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Skigebiete vor Mammutaufgabe: Aus für die Pistengaudi?

Die Pisten sind aper, die Temperaturen jenseits von Null Grad. Der milde Februar und warme März setzten der Skisaison österreichweit zu. Niedrig gelegene Skigebiete mussten frühzeitig schließen. Betreiber befassen sich unweigerlich mit Zukunftsfragen. War's das mit der Ski-Nation? PULS 24 machte sich ein Bild.

Eigentlich hätte das Skigebiet Annaberg (Bezirk Lilienfeld) in Niederösterreich bis Mitte März geöffnet sein sollen. Aber bereits im Februar setzten sich die braunen Flecken auf den Pisten durch. Von der einstigen Winterlandschaft war nur mehr ein weißes Schneeband übrig. Man musste frühzeitig schließen. Ähnlich war es in Mönichkirchen und St. Corona. Schuld daran war der wärmste Februar der Messgeschichte. 

Wettgemacht hatte das durchwachsene Frühjahr der gute Start in die Skisaison, sagt Markus Redl, Geschäftsführer der in der Ecoplus Alpin zusammengefassten Bergbahnen in Niederösterreich, zu PULS 24. Schon Anfang Dezember brachten die heftigen Schneefälle perfekte Pistenbedingungen. Man habe so viele Saisonkarten verkauft wie nie zuvor, freut er sich. Im Frühjahr war es dann "nicht mehr so lustig". Am Hochkar, dem größten Skigebiet in Niederösterreich, war der Skibetrieb noch in den Osterferien aufrecht, sagt Redl. 

Ganzjahresprogramm als "Rezept" für tiefere Lagen 

Aus dem Klimawandel und den geringeren Schneefällen in den vergangenen Jahren hat man in Niederösterreich bereits Lehren gezogen, so Redl. Man hat sich immer mehr von Skigebieten zu Bergerlebniszentren gewandelt. Musterbeispiel ist etwa St. Corona. Dort hat man schon vor zehn Jahren auf ein Ganzjahresprogramm umgestellt. St. Corona ist daher nun Teil eines EU-Projekts namens "Transtat", wobei die Erfahrungen von Wintersportorten begleitet werden. Am Ende soll eine Art "Rezeptbuch" für Skigebiete entstehen. 

Der Wintersportort kann schnell von Winter- auf Sommerbetrieb wechseln. Man ist für Sommerrodler, Mountainbiker und Familien ausgestattet. Dieser Wandlungsprozess hatte das kleine Skigebiet, das unter 1.000 Meter Schneehöhe liegt, vor dem Aus gerettet

Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass Skigebiete in niedrigeren Lagen künftig eher vor Herausforderungen stehen werden, sagt Andreas Gobiet von Geosphere Austria zu PULS 24. Der heurige Winter war "schon extrem warm", so der Experte. Es hätte zwar Niederschlag gegeben, aber eher Regen. Dass sich der Trend in naher Zukunft so fortsetzt, wagt er nicht zu prognostizieren. "Es ist nicht pauschal zu erwarten, dass das nächste Jahr wieder so warm wird", erklärt er. Auf lange Sicht lässt sich aber schon eine "allgemeine Erwärmung" feststellen, sagt Gobiet. Es gebe aber regionale Unterschiede, fügt er an. 

APA/EXPA/JOHANN GRODER

"Energiesparende" Schneekanonen gegen milden Wintertage 

Obwohl höher gelegene Wintersportgebiete weniger anfällig für die warmen Temperaturen sind, müsse man auch da bei Investitionen, etwa in technische Beschneiung, überlegen, meint er. Dass man sich in Sachen Pistenpräparation und Beschneiungsanlagen künftig rüsten muss, sagt auch Christopher Gruber, Geschäftsführer der Tourismusregion Nassfeld-Pressegger See, zu der auch das Kärntner Skigebiet Nassfeld gehört. "Man muss in energiesparenden Maschinen investieren, die auch in kurzer Zeit beschneien und auch die Schneehöhe vermessen können", sagt er. 

Die Talabfahrt musste am Nassfeld, sowie auch in anderen Skigebieten, schon Mitte März geschlossen werden. Über 1.000 Meter Seehöhe hatte man aber "immer einen schönen Winter", sagt Gruber. Grosso modo hatte man indes "keine großen Probleme" mit dem Schnee. Bei den Übernachtungen übertraf man im Februar und März heuer - und das trotz der "auffällig milden" Temperaturen - sogar die Spitzenwerte der Vorjahre.

Rasten dürfen aber auch größere Wintersportorte nicht, weiß er. In der Region hatte man deshalb schon vor zehn Jahren in Sommerstrukturen investiert. "Wir haben zwanzig verschiedene Erlebnisse am Berg, um auch ein Standbein im Sommer zu haben. Das hat sich schon positiv entwickelt", erklärt Gruber. Außerdem habe man gemeinsam mit Meteorologen eine Zehn- bis Zwanzig-Jahresvorschau für das Mikroklima in der Region erstellt, um künftige Entwicklungen gut abschätzen zu können.

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Achtsamkeit kein Alarmismus 

"Unsere Region ist aufgrund unserer Lage an den kanarischen Alpen immer schon als schneereich bekannt, also werden uns keine größeren Probleme zugeschrieben", sagt er. Trotzdem wappne man sich mit den besagten Attraktionen für die Zukunft. "Wichtig", sagt Gruber. Alarmismus sei aber keiner angebracht

Auch in Österreichs Ski-Nobelort Kitzbühel investiere man laufend in technische Beschneiung, erklärt eine Sprecherin auf PULS 24 Anfrage. Überdies habe man sich strategisch auf den Klimawandel ausgerichtet. Aufgrund der milden Temperaturen heuer habe man etwa die Golfplätze so früh wie noch nie geöffnet. Die Saisonbilanz zwischen Sommer und Winter sei in Kitzbühel ausgeglichen.

Ein "Aus" für die Ski-Nation in dem Sinn attestieren die Betreiber den Skigebieten nicht. Vielmehr wolle man mit gezielten Investitionen, vor allem in technische Beschneiung, und den Ausbau des Sommertourismus den Weg des Klimawandels mitgehen. "Das Erlebnis Berg wird bleiben, unsere Aufgabe ist es, uns an die klimatischen Veränderungen anzupassen", heißt es dazu aus Kitzbühel. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Pisten aper, die Temperaturen jenseits von Null Grad.
  • Der milde Februar und warme März setzten der Skisaison österreichweit zu.
  • Betreiber befassen sich unweigerlich mit Zukunftsfragen.
  • War's das mit der Ski-Nation? PULS 24 machte sich ein Stimmungsbild.