Steirischer Islamist trainierte mit Fake-Sprengstoffgürtel
In der Weststeiermark hat die Polizei Anfang September einen 18-Jährigen mutmaßlichen Islamisten festgenommen. Der junge Mann, der in einer Betreuungsunterkunft für Jugendliche wohnte, soll einen Mitbewohner wegen "unislamischen Verhalten" verletzt haben. So wurden die Behörden auf ihn aufmerksam.
Schnelle Radikalisierung
Der Bursch soll aber schon länger auffällig gewesen sein: Seit Ende 2023 soll er sich dem islamischen Glauben zugewandt und sich zusehends in Richtung Islamismus radikalisiert haben. Plötzlich soll er in der Unterkunft nach Halal-Essen verlangt haben, Hosen über den Knöcheln und Salafistenbart getragen haben.
Die fünf täglichen Gebete wollte er nicht in seinem Zimmer verrichten, weil sich dort ein Hund aufgehalten habe. Hunde gelten im Islam als unrein. "Dabei hat er den Hund vorher gern gehabt", sagte ein Ermittler. Frauen wollte er nicht mehr die Hand geben und in seinem Umfeld startete er Missionierungsversuche.
Sprengstoffgürtel aus Wasserflaschen
In Graz fiel er vor einer Moschee auf, weil er dort rauchenden Männern unislamische Lebensweise vorwarf. Dann begann der sonst unsportliche 18-Jährige zu trainieren, mit einer Art Sprengstoffgürtel, der mit Wasserflaschen bestückt war. Als Nächstes wollte er sich über einen ehemaligen Mitbewohner eine Schusswaffe besorgen.
Nachdem er seinen Mitbewohner verletzte, fand die Polizei unter seiner Matratze ein Küchenmesser mit einer rund 20 Zentimeter langen Klinge und auf zwei Handys radikalislamistische Inhalte, auch über Hinrichtungen.
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Die Staatsanwaltschaft Graz ordnete schließlich seine Festnahme an, er wurde von Cobra-Beamten aufgesucht und in die Justizanstalt Graz-Jakomini gebracht, wie die Landespolizeidirektion am Freitag bekannt gab. Das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) führt die weiteren Ermittlungen. "Da waren so viele Abscheulichkeiten am Handy, so etwas haben wir schon lange nicht gesehen", sagte LSE-Chef Rupert Meixner. In bisher drei Befragungen hat der junge Mann kaum kooperiert.
Schwierige Kindheit
Den Behörden war der junge Mann schon länger bekannt, wenn auch aus anderen Gründen. Laut LSE-Chef Rupert Meixner hatte der Festgenommene eine schwierige Kindheit. In Wien als Sohn eines Afghanen und einer Österreicherin geboren, kam er von den in der Drogenszene aktiven Eltern weg und war bis zum Alter von zwölf Jahren bei einer Großmutter und der Urgroßmutter. Danach lebte er wieder bei der Mutter, die aber überfordert gewesen sein soll, er lebte auch als Straßenkind. Dabei wurde er Opfer eines Raubüberfalls.
Mit 14 Jahren hatte er einem Mitschüler mit einem Messer in den Rücken gestochen, weshalb er zur Haft verurteilt worden war. Von seiner 18-monatigen Haftstrafe verbrachte er sechs im Gefängnis. Entlassen wurde er unter Auflage, sich in der weststeirischen Einrichtung wieder sozialisieren zu lassen. Der junge Mann musste auch Medikamente gegen paranoide Schizophrenie nehmen.
Video: Islamismus auf Social Media weit verbreitet
Zusammenfassung
- In der Steiermark wurde ein 18-Jähriger verhaftet, der sich binnen kurzer Zeit dem radikalen Islam verschrieben haben soll.
- Der junge Mann mit schwieriger Kindheit ist den Behörden längst bekannt, er saß auch schon in Haft.
- Zuletzt startete er Missionierungsversuche und trainierte für mögliche Anschläge - mit einem falschen Sprengstoffgürtel aus Wasserflaschen.
- Auf seinem Handy wurde einschlägige Propaganda gefunden. Er soll einen Mitbewohner wegen unislamischen Verhaltens verletzt haben.