Razzia bei mutmaßlichem Pellets-Kartell
Es bestehe der Verdacht, dass Hersteller und Händler die Preise abgesprochen, Kunden aufgeteilt sowie den Absatz gemeinsam eingeschränkt und kontrolliert haben. Der Branchenverband proPellets schließt aus, in Absprachen involviert zu sein.
"Heizen ist ein Grundbedürfnis. Die gegenwärtige Krisensituation darf nicht durch Absprachen weiter verzerrt werden. Wir gehen allen Hinweisen mit höchster Priorität nach", erklärte die interimistische BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch in der Presseaussendung. Die Ermittlungen zum Pelletsmarkt laufen seit Februar 2022.
Branchenverband schließt Absprachen aus
Der Branchenverband proPellets Austria, der bis Donnerstagvormittag ebenfalls Besuch der Ermittler hatte, schließt aus, in Absprachen involviert zu sein. Ob man Preise abgestimmt habe? "Selbstverständlich nicht", sagte Christian Rakos, Chef des Branchenverband, zur APA. Es sei immer rigoros vermieden worden, über Preise zu sprechen. Man wisse auch von keinen Absprachen am Markt.
Ein Auslöser der Hausdurchsuchungen war offenbar, dass ein Pellethändler gegenüber der BWB angegeben hat, sich beim Preis an dem monatlich vom Verband veröffentlichen Preisindex orientiert zu haben. Infolge der schnell und stark gestiegenen Preise sei der Preisindex in den letzten Monaten allerdings immer niedriger gewesen als die tatsächlichen Preise, wandte Rakos ein.
Gegen Preisabsprachen spreche auch der Umstand, dass das Preisniveau in Österreich mit rund 630 Euro pro Tonne niedriger sei als in Deutschland mit 740 Euro und Italien mit über 800 Euro. Der österreichische Markt sei nicht mit überhöhten Preisen aufgefallen, so Rakos. Ursache für die Preisrallye waren laut dem Verbandsobmann die gestiegenen Produktionskosten, eine Unterversorgung sowie die stark gestiegene Nachfrage infolge des Einbaus neuer Pelletheizungen.
Um Versorgungssicherheit bemüht
Als Verband bemühe man sich um die Versorgungssicherheit. Für Besitzer von Pelletheizungen habe man heuer eine Hotline eingerichtet, um Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Dass der Markt heuer drehte, habe daran gelegen, dass Händler unterversorgt waren. Generell habe er, so Rakos, das Wettbewerbsumfeld mit rund 40 Produktionsstätten und 50 bis 60 regionalen und überregionalen Händlern als intensiv wahrgenommen. Gegen Preisabsprachen würden auch die großen Preisunterschiede sprechen.
In Tirol blieb unterdessen vorerst unklar, bei welchen Unternehmen Hausdurchsuchungen stattfanden. Martin Hölzl, Geschäftsführer von holzpellets.tirol, einem für Lieferung und Logistik von Holzpellets spezialisiertem Lagerhaus mit Hauptsitz in Hopfgarten im Tiroler Unterland, erklärte gegenüber der APA, dass in seinem Betrieb jedenfalls keine Hausdurchsuchungen durchgeführt worden seien. Sein Unternehmen beziehe Pellets von drei Lieferanten, darunter zwei mit Sitz in Tirol. Einer davon sie die Pfeifer-Gruppe mit Hauptsitz in Imst. Deren Geschäftsführer, Michael Pfeifer, sagte zur APA, dass auch sein Unternehmen nicht von Hausdurchsuchungen betroffen sei. Er wisse auch darüber hinaus nichts von derartigen Schritten bei anderen Unternehmungen in Tirol.
Im Zuge der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise in Europa sind neben Gas auch die Preise für andere Brennstoffe wie Holz und Pellets stark gestiegen. Die BWB geht unter anderem dem Verdacht nach, ob Pellets durch Absprachen zurückgehalten wurden, um die Preise hochzutreiben.
Wie die Wettbewerbshüter mitteilen, wurden 2021 in Österreich 1,6 Mio. Tonnen Pellets produziert und 1,2 Mio. Tonnen verbraucht. Sowohl Export als auch Import von Pellets seien heuer verglichen mit 2021 leicht zurückgegangen. Pellets aus Russland oder der Ukraine machten nur ein Prozent der österreichischen Importe aus.
Nach dem Kartellgesetz sind alle Vereinbarungen verboten, die den Wettbewerb verhindern oder beschränken. Insbesondere sind Absprachen über Preise, Einschränkungen der Kontrolle oder der Erzeugung des Absatzes sowie die Aufteilung von Märkten verboten. Bei Verstößen kann eine Geldstrafe bis zu 10 Prozent des Umsatzes verhängt werden.
4 Prozent der österreichischen Haushalte heizen mit Pellets, Tendenz steigend.
Die Arbeiterkammer (AK) begrüßte die Ermittlungen der BWB. Sie habe der Behörde in den vergangenen Monaten Preisdaten und Beschwerden von Konsumentinnen, Konsumenten und Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die AK vermutet, dass Pellets trotz gut gefüllter Holzlager künstlich verknappt wurden.
SPÖ: "Markt regelt nicht alles"
Die SPÖ begrüßte das Vorgehen der BWB ebenfalls und sieht sich in ihrer Forderung nach einer Preisregulierung bestätigt. "Der Markt regelt nicht alles", so SPÖ-Rechnungshofsprecherin Karin Greiner, die parlamentarische Anfragen ankündigte. Der Verbraucherschutzverein von Ex-Liste-Pilz-Mandatar Peter Kolba rät dazu, die Rechnungen gut aufzuheben, denn sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnten Käufer Schadenersatzansprüche geltend machen. Der VSV sei bereit, Sammelklagen zu organisieren.
Zusammenfassung
- Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ist einem Kartell bei Pellets auf der Spur.
- Seit Dienstag seien die Räumlichkeiten mehrerer Unternehmen und eines Verbands in Wien, Kärnten und Tirol durchsucht worden, teilte die BWB am Donnerstag mit.
- Es bestehe der Verdacht, dass Pellethersteller und Pellethändler die Preise abgesprochen, Kunden aufgeteilt sowie den Absatz gemeinsam eingeschränkt und kontrolliert haben.
- Der Branchenverband proPellets Austria, der bis Donnerstagvormittag ebenfalls Besuch der Ermittler hatte, schließt aus, in Absprachen involviert zu sein.