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Steigende Masernfälle wegen zu geringer Durchimpfungsraten

Die steigenden Masernfälle in Österreich sind auf die sinkenden Durchimpfungsraten zurückzuführen.

Im Jahr 2020 wurden in Österreich lediglich 25 Fälle von Masern gemeldet, in den Jahren 2021 und 2022 jeweils ein Fall. Laut einem Bericht des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2022 wurden durch die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung die Einschleppung und Übertragung von Masernviren stark eingedämmt.

Weiterer Anstieg der Masernfälle

Im vergangenen Jahr wurde laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wieder ein Aufflammen von Maserninfektionen verzeichnet und es wurden 186 Fälle gemeldet. Heuer finden sich mit Stand 13. Februar schon 75 bestätigte Fälle im epidemiologischen Meldesystem (EMS). Mit einem weiteren Anstieg sei zu rechnen, so die AGES.

Mit entsprechend hohen Durchimpfungsraten könnte das Masernvirus ausgerottet werden. Dafür müssten aber 95 Prozent der Bevölkerung immun sein, betonte das Gesundheitsministerium.

Durchimpfungsrate sinkt

Nun zeigt die Beantwortung der schriftlichen Anfrage durch die NEOS-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler betreffend der Sicherstellung guter Durchimpfungsraten in Österreich, dass bei der MMR-Impfung im Jahr 2018 die Bundesländer noch 210.016 Dosen aus den jeweiligen Rahmenvereinbarungen über die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) abgerufen haben. Dabei wird immer der Zeitraum von 1. Februar bis 31. Jänner des darauffolgenden Jahres gerechnet.

2019 waren es dann noch 338.240 Dosen, 2020 aber nur 174.907, 2021 158.897, 2022 174.281 und Februar bis Juli 2023 108.936 abgerufene Dosen. Zwar wird nur der Bedarf an Impfstoff abgerufen, der auch benötigt wird. Dennoch kann es sein, dass die Zahl der abgerufenen Dosen nicht der Zahl der verabreichten Impfungen entspricht.

Die Durchimpfungsraten gegen MMR werden seit 2015 mittels eines agentenbasierten dynamischen Simulationsmodells ermittelt, erklärte das Gesundheitsministerium. Deshalb werden diese Werte auch nicht in absoluten Zahlen, sondern in Prozent angegeben. Auch aus dem Grund, weil es keine Eintragungspflicht für MMR gibt.

Zu wenige Kinder mit zwei Dosen geimpft

Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Impflücken. Laut dem Ministeriumsbericht zeigte sich, dass zwar die Zahl der verabreichten Impfungen im Jahr 2022 - das sind die aktuellsten Werte - wieder gestiegen sind, sodass im Jahr 2022 vor allem die ganz kleinen Kinder wieder vermehrt geimpft wurden. Andererseits konnten Jahrgänge mit niedrigen Impfraten ihren Rückstand noch nicht ausreichend aufholen.

Nach wie vor seien zu wenige Kinder in Österreich rechtzeitig und konsequent mit den empfohlenen zwei Dosen geimpft. Ab dem vollendeten 9. Lebensmonat werden zwei Dosen der MMR-Impfung empfohlen. Bei Erstimpfung im 1. Lebensjahr sollte die 2. Dosis nach drei Monaten verabreicht werden. Idealerweise sollten möglichst viele Kinder bereits im ersten Lebensjahr, jedenfalls aber vor Eintritt in Gemeinschaftseinrichtungen wie etwa Kinderkrippe oder Kindergarten geimpft werden.

Ältere Kinder vermehrt geimpft

Vor allem die Kinder des 2019er- und 2020er-Jahrgangs weisen niedrige Durchimpfungsraten auf. In der Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen liegen laut dem Bericht aus dem Jahr 2022 die Durchimpfungsraten zumindest für die erste Dosis über den angestrebten 95 Prozent. Für die zweite Dosis liegt sie jedoch weiterhin nur bei knapp 90 Prozent. Insgesamt haben also in etwa 30.700 Kinder nur die erste und noch nicht die zweite Teilimpfung erhalten.

Die Zehn- bis 18-Jährigen sind generell sehr gut geimpft. Hier wird sogar mit der zweiten Impfdosis das Ziel einer 95 Prozent-Durchimpfungsrate erreicht.

"Durch steigende Impfskepsis sind etwa Masern wieder auf dem Vormarsch", beklagte Minister Rauch die Situation auf der Plattform X (früher Twitter). "Mein Appell: Lassen Sie Ihren Impfstatus und den Ihrer Kinder kontrollieren und holen Sie gegebenenfalls Ihre Schutzimpfung jetzt nach. Ihrer Gesundheit zuliebe. Nicht umsonst zählen Impfungen zu den größten Errungenschaften in der Medizin."

ribbon Zusammenfassung
  • Die Masernfälle in Österreich steigen aufgrund sinkender Durchimpfungsraten; 2019 wurden noch 338.240 MMR-Dosen abgerufen, 2021 nur noch 158.897.
  • Im Jahr 2022 wurden 186 Maserninfektionen verzeichnet; 2024 sind es bereits 75 Fälle bis Mitte Februar.
  • Die Durchimpfungsraten sind unzureichend: Bei Einjährigen liegt die Rate für die erste Teilimpfung bei 82%, für die zweite bei 45%; 18% sind komplett ungeimpft.
  • In der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen sind 8% der Kinder ungeimpft, was das Ziel einer 95%-Durchimpfungsrate unerreichbar macht.
  • Gesundheitsminister Rauch appelliert an die Bevölkerung, Impfstatus zu überprüfen und Impfungen nachzuholen, um die Gesundheit zu schützen.