Unfälle, Sperren, Zugausfälle: Schneechaos in Österreich
In der Nacht auf Samstag gab es vor allem in Westösterreich massive Schneefälle - in Vorarlberg und Tirol herrscht Lawinenwarnstufe 4 - die höchste Warnstufe.
Der ÖAMTC berichtete vor allem an der Alpennordseite und am Alpenostrand von tiefwinterlichen Fahrbahnverhältnissen. Zahlreiche Hauptverbindungen waren am Samstagmorgen nur schwer passierbar, es kam immer wieder zu Staus und Unfällen. Auch Autobahnen waren betroffen, Fahrzeuge blieben hängen, was wiederum die Straßenräumungsarbeiten erschwerte
Straßensperren
Die Wiener Außenring Autobahn A21 in Niederösterreich wurde etwa aufgrund mehrerer hängengebliebener Fahrzeuge Samstagmittag in beide Richtungen gesperrt.
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Wie die Asfinag informierte, wurde eine großräumige Umleitung eingerichtet. Die Dauer der Sperre der A21 war nicht absehbar.
Am Samstagvormittag war die Westautobahn (A1) bei Salzburg Nord wegen Lkw-Bergungsarbeiten nicht befahrbar. Wenig besser stellte sich die Situation auf der Tauern-Autobahn (A10) dar, kurzfristig musste in Fahrtrichtung Süden der Katschbergtunnel gesperrt werden. In Tirol war die Brenner Straße (B182) bei Gries aufgrund hängen gebliebener Fahrzeuge gesperrt und auch auf der A13, der Brenner Autobahn, gab es Behinderungen durch Schneefall. Aufgrund der Schneelast wurden auch immer wieder Bäume geknickt - die Feuerwehren und Räumungsdienste arbeiteten mit Hochdruck.
In Tirol sind ebenfalls wegen umgeknickter Bäume rund 4.000 Haushalte ohne Strom - und auch im Norden Salzburgs und in Oberösterreich sind viele Haushalte ohne Strom. Leitungen wurden lahmgelegt. Etwa 26.000 Haushalte waren laut Netz OÖ gegen 10.00 Uhr ohne Strom.
Zahlreiche Unfälle
Über Nacht war in Westösterreich im Gebirge vielerorts 50 Zentimeter Neuschnee oder mehr gefallen - doch auch in den Tälern sorgten winterliche Fahrbahnen für zahlreiche Unfälle.
Allein in Niederösterreich mussten die Feuerwehren in den vergangenen 24 Stunden zu rund 170 Fahrzeugbergungen ausrücken. Auf der B36 im Bezirk Melk etwa war ein Tanklaster umgekippt.
"Bitte bleiben Sie zuhause"
Das Landesfeuerwehrkommando Oberösterreich absolvierte allein seit Mitternacht 659 Einsätze, von insgesamt rund 900 Wehren im Land ob der Enns waren bis zum Vormittag 364 Stützpunkte im Einsatz, hieß es am Samstag in einer ersten Bilanz. Die meisten Einsätze betrafen hängen gebliebene Fahrzeuge sowie massiver Schneedruck, der Stromleitungen kappte.
"Bitte bleiben Sie zuhause, vermeiden Sie unnötige Fahrten mit dem Auto", appellierte Hannes Niedermayr vom Landesfeuerwehrkommando (LFK) Oberösterreich im APA-Gespräch. Vom Zentralraum bis Innviertel seien die Einsatzkräfte schon "ziemlich gestresst".
Im Bundesland Salzburg hat sich durch die Neuschneemengen die Lawinensituation besonders im Bereich Hohe Tauern verschärft. Der Lawinenwarndienst des Landes Salzburg stufte die Gefahr eines Schneebretts als "groß" ein. Beim Landesfeuerwehrkommando Salzburg berichtete man von bisher 100 Einsätzen. Hauptbetroffen waren der Flachgau und der Tennengau.
In Vorarlberg waren unterdessen 91 Menschen nach einem Hangrutsch in einem Nachtlokal eingesperrt. Rund 150 Meter oberhalb des Lokals Conrad Sohm bei Dornbirn kam ein Hang ins Rutschen. Dabei sei auch der Parkplatz des Nachtlokals verschüttet worden.
Gegen 9.30 Uhr war dann die Evakuierung des Gebäudes aber schließlich möglich, informierte die Stadt Dornbirn. Weitere Hangrutschungen seien möglich, der Nachtklub muss deshalb vorerst gesperrt bleiben.
Zugreisen sollen verschoben werden
Nicht nur Autofahrten, sondern auch Zugreisen gestalten sich am Samstag durchaus gefährlich. Der Zugverkehr zwischen Linz Urfahr und Aigen-Schlägl sowie zwischen Grein Stadt und St.Nikola-Struden und Bischofshofen und Eben im Pongau ist derzeit wegen Schneefalls nicht möglich. Ebenso zu Ausfällen kommt es zwischen Attnang-Puchheim und Gmunden, zwischen Innsbruck Hötting und Martinswand sowie zwischen Imst-Pitztal und Landeck-Zams. Die ÖBB informieren hier über alle Störungen.
https://twitter.com/unsereOEBB/status/1730820587973423231
In Süddeutschland ist der Zugverkehr noch stärker beeinträchtigt. Es komme zu Verspätungen und Ausfällen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn Samstagfrüh. Der Hauptbahnhof in München könne nicht angefahren werden.
Unter anderem im Großraum von Bayerns Landeshauptstadt sei der Fernverkehr aktuell eingestellt. Die Verbindungen nach Salzburg, Innsbruck, Nürnberg, Stuttgart und Lindau fielen aus. Den ganzen Samstag sei mit Einschränkungen zu rechnen.
"Wir empfehlen, Reisen von und nach München zu verschieben", sagte die Sprecherin. Auch in anderen Teilen von Süddeutschland könne es zu witterungsbedingten Zugausfällen und Verspätungen kommen, hieß es weiter. Alle Fahrgäste, die ihre in Süddeutschland geplante Reise aufgrund des Wintereinbruchs verschieben wollten, könnten ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben.
Flughafen München gesperrt
In Ulm und in München mussten Fahrgäste in Zügen übernachten. U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen fuhren in München zunächst auch nicht mehr. Auf den Straßen im südlichen Bayern gab es zahlreiche Unfälle - bei den meisten blieb es laut Polizei bei Sachschäden. Die Polizei von Oberbayern Süd forderte die Bevölkerung auf, zuhause zu bleiben. Die Einsatzkräfte seien im Dauereinsatz.
https://twitter.com/BFMuenchen/status/1730857085213044835
Am Freitag waren bereits am Flughafen München mehr als 150 Starts und Landungen witterungsbedingt abgesagt worden. Gründe dafür seien Schneefall und niedrige Temperaturen am Flughafen gewesen, sagte ein Sprecher. Die Flugsperre soll zumindest bis Samstag um 12 gelten.
Zusammenfassung
- In weiten Teilen Österreichs sorgt heftiger Schneefall derzeit für widrige Bedingungen im Verkehr.
- In Salzburg, Tirol, Kärnten und Oberösterreich gibt es Stromausfälle und Straßensperren.
- Der Flughafen München stellte den Betrieb ein. Von Zugreisen nach Bayern wird abgeraten.
- In Dornbirn waren 90 Menschen nach einem Hangrutsch in einem Lokal gefangen.