Twitter sperrte kurzfristig Konto von Nawalnys WitweAPA/dpa/Sven Hoppe

Twitter sperrte kurzfristig Konto von Nawalnys Witwe

Der Onlinedienst X (vormals Twitter) hat das Konto der Witwe des in der Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny am Dienstag kurzfristig gesperrt und wenig später wieder freigeschaltet.

Auf dem erst am Vortag eingerichteten Konto von Julija Nawalnaja erschien kurzzeitig der Hinweis: "Konto gesperrt. X sperrt Konten, die unsere Regeln verletzen".

Account wieder freigeschaltet

Nähere Angaben wurden zu den Gründen zunächst nicht gemacht. Kurz darauf wurde der Account wieder freigeschaltet.

Vor der Sperre hatte Nawalnaja im Onlinedienst X von Moskau die Herausgabe der Leiche ihres Mannes gefordert. "Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt", schrieb Nawalnaja am Dienstag. "Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen - hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen", forderte sie.

Erst am Montag veröffentlichte Nawalnaja auf X ein Video, in dem sie Putin vorwarf, ihren Mann, Kreml-Kritiker Alexej Nawalny, getötet zu haben. Sie kündigte in der Videobotschaft an, nun die Arbeit ihres toten Mannes weiterführen zu wollen. 

Kremlsprecher: "Unbegründet und unverschämt"

Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte Anschuldigungen Nawalnajas, dass Kremlchef Wladimir Putin ihren Mann getötet habe, am Dienstag laut russischen Nachrichtenagenturen als "unbegründet und unverschämt" zurückgewiesen.

Peskow sagte, dass weder er noch Putin die Videobotschaft angeschaut hätten. Vor dem Hintergrund, dass "Julija Nawalnaja gerade verwitwet ist", wolle er sich mit Kommentaren zurückhalten.

Zugleich verteidigte der Kremlsprecher das brutale Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Russen, die in vielen Städten des Landes zum Andenken an den gestorbenen Putin-Gegner Blumen niederlegten und Kerzen anzündeten. Die Uniformierten hätten ihre Aufgabe im Einklang mit den Gesetzen erfüllt, meinte Peskow.

Nawalnys Mutter wendet sich an Putin

Die Mutter Alexej Nawalnys wandte sich unterdessen per Videobotschaft an Putin und bat ebenfalls um Herausgabe des Leichnams. Sie stehe vor dem Straflager "Polarwolf" und warte schon den fünften Tag darauf, dass sie ihren Sohn sehen dürfe, sagte Ljudmila Nawalnaja in der am Dienstag veröffentlichen Videobotschaft. Dort sei er am 16. Februar gestorben.

"Ich wende mich an Sie, Wladimir Putin. Die Entscheidung der Frage hängt nur von Ihnen ab. Lassen Sie mich doch endlich meinen Sohn sehen", sagte sie. "Ich fordere, unverzüglich den Körper Alexejs herauszugeben, damit ich ihn auf menschliche Weise beerdigen kann", sagte sie. Sie erhalte bisher weder den Leichnam noch werde ihr gesagt, wo der Körper aufbewahrt werde.

Zuvor hatten Ermittler nach Angaben von Nawalnys Team gesagt, dass die Leiche wegen Untersuchungen noch 14 Tage unter Verschluss gehalten werde. Dagegen fordern Angehörige und Mitarbeiter des Oppositionellen die Herausgabe des Leichnams.

Kreml lehnt nationale Untersuchung ab

Unterdessen eröffnete Russland gegen den Bruder Alexej Nawalnys staatlichen Angaben zufolge ein neues Strafverfahren. Was genau Oleg Nawalny zur Last gelegt wird, meldete die Nachrichtenagentur Tass zunächst nicht. Die Polizei suche aber bereits nach Oleg Nawalny. Er steht bereits im Zusammenhang mit einer anderen Angelegenheit auf einer Fahndungsliste.

Eine von der EU geforderte internationale Untersuchung zum Tod Alexej Nawalnys lehnte der Kreml ab. "Solche Forderungen akzeptieren wir überhaupt nicht", sagte Kremlsprecher Peskow. Moskau sieht darin eine Einmischung in seine inneren Angelegenheiten. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte eine solche Untersuchung des Leichnams gefordert.

Hunderte Menschen waren in den vergangenen Tagen festgenommen worden, weil sie öffentlich des Toten gedachten. In Eilverfahren haben Gerichte Arrest oder Geldstrafen verhängt. Trotzdem zeigten viele Russen weiter öffentlich ihre Trauer. Nawalnys Team kritisierte, dass Menschen in Russland nun schon wegen des Niederlegens von Blumen festgenommen werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Onlinedienst X (vormals Twitter) hat das Konto der Witwe des in der Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny am Dienstag kurzfristig gesperrt und wenig später wieder freigeschaltet.
  • Auf dem erst am Vortag eingerichteten Konto von Julija Nawalnaja erschien kurzzeitig der Hinweis: "Konto gesperrt. X sperrt Konten, die unsere Regeln verletzen".
  • Vor der Sperre hatte Nawalnaja im Onlinedienst X von Moskau die Herausgabe der Leiche ihres Mannes gefordert.
  • "Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt", schrieb Nawalnaja am Dienstag.
  • "Geben Sie Alexejs Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen - hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen", forderte sie.