Wie die Impfbereitschaft in Deutschland einen Höchstwert erreichte
In der "European Covid Survey" (ECOS) mehrerer europäischer Hochschulen, darunter auch des Hamburg Center for Health Economicy (HCHE), werden regelmäßig 7.000 Personen in sieben europäischen Ländern zur Corona-Pandemie befragt, darunter auch zur Impfbereitschaft.
In der jüngsten Befragung im September gaben 82 Prozent der deutschen und 81 Prozent der französischen Befragten an, sich impfen lassen zu wollen. Das ist ein deutlicher Anstieg von 73 Prozent (Deutschland) bzw. 67 Prozent (Frankreich) noch im Juni. Das ist vor allem in Bezug auf Frankreich erstaunlich, da dort nur 47 Prozent der Befragten Vertrauen in die Sicherheit der Corona-Impfung haben, wie Umfrageergebnisse, die PULS 24 vorliegen, zeigen.
Die Gründe dafür sind nicht direkt aus der Umfrage ersichtlich. Denn im Gegensatz zu Befragten etwa aus Portugal oder Spanien, halten sich Sorgen, einen geliebten Menschen an Corona zu verlieren (Deutschland: 36%, Frankreich: 35%), dass das Gesundheitssystem überlastet wird (Deutschland: 35%, Frankreich: 38%) oder um wirtschaftliche Auswirkungen der Pandemie vergleichsweise in Grenzen. Auch die Sorge um eine vierte Welle im Herbst ist sowohl in Deutschland als auch Frankreich mit 51 Prozent rückläufig.
Impfaktion und Impfpflicht
Ökonom Jonas Schreyögg, der die Umfrage für das HCHE durchführt, nennt als Gründe dafür gegenüber PULS 24 unter anderem die dortigen Impfaktionen: "In Deutschland ist man seit dem Sommer mit mobilen Teams in Problemviertel gegangen und hat dort die Menschen informiert sowie Impfangebote unterbreitet", erklärt er. Man wisse vom Frühjahr "aus England, insbesondere London, dass das eine sehr effektive Strategie ist", so Schreyögg.
In Frankreich hatte vor allem die inzwischen eingeführte Pflichtimpfung für bestimmte Berufsgruppen einen positiven Effekt. Das erhöhe auch bei manchen die Impfbereitschaft. "Ob dies allerdings eine nachhaltige Strategie ist, bleibt abzuwarten, denn dadurch verhärtet sich natürlich auch die Einstellung bei Impfskeptikern", sagt der Gesundheitsökonom.
Alles eine Frage der politischen Kommunikation?
Besonders erfolgreich mit seiner Impfkampagne war Portugal. Dort sind aktuell rund 85 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert. Die Impfwilligkeit liegt laut ECOS-Umfrage ebenso wie im benachbarten Spanien bei 90 Prozent. In Portugal wurde die Impfkampagne von einem Expertenkommitee unter Leitung eines Admirals geleitet. Der Grundsatz: keine Politiker. Diese Entpolitisierung habe das Vertrauen in die Impfung deutlich erhöht.
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Das sieht auch Schreyögg so: "Ja, Entpolitisierung ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Wir sehen in den Antworten auch, dass viele Menschen sich von der Politik unter Druck gesetzt fühlen." Dies sei mittlerweile unter den Top drei der angegebenen Gründe, sich nicht impfen zu lassen. Der Gesundheitsökonom empfiehlt daher, stärker auf die Ansprache z.B. durch beliebte Promis als Teil der Gesellschaft zu setzen.
Weitere wichtige Gründe für die hohe Impfbereitschaft in Portugal und Spanien sei aber auch, dass beide Länder gesundheitlich wie wirtschaftlich sehr stark von der Pandemie betroffen waren, sagt Schreyögg. In beiden Ländern gaben 72 Prozent (Portugal) bzw. 70 Prozent (Spanien) der Befragten an, besorgt darüber zu sein, geliebte Menschen durch Covid zu verlieren.
Die Bereitschaft die eigenen Kinder zu impfen ist ebenfalls hoch. Der am häufigsten angegebene Grund: Um das Kind vor einer Corona-Erkrankung zu schützen. Das gaben in Portugal 85 Prozent und in Spanien 84 Prozent der Befragten an. Zum Vergleich: In Deutschland und Großbritannien waren dies nur 62 Prozent, in Frankreich 70 Prozent der Befragten.
Durchimpfungsrate im Ländervergleich
Zusammenfassung
- 82 Prozent der Deutschen und 81 Prozent der Franzosen würden sich laut einer repräsentativen Umfrage, die PULS 24 vorliegt, gegen das Coronavirus impfen lassen. Das ist ein deutlicher Zuwachs. Gesundheitsökonom Jonas Schreyögg erklärt gegenüber PULS 24 woran dies liegt.