FrauentagAPA/GEORG HOCHMUTH

So frauenfeindlich ist Österreich - in Zahlen

Am Freitag wird zum 113. Mal der internationale Frauentag gefeiert. Wieder einmal steht der 8. März im Zeichen der Frauenrechte.

In Österreich sind Frauen und Männer gleichberechtigt - zumindest laut der Bundesverfassung.

Und trotzdem verdienen auch im Jahr 2024 Frauen im Schnitt weniger als Männer. Immer noch gehört sexuelle Belästigung zum Alltag jeder Frau. Heute ist der 8. März - und in Österreich wurden bereits sieben Frauen durch männliche Hand getötet.

Deshalb ist der internationale Frauentag immer noch wichtig.

Frauen verdienen weniger als Männer - immer noch

Frauen verdienen laut Einkommensbericht der Statistik Austria in Österreich durchschnittlich um 12,4 Prozent weniger als Männer. Wie sehr die Lohnschere bei Vollzeitstellen auseinandergeht, hängt stark vom Wohnort ab: Wien hat die kleinste Einkommensschere, Vorarlberg die größte.

In der Privatwirtschaft haben sich die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in den vergangenen Jahren zwar auf 18,4 Prozent verringert - im EU-Vergleich ist Österreich aber laut Statistik Austria hinter Estland das Land mit dem zweitgrößten Gender Pay Gap.

Höher als im EU-Schnitt ist hierzulande die Erwerbsbeteiligung von Frauen (70 Prozent) - gleiches gilt aber auch für deren Teilzeitquote (50,7 Prozent). Für den Gender Pay Gap werden die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft verglichen. 

Gender Pay Gap in Österreich und EU

Geschlechtsspezifischer Unterschied bei Bruttostundenlohn in der Privatwirtschaft, Österreich 2012 und 2022; EU-Vergleich 2022; Quelle: Statistik Austria; 

Höhere Ausbildung, niedrigere Bezahlung

Die hohe Lohndifferenz in Österreich kann laut Statistik Austria (basierend auf Daten von 2018) zu rund einem Drittel erklärt werden, der Rest bleibe unerklärt.

Faktoren sind, dass Frauen öfter in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten. Unterschiede in der Arbeitszeit sind durch die Verwendung von Stundenverdiensten zwar grundsätzlich bereits berücksichtigt - Teilzeit wird im Schnitt aber auch pro Stunde geringer entlohnt, was Frauen stärker betrifft als Männer. Zudem sind Frauen durchschnittlich kürzer im Unternehmen beschäftigt.

Keine Rolle spielt dagegen die Ausbildung - im Gegenteil: Ginge es nach dieser, müssten Frauen mehr verdienen als Männer.

Politische Ämter: Frauen unterrepräsentiert

Auch in politischen Ämtern sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert - das zeigt ein Blick auf die österreichische Politik.

Noch nie gab es eine Bundespräsidentin, fast auf keiner Ebene herrscht Parität. Im Nationalrat sind vier von zehn Abgeordneten Frauen (40 Prozent), bei Österreichs EU-Abgeordneten - wobei die im Juni neu gewählt werden - noch weniger (37 Prozent). In der Regierung ist der Frauenanteil zuletzt sogar gesunken: von 53 auf 42 Prozent.

Besonders selten sind auch Bürgermeisterinnen. Nur ein Zehntel der Ortschefs ist weiblich (10,5 Prozent Stand Ende 2023). Dennoch hat sich der Frauenanteil unter den Bürgermeistern in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.

Sexuelle Belästigung gehört für Frauen zum Alltag

Weiter geht es mit dem Thema sexuelle Belästigung. Die 2011 veröffentlichte Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern des Österreichischen Instituts Familienforschung (ÖIF) zeigte: Drei Viertel aller Frauen in Österreich (74,2 Prozent) haben schon einmal sexuelle Belästigung erlebt. 29,5 Prozent der Frauen hat sexuelle Gewalt erfahren.

Sexuelle Belästigung und Gewalt kommen dabei in allen Lebensbereichen vor: an öffentlichen Orten, in Freundes- und Bekanntenkreisen, am Arbeits- und Ausbildungsplatz, in der Partnerschaft und auch in der Familie.

Eine im Jahr 2022 von der Statistik Austria veröffentlichte Studie zeigt: 27 Prozent der österreichischen Frauen hat sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt.

Die Täter sind meisten Männer:

  • 96,96 Prozent dieser sexuellen Übergriffe wurden von Männern begangen.
  • 2021 waren 99 Prozent der wegen Vergewaltigung Verurteilten männlich.

Und bei sexueller Gewalt endet es leider oftmals nicht.

Land der Frauenmorde

Seit Jahresbeginn sind in Österreich bereits sieben Frauen von Männern getötet worden. Sechs davon allein im Februar, binnen weniger Tage.

"Seit 2018 sind es somit bereits 144 Femizide. Das ist ein untragbarer Zustand", so Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. Jede Frau könne Opfer eines Femizids werden, unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Stand. "Gewalt an Frauen kennt keine Nationalität, Religion und Herkunft. Gewalt an Frauen ist ein globales Problem und daher auch ist kein importiertes Problem", so Frieben.

Das allgemeine Problem in Österreich sei, dass "patriarchalischen Strukturen zu tief verwurzelt" seien. 

Der Österreichische Frauenring fordert eine "Gesamtstrategie und einen ganzheitlichen Ansatz gegen Gewalt an Frauen und Femizide". Die Regierung, alle Ministerien, Landesregierungen, Städte und Gemeinden müssten gemeinsam wirksame nachhaltige Maßnahmen gegen Gewalt setzen. "Jede Frau in Österreich muss sicher leben können", erklärte Frieben.

Dreifach-Mord in Wien: Genug Schutz für Frauen?

ribbon Zusammenfassung
  • Am Freitag wird zum 113. Mal der internationale Frauentag gefeiert. Wieder einmal steht der 8. März im Zeichen der Frauenrechte.
  • In Österreich sind Frauen und Männer gleichberechtigt - zumindest laut der Bundesverfassung.
  • Und trotzdem verdienen auch im Jahr 2024 Frauen im Schnitt weniger als Männer. Immer noch gehört sexuelle Belästigung zum Alltag jeder Frau.
  • Heute ist der 8. März - und bereits wurden sieben Frauen durch männliche Hand getötet.
  • Deshalb ist der internationale Frauentag immer noch wichtig.