Vertreter von LGBTIQ+ von Ausmaß an "Hate Crime" erschüttert
"Zwei der Opfer kennen wir: Einer ist im Juli zu uns gekommen - nicht vorrangig, weil er seelische Hilfe gebraucht hat, sondern in erster Linie, weil er uns gefragt hat, was er tun soll. Wir sagten ihm, er solle sofort zur Polizei gehen. Ein Zweiter hat sich auch noch gemeldet, dem wir das Gleiche empfohlen haben", sagte Niedermayer im APA-Gespräch. "Dass die Leute zuerst zu uns kommen, sagt schon das meiste: Sie schämen sich natürlich auch. Das sind meist keine selbstbewussten, geouteten Schwulen, sondern schüchterne, ruhige Männer, die nicht wissen, was sie tun sollen."
Niedermayer kann nachvollziehen, warum die Betroffenen das auch nicht "an die große Glocke hängen, wenn sie wo schwulen Sex haben wollten und verarscht wurden". Sich Hilfe zu suchen oder zur Polizei zu gehen, zeige aber von Stärke, betonte der Vorsitzende. Und niemand müsse glauben, dass sie mit anonymem, schwulem Sex etwas Verbotenes tun.
Seit Jahrzehnten gilt ein Waldstück südlich von Graz als sogenannter Cruising-Treffpunkt für schwule Männer. Das sei damals entstanden, als homosexueller Kontakt tatsächlich noch verboten war, erklärte Niedermayer. Noch heute wird der Treffpunkt für völlig legale, anonyme, sexuelle Kontakte genutzt, was aber auch immer wieder für Ärger in der Nachbarschaft sorge. Beide Männer, die bei Niedermayer Rat gesucht haben, seien von den Tätern dorthin gelockt worden.
"Spielball der Politik"
Der Vorsitzende meinte, dass seiner Ansicht nach der Hass gegen queere Menschen nicht mehr, "aber salonfähiger" werde. Er merke das auch anhand der Pöbeleien, die er selbst erfahre, wenn er etwa im Vereinslokal in der Grazer Annenstraße ist und wöchentlich vor allem Jugendliche oder junge Männer nur zum Schimpfen hereinkommen. "Der Hass wird salonfähiger und das hat meiner Meinung nach auch mit einer FPÖ, mit einem Viktor Orban in Ungarn, Putin und Trump zu tun. Wenn die Dinge in der Öffentlichkeit sagen, dann fühlen sich Menschen, die einen Hass in sich tragen, ermutigt, auch etwas öffentlich zu sagen", sagte Niedermayer.
"Man wird zum Spielball der Politik, dabei sind queere Menschen überall, in allen Gesellschaftsschichten und auch in allen politischen Parteien. Aber ich habe das Gefühl, es wird gerade ein neues Feindbild aufgezogen", erklärte er weiter. "Gleichzeitig muss man aber auch sagen: Die letzten zehn bis 20 Jahre haben queere Themen mehr Sichtbarkeit denn je erhalten, und je mehr Regenbogenfahnen ich aufhänge, desto mehr werden logischerweise heruntergerissen. Die Entwicklung zu mehr Sichtbarkeit der queeren Bevölkerung schlägt so natürlich auch in die andere Richtung aus."
Niedermayer empfahl allen Betroffenen von Übergriffen, sich bei der Polizei zu melden und jene, die psychologische Hilfe brauchen, können sich an die RosaLila PantherInnen wenden.
(S E R V I C E - Die RosaLila PantherInnen unter https://www.homo.at/ zu finden)
Zusammenfassung
- Joe Niedermayer, Vorsitzender des Vereins RosaLila PantherInnen, ist erschüttert über die jüngsten Angriffe auf die LGBTIQ+-Gemeinschaft und glaubt, dass die Dunkelziffer noch höher ist.
- Zwei der Betroffenen suchten im letzten Jahr Rat bei Niedermayer, nachdem sie zu einem bekannten Cruising-Treffpunkt in einem Waldstück südlich von Graz gelockt wurden.
- Niedermayer betont, dass der Hass gegen queere Menschen salonfähiger wird und empfiehlt Opfern, sich an die Polizei zu wenden.