Kinder im SchwimmbadAPA/dpa/Stefan Puchner

Tod im Schwimmbad: So schützen Sie Kinder richtig

Besonders häufig kommt es dieses Jahr zu tödlichen Badeunfällen. Die Rettungsschwimm-Expertin Elisabeth Kellner erklärt, worauf man achten muss, um die Kleinsten im und um den Pool bestmöglich zu schützen.

Ein Alptraum für Eltern: Unbemerkt fällt ein Kind ins Wasser und ertrinkt. Erst am vergangenen Wochenende ist ein einjähriger Bub in ein Schwimmbecken gestürzt und nun im Spital verstorben. In der Vorwoche starb ein elfjähriges Mädchen bei einem Badeunfall am Wörthersee. Bereits 33 Menschen haben heuer ihr Leben im Wasser verloren.

Kinder zählen zur besonders gefährdeten Gruppe. Zu leicht und zu schnell passieren die tragischen Unfälle, warnt auch Elisabeth Kellner, Rettungsschwimm-Expertin beim Roten Kreuz, im PULS 24 Interview: "Ein Kind ertrinkt ohne Schreien und ohne Strampeln. Das ist einfach weg."

Zwischen Rutschen, Erlebnisbädern und Spaß an der Freibad-Action werden heute aber zu oft die Gefahren im Wasser unterschätzt: "Wasser kann einfach gefährlich sein", warnt die Expertin.

Worauf man als Aufsichtsperson achten soll:

1. "Schwimmflügerl" alleine schützen nicht

Schwimmhilfen wie "Schwimmflügerl" alleine schützen nicht. "Sie halten das Kind über Wasser, aber es kippt nach vorne oder nach hinten und ertrinkt genauso", sagt Expertin Kellner. Ähnliches gilt auch für einen Schwimmreifen oder aufblasbare Tiere. Schnell rutschen Kinder durch oder "bleiben nicht einfach darauf sitzen".

2. Kinder nie unbeaufsichtigt lassen

Schwimmhilfen können daher nie eine Aufsichtsperson ersetzen. Doch immer mehr Menschen besitzen einen eigenen Pool im Garten und "lassen ihre Zweijährigen mit Schwimmflügerl ins Wasser gehen. Sie gehen dann schnell in die Küche, um Kaffee zu holen und schon ist es passiert", sagt Kellner.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) empfiehlt vor allem, dass immer eine Person konkret für die Beaufsichtigung der Kinder zuständig sein soll. Kleinkinder sollten immer in unmittelbarer Reichweite beaufsichtigt werden, größere Kinder in Sichtweite.

3. Gefahr ab 20 Zentimeter Wassertiefe

Vielen Erwachsenen sei auch nicht bewusst, dass bereits 20 Zentimeter Wassertiefe ausreichen, damit ein Kind ertrinkt. Das KFV warnt daher, dass auch kleine Planschbecken am besten sofort nach Gebrauch entleert werden sollen.

4. Pools und Teiche mit einem Zaun sichern

Schwimmteiche, Pools und Biotope sollen immer mit Zaun und einer selbstschließenden Tür gesichert werden. Auch sollen Einstiegsleitern, Treppen oder Rutschen vom Rand entfernt werden, wenn nicht gerade gebadet wird.

5. Möglichst früh schwimmen lernen

Kinder sollen so früh wie möglich schwimmen lernen. "Ein Vierjähriger muss sich mit Begleitung und Schwimmhilfe ein paar Meter über Wasser halten können und mit Schuleintritt muss ein Kind schwimmen können", sagt Kellner. Sie beobachtet aber, dass sich die Schwimmkenntnisse in den letzten Jahren verschlechtert haben: "Alleine in Wien kann die Hälfte der Achtjährigen nicht schwimmen."

Schwimmkurse für Kleinkinder gebe es genug, trotzdem liege das Schwimmen-lernen in der Verantwortung der Eltern, meint Kellner. Das sei auch das, was Eltern wollen: "Wenn mein Kind ins Wasser fällt, will ich, dass es sich an Land retten kann."

6. Auch Eltern müssen schwimmen können

Immer häufiger beobachtet Elisabeth Kellner, dass Eltern nicht richtig schwimmen können. Verschlimmert habe sich das in der aktuellen Elterngeneration. Oft höre sie: "Aber ich kann ja gar nicht schwimmen, wie soll ich das meinem Kind lernen?" Sie rät auch den Eltern zu Schwimmkursen.

7. Unterschied zwischen im Pool schwimmen und in offenen Gewässern

"Es ist ein großer Sprung zwischen: Ein Kind kann im Hallenbad schwimmen und ein Kind schwimmt im Meer oder im See", sagt Kellner. Auch wenn Kinder bereits in einem Pool schwimmen gelernt haben, muss man in Gewässern wie Seen oder dem Meer besonders aufpassen.

Dort herrschen andere Bedingungen, man erschrickt schneller, "zum Beispiel vor Algen oder kleinen Fischen, man sieht den Grund nicht, da kommt plötzlich eine Strömung", führt Kellner etwa an. Erschrecken heißt oft, Wasser zu schlucken und dann geraten unerfahrene Schwimmer schnell in Panik.  

8. Grelle Badebekleidung tragen

Das KFV empfiehlt, dass Kinder Badebekleidung in möglichst grellen, gut sichtbaren Farben tragen sollen. Man behält sie dadurch besser im Auge und im Notfalle werden sie im Wasser schneller gefunden.

9. Im Notfall schnell handeln

Sollte doch etwas passieren, zählt jede Sekunde, denn bereits nach wenigen Minuten unter Wasser kommt es zu einem Atem-Kreislauf-Stillstand. Das Rote Kreuz empfiehlt:

  • Notruf wählen
  • Andere Personen aufmerksam machen
  • Den Ertrinkenden aus dem Wasser ziehen
  • Ist die Atmung nicht normal, sofort mit der Wiederbelebung beginnen: Dafür immer abwechselnd 30 Herzdruckmassagen und zwei Beatmungen, bis die Person wieder zu atmen beginnt oder der Rettungsdienst eintrifft und übernimmt
ribbon Zusammenfassung
  • Besonders häufig kommt es dieses Jahr zu tödlichen Badeunfällen.
  • Die Rettungsschwimm-Expertin Elisabeth Kellner erklärt, worauf man achten muss, um die Kleinsten im Pool bestmöglich zu schützen.