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2023 deutlich mehr Badeunfälle als im Vorjahr

Mindestens 26 Menschen sind dieses Jahr bereits ertrunken. Das sind deutlich mehr als in der ersten Jahreshälfte 2022. Die Rettungsschwimm-Expertin Elisabeth Kellner kritisiert fehlende Schwimmkenntnisse bei Kindern.

Sommerzeit ist Badezeit, aber mit der Hitze steigen auch die Meldungen über Badeunfälle. Erst am Dienstag ist ein 11-jähriges Mädchen nach einem Unfall am Wörthersee gestorben. Sie ist nun Teil der traurigen Zahl 26. So viele Menschen sind heuer bereits in Österreich ertrunken. Das sind sieben Personen mehr als im gleichen Zeitraum 2022, heißt es vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auf PULS 24-Anfrage.

Fehlende Schwimmkenntnisse

Im Schnitt ertrinken jedes Jahr 33 Menschen bei Badeunfällen in Österreich. Bei Kinderunfällen ist es sogar die zweithäufigste Todesursache. Ein Grund dafür sind fehlende Schwimmkenntnisse, erklärt Elisabeth Kellner, Wiener Landesreferentin für Rettungsschwimmen beim Roten Kreuz, im PULS 24 Interview. "Alleine in Wien kann die Hälfte der 8-Jährigen nicht schwimmen." Österreichweit sind es laut einer Studie des KFV sogar 148.000 Kinder zwischen fünf und 19 Jahren.

Das sei aber keine neue Entwicklung, sagt Kellner. Sie beobachte das bereits seit zehn Jahren. Davor hatten viele Kinder zumindest den Bezug zum Wasser. "Da war ein Nichtschwimmer, noch jemand, der ist vom Ein-Meter-Brett gesprungen und ist irgendwie zum Rand gekommen", sagt Kellner. Heute kommen viele Kinder zu ihr, die noch nie in einem Schwimmbecken waren. "Die gehen bis zum Knie ins Wasser, fallen um und bleiben liegen", sagt sie.

Elisabeth Kellner ist nicht nur Rettungsschwimmexpertin beim Roten Kreuz, sondern koordiniert auch die verpflichtenden Schwimmkurse an Wiener Volksschulen. In der dritten und vierten Klasse besuchen Wiener Schüler und Schülerinnen ein Jahr lang verpflichtend einen Schwimmkurs.

"4-Jähriger muss sich über Wasser halten können"

Doch schon davor sollten Kinder ein wenig Brust- und Rückenschwimmen können. "Ein 4-Jähriger muss sich mit Begleitung und Schwimmhilfe ein paar Meter über Wasser halten können und mit Schuleintritt muss ein Kind schwimmen können", sagt Kellner. In der Realität sieht es aber anders aus. 

Ein großes Problem sei, dass oftmals auch Eltern nicht schwimmen können. Seit einigen Jahren beobachtet die Expertin das immer öfter. Viele würden ihr sagen: "Aber ich kann ja gar nicht schwimmen, wie soll ich das meinem Kind lernen?" Eine Studie des KFV zeigt, dass in Österreich rund 600.000 Menschen Nichtschwimmer sind. Etwa ein Viertel der Bevölkerung schätzt seine Kenntnisse auf unsicher bis mittelmäßig ein.

Gefahr unterschätzt

Menschen schätzen Wasser nicht mehr als Gefahr ein, sagt Kellner. Vielen ist es nicht bewusst, wie schnell Wasser – vor allem für Kinder – lebensgefährlich werden kann. Man besuche lieber einen Erlebnispark, in denen der Bademeister aufpasst, wenn Kinder im seichten Wasser herumtollen. Zu oft werde auf die reine Schwimmpraxis vergessen, erklärt sie.

Doch bereits 20 Zentimeter an Wasser reichen aus, damit jemand ertrinken kann. Auch würden "Schwimmflügerl" nicht ausreichend schützen, warnt Kellner. Zu leicht können Kinder vorne oder hinten überkippen und ertrinken. Zu schnell verpasse man den entscheidenden Moment: "Ein Kind ertrinkt ohne Schreien und ohne Strampeln. Das ist einfach weg", sagt sie.

ribbon Zusammenfassung
  • Mindestens 26 Menschen sind dieses Jahr bereits ertrunken.
  • Das sind deutlich mehr als in der ersten Jahreshälfte 2022.
  • Die Rettungsschwimm-Expertin Elisabeth Kellner kritisiert fehlende Schwimmkenntnisse bei Kindern.