Bohrn Mena über Teichtmeister: "Mein Mitleid gilt anderen"
Der Gerichtsprozess gegen den Schauspieler Florian Teichtmeister wegen des Besitzes von massenhaft Bildmaterial von Kindesmissbrauch ist wegen der Erkrankung des Angeklagten verschoben worden. Der 43-Jährige hätte sich am Mittwoch am Wiener Landesgericht für Strafsachen zu verantworten gehabt.
Angelika Hager, Leiterin des Gesellschaftsressorts im Nachrichtenmagazin "Profil", kritisierte auch den medialen und öffentlichen Umgang mit dem ehemaligen Burgschauspieler. "Was mich in dieser Causa wirklich gestört hat – bei allem Konsens, dass wir das aufs Tiefste verurteilen –, ist, dass es eine Prangersituation gegeben hat. Der Herr Teichtmeister, der ja geständig war, wurde quasi wirklich durch das Dorf getrieben", sagte Hager am Mittwoch bei "WildUmstritten" auf PULS 24.
"Die Resozialisierungsmöglichkeit des Herrn Teichtmeister hat im Vorfeld ein Todesurteil bekommen", meinte die Journalistin außerdem. Hager sagte, sie empfinde die öffentliche Debatte teilweise als "degoutant". Sie hätte gehofft, dass die Zivilgesellschaft weiter sei.
Bohrn Mena fordert Fokus auf Opfer
Die Arbeitsmarktexpertin und Autorin Veronika Bohrn Mena betonte, man müsse den Blick auf die minderjährigen Opfer der von Teichtmeister konsumierten Missbrauchsdarstellungen richten. "Was diese Kinder erlebt haben, die man auf den Bildern sieht, tragen sie ihr Leben lang mit sich. Man kann schon darüber reden, dass der Florian Teichtmeister keine Karriere mehr hat, aber die Kinder, die missbraucht worden sind, werden ihr Leben lang darunter leiden", erinnerte Bohrn Mena, die zuletzt das Buch "Konzerne an die Kette! So stoppen wir die Ausbeutung von Umwelt und Menschen" veröffentlicht hatte.
Bohrn Mena gab zu bedenken, dass die jungen Menschen auf den Missbrauchsbildern nun ihr Leben lang Probleme haben werden, Beziehungen zu führen oder Familien zu gründen. Über Ex-Burgschauspieler Teichtmeister sagte die Autorin: "Wenn ein Mensch, der mit so vielen Privilegien und so viel Glück ausgestattet ist, sich alles selbst kaputt macht, dann gilt mein Mitleid anderen Menschen."
Sichrovsky würdigt künstlerisches Talent
Der Kulturpublizist Heinz Sichrovsky vom Magazin "News" führte ins Treffen, es sei "endlos schade um diesen Schauspieler" und dessen Begabung. Er wolle dessen Taten, die er ja bereits gestanden hat, aber keineswegs verniedlichen. Sein "tiefstes Mitgefühl" gelte den Opfern, betonte Sichrovsky.
Zusammenfassung
- Bei "WildUmstritten" diskutierten "Profil"-Journalistin Angelika Hager, "News"-Kulturkritiker Heinz Sichrovsky und Arbeitsmarktexpertin Veronika Bohrn Mena unter anderem über die Causa Teichtmeister.
- Bohrn Mena betonte, man müsse den Blick auf die minderjährigen Opfer der von Teichtmeister konsumierten Missbrauchsdarstellungen richten.