Stephan Hering-HagenbeckAPA/HELMUT FOHRINGER

Schönbrunner Zoodirektor will Pumpgun gegen Aktivisten

Der Schönbrunner Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck sorgte vor Wochen mit dem Vorstoß, den Zootieren keine Namen mehr zu geben, für Aufsehen. Außerdem beantragte er die Zulassung von Pumpguns für den Zoo. In einem Interview verteidigt er nun seinen Antrag auf Waffen für den Zoo.

Anfang Juli hat sich der Schönbrunner Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck nicht sonderlich beliebt gemacht. Der deutsche Zoologe verkündete, dass neue Zootiere zukünftig keine Namen mehr erhalten sollen. Sein Plan dahinter: Den Schutz ganzer Tierpopulationen in den Vordergrund rücken und nicht das Tier als Individuum.

Nach großer Medien-Empörung ruderte er jedoch zurück. Die Tiere erhalten selbstverständlich weiterhin Namen, sie sollen nur "nicht mehr als Marketing-Instrument" genutzt werden, betonte Hering-Hagenbeck.

Nur wenige Tage später sorgte der Zoodirektor erneut in den Schlagzeilen. Hering-Hagenbeck hat bei der Landespolizeidirektion Wien einen Antrag auf eine Pumpgun und eine Faustfeuerwaffe Kaliber 10,9 Millimeter Magnum gestellt. Das Brisante: Pumpguns, auch als Vorderschaftsrepetierflinten bekannt, sind in Österreich als Kriegswaffen eingestuft.

Waffen eine Vorsichtsmaßnahme

Die Waffen seien lediglich eine Vorsichtsmaßnahme gegen Tierbefreiungen durch Aktivisten, so der Tiergartendirektor "Spiegel"-Interview. Der Polizei traue er nicht. Im Antrag wurde auf die Reaktionszeit der Polizei beim Wiener Terroranschlag Bezug genommen: "Ganze neun Minuten". Für den Zoodirektor eine zu lange Zeit, denn in Notfällen gehe es um Sekunden.

Aus Erfahrung wisse er, dass die Exekutive nicht über das geeignete Wissen oder Waffen verfügt, um mit solch einer Situation umgehen zu können. Er selbst sei als Reptilienexperten einbestellt worden, wenn irgendwo eine Schlange im Heizungsschacht lag.

Das Argument mit Tierrechtlern sei "ein Beispiel für akute Notsituation" gewesen, so Hering-Hagenbeck im Gespräch.

Waffen in jedem Zoo

Waffen gibt es tatsächlich in jedem Zoo, um in Notfällen handeln zu können. Auch der Tiergarten in Wien hat drei Gewehre vom Kaliber 9,5 Millimeter, besonders geeignet für Dickhäuter und Bären. Eine Pumpgun gibt es im Hamburger Hagenbeck-Zoo und im Kölner Zoo, beschwert habe sich noch niemand, sagt Hering-Hagenbeck.

Hering-Hagenbeck muss weiterhin auf seine Vorderschaftrepetierflinte warten, denn sein Antrag wurde abgelehnt. Laut Begründung liege die Abwehr von gefährlichen Angriffen grundsätzlich bei der Sicherheitsexekutive. Nun soll das Verwaltungsgericht entscheiden.

Tiere mit Pumpgun verscheuchen

Eine Pumpgun würde nicht zwangsläufig das Erlegen der Tiere bedeuten. Die Pumpgun ist eine Mehrladewaffe, mit der man schnell zwischen tödlicher Munition und weniger gefährlichen Gummigeschossen wechseln kann. Die Tiere könnten also auch verscheucht werden.

Hering-Hagenbeck pocht weiterhin auf die Waffe, denn "ich führe lieber tausend Interviews zu unseren Sicherheitskonzepten als ein einziges zu einem Horrorszenario".

Zootiere erschossen

In der Vergangenheit kam es in Deutschland zu Vorfällen, bei denen Tiere aufgrund menschlichen Versagens getötet werden mussten. 2012 starb im Kölner-Zoo die Pflegerin eines Tigers, nachdem sie die Sicherheitsschleuse falsch bedient hatte. Der Zoodirektor musste das Tier auf Anweisungen der Polizei hin töten.

23 Jahre zuvor zerstörte ein Unbekannter das Gitter eines Eisbär-Geheges in Nürnberg. Nachdem die Tiere drohten auszubrechen und Betäubungspfeile nicht wirkten, mussten vier Eisbären erschossen werden.  

In Schönbrunn musste bisher kein Tier erschossen werden. Trotzdem gab es in der Vergangenheit eine Schussabgabe. 2002 wurde eine Tierpflegerin beim Auslegen der Futterstücke in der Jaguare-Innenanlage von den Tieren angefallen und tödlich verletzt. Die Tiere wurden mittels Wasserstrahl und durch den Schuss einer Pflegerin verscheucht werden. 

Bleibt Hering-Hagenbeck Zoodirektor?

Bei seinem Antritt in Schönbrunn 2020 wurde Hering-Hagenbeck gefragt, wie lange der Direktor bleiben wolle. Seine Antwort lautete: "Solange man mich lässt". Wie lange das tatsächlich noch der Fall sein wird, ist ungewiss.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Schönbrunner Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck sorgte vor Wochen mit dem Vorstoß, den Zootieren keine Namen mehr zu geben, für Aufsehen.
  • Außerdem beantragte er die Zulassung von Pumpguns für den Zoo.
  • In einem Interview verteidigt er nun seinen Antrag auf Waffen für den Zoo.