Prozess nach Drogentod einer Teenagerin in Wien
Die 15-Jährige hatte sich im August 2021 stationär in einer Drogentherapie befunden, als sie die 31-Jährige kennenlernte. Als die Ältere die Therapie nach einigen Wochen abbrach, tat dies die 15-Jährige kurze Zeit später auch. Gemeinsam mit einer 18-Jährigen lief sie davon und wurde nach Stunden wieder aufgegriffen. Weil sie ihren Schritt bereute, bat sie, erneut in die Einrichtung kommen zu können. Allerdings musste sie bis Mitte September 2021 warten, bis sie ihren Platz in der Therapie wieder einnehmen konnte. In der Zwischenzeit traf sie sich mit der 18- und der 31-Jährigen in Wien.
Die Älteste in der Gruppe wollte noch schnell das Drogen-Ersatzpräparat Compensan, das zur Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit genommen wird, besorgen, ehe man in die Wohnung des Verlobten der 31-Jährigen fahren wollte. Bereits in einem Wiener Hauseingang kochten die drei Frauen 150 Milligramm der Compensan-Tablette auf und konsumierten die Drogen intravenös. "Das wirkt stärker dann", berichtete die 31-Jährige Richter Patrick Aulebauer. Zuhause angekommen tranken die drei noch Kakao und gingen dann schlafen.
Als die drei in der Früh aufwachten, fühlte sich die 15-Jährige unwohl, sie musste sich übergeben. Dennoch konsumierten die drei weiter Drogen, erneut nahmen sie Compensan, dazu drei Tabletten Benzodiazepine und die 15-Jährige nahm auch noch ein Antidepressivum. Aufgrund der Benzodiazepine schliefen die drei wieder ein. Die 15-Jährige wachte jedoch nicht mehr auf. "Sie war beim Ohr schwarz und hatte weißen Schaum vor dem Mund", erzählte der 46-jährige Verlobte der 31-Jährigen. Die 18-Jährige rief den Notarzt, doch die 15-Jährige überlebte nicht.
Ihre Tochter hätte nur gelegentlich Drogen genommen, aber sei aufgrund ihrer schweren Depressionen suchtgefährdet gewesen. Deshalb habe sie sich für die Drogentherapie entschieden. Die 34-Jährige schloss sich mit dem Vater und der Schwester der Verstorbenen mit je 10.000 Euro Trauerschmerzengeld dem Verfahren an. Da nach dem Tod der 15-Jährigen keine Obduktion durchgeführt wurde, wird nun ein Sachverständiger beigezogen, der hinsichtlich der Todesursache Auskunft geben kann. Die Verhandlung wurde deshalb auf unbestimmte Zeit vertagt.
Zusammenfassung
- In einem Prozess am Wiener Straflandesgericht ist es am Montag um den tragischen Drogentod einer 15-jährigen Niederösterreicherin gegangen.
- Eine Freundin hatte dem Mädchen das Drogen-Ersatzpräparat Compensan überlassen, weshalb sich die 31-Jährige vor Gericht wegen des Überlassens der Suchtmittel sowie wegen fahrlässiger Tötung verantworten muss.
- Der Prozess musste zur Einholung eines Gutachtens auf unbestimmte Zeit vertagt werden.