Terror
Trauer nach Anschlag in Villach: "Wir Muslime sind nicht so"
Die Trauer und das Entsetzen sitzen in Villach tief. Am Tatort legen Freund:innen, Angehörige und Passanten Blumen und Kerzen nieder, die geplanten Faschingsumzüge hängen in der Schwebe.
"Ein unschuldiges Kind, das noch sein ganzes Leben vor sich hatte", weint eine Passantin. Sie trägt gerade einen Blumenstrauß in die Innenstadt, wo am Samstagnachmittag ein 23-jähriger Syrer einen islamistischen Terroranschlag verübt haben soll. Er habe mit einem Klappmesser mit einer 10-Zentimeter-Klinge wahllos auf Passant:innen eingestochen.
Ein 14-jähriger Österreicher kam dabei ums Leben. Fünf weitere Menschen, darunter offenbar zwei 15-Jährige, wurden teils schwer verletzt.
"Ich kannte ihn seit neun Jahren", sagt eine junge Freundin des Verstorbenen. Eine weitere fügt hinzu, bei ihr sei es noch dazu ihr Ex-Freund gewesen.
Essenslieferant als Held
Dass noch Schlimmeres verhindert werden konnte, ist einem 42-jährigen Essenslieferanten zu verdanken. Wie der mutmaßliche Täter ist Alaaeddin Alhalabi ein asylberechtigter Syrer. Er sah laut eigener Aussage verletzte Menschen am Boden liegen und entdeckte den jungen Mann mit dem Messer. Daraufhin fuhr er ihn mit seinem Auto an.
Laut einem Polizeisprecher habe das schnelle Handeln des Mannes dazu beigetragen, den Angreifer rasch festzunehmen.
Gegenüber PULS 24 betonte Alhalabi: "Wir Muslime sind nicht so. Unsere Religion sagt: So nicht. Aber die Leute verstehen die Religion falsch." Er mache sich nun Sorgen, dass das Bild von Syrer:innen in Österreich nun negativ beeinflusst werden könnte.
"Jihadistische Welle"
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) kündigte angesichts des Anschlags eine "anlasslose Massenüberprüfung" an, insbesondere von Syrer:innen und Afghaner:innen. Konkret teilte das Innenministerium mit, dass man Unterkünfte, "die vorwiegend von Fremden bewohnt werden", intensiv überprüfen wolle. Auch die polizeilichen Befugnisse sollen weiterentwickelt werden, besonders was eben das Betreten von (Privat)-Unterkünften angeht.
Denn der mutmaßliche Täter soll sich in sehr kurzer Zeit online radikalisiert haben, in seiner Wohnung wurden etwa Flaggen des Terrorregimes "Islamischer Staat" (IS) gefunden. Polizeibekannt sei der Mann aber nicht gewesen.
Das sei "im Prinzip keine falsche Idee, sich ähnliche Typen anzuschauen und zu schauen, ob da möglicherweise etwas nicht beachtet wurde", sagte Terrorismus-Experte Peter Neumann in der "Zeit im Bild 2" am Sonntagabend.
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Er ortet "eine richtige jihadistische Welle", die sich vor allem in sozialen Netzwerken wie "TikTok, Instagram oder Telegram" abspiele. "Und die führen in relativ kurzer Zeit zu sehr brutalen Taten."
Wer einmal "auf einen Islamisten" klicke, der bekomme "nur noch Islamisten eingespielt", so Neumann. "Und du bekommst das ganze Netzwerk von Islamisten und Jihadisten von diesen Plattformen noch mit dazu geliefert." Dadurch sei es "einfacher denn je, in diesen Filterblasen zu landen", warnt der Experte.
Es brauche eine weitgehende Digitalisierung der Sicherheitsbehörden. Die Polizei müsse "im virtuellen Umfeld" genauso kompetent wie im realen sein. "Das sind die aktuell nicht und da muss viel aufgeholt werden", plädierte Neumann.
Zusammenfassung
- Am Samstag wurde ein 14-Jähriger in Villach bei einem Messerangriff getötet. Ein 23-jähriger Syrer steht im Verdacht, einen terroristischen Anschlag verübt zu haben.
- Fünf weitere Personen wurden teils schwer verletzt.
- In der Stadt herrscht nun Entsetzten - das Schlimmeres verhindert werden konnte, ist einem syrischen Essenslieferanten zu verdanken.
- Gegenüber PULS 24 betonte er: "Wir Muslime sind nicht so. Unsere Religion sagt: So nicht."
- Terrorismus-Experte Peter Neumann warnt indes vor einer "jihadistischen Welle".