unterstützt den Artenschutz durch die Nachzucht von Arten wie dem Sandgecko, der 2017 beschlagnahmt wurde.
- Erfolgreiche Nachzuchtprogramme des Zoos umfassen Krokodilschwanztejus und Chamäleons aus Tansania, die 2021 beschlagnahmt wurden. Die Arbeit der Artenschutzspürhunde wird ebenfalls dokumentiert.