APA/APA/AFP/ANG TASHI SHERPA

Weltrekord-Sherpa nach Lawinen-Unglück in Tibet vermisst

Bei einem Lawinenunglück in Tibet wurden eine US-Bergsteigerin und ihr Sherpa getötet. Auch der nepalesische Bergführer Tenjen Lama Sherpa, der im Sommer noch einen Weltrekord aufstellte, wird vermisst.

Insgesamt 52 Bergsteiger:innen waren am Samstag im Himalaya auf dem Weg zum Shishapangma (8.026 Meter), als eine Lawine abging. Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete, wurden dabei eine US-Bergsteigerin und ihr Bergführer getötet, ein weiterer Bergsteiger sei verletzt worden. 

Weltrekord-Sherpa vermisst

Eine weitere US-Bergsteigerin und ihr Führer, Tenjen Lama Sherpa werden demnach vermisst. Der nepalesische Bergführer Tenjen Lama Sherpa hatte kürzlich mit der norwegischen Bergsteigerin Kristin Harila einen Weltrekord aufgestellt.

Die beiden bestiegen alle 14 Achttausender schneller als je ein Mensch zuvor - in 92 Tagen, teilte das Guinnessbuch der Rekorde mit.

Tenjen Lama Sherpa war auch am K2, als dort im Juli ein pakistanischer Hochträger ums Leben kam. Mohammed Hassan stürzte an einer Schlüsselstelle auf rund 8.200 Metern mehrere Meter senkrecht in die Tiefe. Der 27-Jährige blieb kopfüber mit nackten Beinen in einem Fixseil hängen. 

Nach Hassans Absturz sei lediglich ein neues Seil befestigt worden, damit die Leute weitergehen konnten. Darunter hing Hassan weiterhin fest, berichtete damals der Kameramann Philip Fläming. 

Es entfachte Welle der Empörung, weil dutzende Bergsteiger einfach über ihn hinwegstiegen, anstatt ihm zu helfen. Auch der ehemalige Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner kritisierte den Egoismus der Gipfelstürmer:innen scharf.

"Das könnte mir auch passieren"

Die Norwegerin Harila und ihr Sherpa, die an dem Tag auf dem Weg zu ihrem Weltrekord waren, widersprachen den Darstellungen jedoch. Sie hätten sehr wohl geholfen, wie auch Tenjen Lama damals dem "Standard" sagte. Er hätte versucht, Hilfe zu organisieren. So habe er ins Basislager gefunkt und versucht, Hassan warmzuhalten. 

Doch am Berg müsse man oft schnelle Entscheidungen treffen. Hassan sei mit schlechter Ausrüstungen und mangelndem Sauerstoff unterwegs gewesen und hätte kaum Überlebenschancen gehabt. "Das könnte auch mir passieren", sagte Tenjen Lama im August dem "Standard". Er würde sich nicht erwarten, dass man ihm in so einer hoffnungslosen Situation helfen würde. 

Nun wird der Sherpa nach dem Lawinenunglück in Tibet vermisst. Er half der Bergsteigerin Gina Marie Rzucidlo bei ihrem Ziel, als erste US-Amerikanerin alle 14 Achttausender zu erklimmen. Von ihnen fehlt allerdings jede Spur. 

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einem Lawinenunglück in Tibet wurden eine US-Bergsteigerin und ihr Sherpa getötet.
  • Auch der nepalesische Bergführer Tenjen Lama Sherpa, der im Sommer noch einen Weltrekord aufstellte, wird vermisst.
  • Er bestieg mit der Norwegerin Kristin Harila alle 14 Achttausender schneller als je ein Mensch zuvor - in 92 Tagen.
  • Tenjen Lama Sherpa war auch am K2, als dort im Juli ein pakistanischer Hochträger ums Leben kam.
  • Es entfachte Welle der Empörung, weil dutzende Bergsteiger einfach über ihn hinwegstiegen, anstatt ihm zu helfen.