Polizeigewalt unverpixelt: Hier knallt Polizist Kopf aufs Pflaster

Seit dem von PULS 24 veröffentlichten Video von Polizeigewalt bei einem Einsatz in Wien-Simmering laufen Ermittlungen. Die unverpixelte Nahaufnahme zeigt deutlich, wie der Festgenommene von einem Polizisten mehrmals mit dem Kopf auf den Gehsteig geknallt wird.

Auch drei Tage nachdem PULS 24 ein Video veröffentlicht hat, das einen Fall von mutmaßlicher Polizeigewalt in Wien zeigt, sind die betreffenden Polizisten weiter regulär im Dienst. In einem Statement bestätigte die Landespolizeidirektion nach der Sichtung, "dass die Verletzung des Festgenommenen im Zuge der Ausübung von Zwangsgewalt durch Körperkraft zustande gekommen ist".

Weiterhin keine dienstrechtlichen Konsequenzen

Dienstrechtliche Konsequenzen hat der Fall für die Polizisten weiterhin nicht. Denn "es lässt sich jedoch auch nach Sichtung nicht mit der für sofortige dienstrechtliche Maßnahmen erforderlichen Sicherheit feststellen, dass die Verletzungen durch vorsätzliches oder gar auf eine Misshandlung abzielendes Verhalten des in Rede stehenden Beamten zurückzuführen sind. Mehrere Varianten des Geschehenen sind für die Dienstbehörde denkbar. Daher sind die Ergebnisse des sofort eingeleiteten strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens abzuwarten, um danach allenfalls erforderliche dienstrechtliche Schritte zu setzen", so die Stellungnahme der Landespolizeidirektion. Die involvierten Beamten versehen somit weiterhin regulär ihren Dienst auf ihren Dienststellen.

Das Video, aufgenommen von einem PULS 24-Kameramann, zeigt, wie bei der Festnahme eines Passanten dessen Kopf mehrfach auf den Boden geschlagen wird, nachdem er von mehreren Beamten bereits fixiert worden war. Der Vorfall ereignete sich am Rande eines Einsatzes der Polizei in Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt am Sonntag in Simmering.

Verletzungen klar nicht selbst zugefügt

In den sozialen Netzwerken wird seitdem spekuliert, der zu Boden gerungene Passant habe seinen Kopf selbst auf den Asphalt gestoßen. PULS 24 hat sich entschieden, die fast unverpixelte Nahaufnahme der brutalen Szene zu veröffentlichen.

Schlüsselszene in Nahaufnahme

Deutlich ist zu erkennen, wie die Hand eines Polizisten in Handschuhen auf dem Kopf des Wieners liegt und ihn zweimal, während ihm Handschellen angelegt werden, mit ruckartigen Bewegungen zu Boden stößt. Danach rinnt Blut aus dem Schläfenbereich.

PULS 24 hat die Originalaufnahme heute, Mittwoch, der Polizei übermittelt.

Anwalt: "Klare Überschreitung der Kompetenzen"

Der auf Polizeigewalt spezialisierte Anwalt Clemens Lahner vertritt nun das Opfer. Im Interview mit PULS 24 Reporter Patrick Schwanzer sagt Lahner: "Wir möchten uns jetzt erst einmal in alle Akte und Beweismittel einsehen. Einerseits gibts strafrechtliche Vorwürfe gegen meinen Mandanten - angeblich Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung", so Lahner.

"Die zweite Baustelle: Es wird, soweit ich höre, ermittelt gegen den Beamten. Auch diesen Akt werden wir uns anschauen", sagt der Anwalt. Der Festgenommene ist an dem Verfahren als Opfer beteiligt.

"Und auf Grundlage dieser Informationen, die wir dort finden werden, bzw. anhand der vorliegenden Videos werden wir dann eine Maßnahmenbeschwerde überlegen", kündigt Lahner an.

Anwalt Clemens Lahner vertritt das Opfer. Er spricht mit PULS 24 Reporter Patrick Schwanzer über den Vorfall.

Zu dem Video sagt Lahner: "Das scheint doch eine klare Überschreitung der Kompetenzen zu sein." Dass sein Mandant den Kopf selbst gegen den Boden geschleudert haben soll, könne er nicht nachvollziehen. 

Das Opfer selbst möchte aktuell noch nicht an die Medien gehen. Auch zu den Verletzungen darf Lahner bisher noch keine Aussagen machen.

Laut dem zuständigen ÖVP-Innenminister Gerhard Karner werde dieser Einsatz "evaluiert" und bereits durch die Staatsanwaltschaft Wien untersucht.

Vor dem Ministerrat am Mittwoch sagt er: "Darüber berichten Sie ja eigentlich täglich, dass die Polizei und speziell die Polizei in Wien sehr schwierige, sehr intensive Einsätze praktisch tagtäglich auch zu vollziehen hat und sie das mit großer Konsequenz aber der entsprechenden Sensibilität auch tut."

ribbon Zusammenfassung
  • Seit dem von PULS 24 veröffentlichten Video von Polizeigewalt bei einem Einsatz in Wien-Simmering laufen Ermittlungen.
  • Nachdem Gerüchte kursieren, der Festgenommene hätte isch selbst verletzt, veröffentlicht PULS 24 die Schlüsselszene in Nahaufnahme.
  • Die Nahaufnahme zeigt deutlich, wie der Festgenommene von einem Polizisten mehrmals mit dem Kopf auf den Gehsteig geknallt wird.
  • Zu dem Video sagt Anwalt Clemens Lahner, der das Opfer vertritt: "Das scheint doch eine klare Überschreitung der Kompetenzen zu sein."