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Pflanzensamen wachsen nach Monaten im All in Seibersdorf

Mit einem Versorgungsmodul der US-Firma Space X kehrten am Samstag (15. April) Pflanzensamen nach einem rund fünfmonatigen Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation ISS wieder zurück auf die Erde. Was die erhöhte Strahlung, die niedrigen Temperaturen und die reduzierte Erdanziehungskraft im Erbgut bewirkt haben, soll nun im Forschungszentrum in Seibersdorf (NÖ) erforscht werden. Erste Ergebnisse könnten im Oktober vorliegen.

Das Projekt ist das erste im Bereich der "Weltraum-Mutagenese", das die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und die Welternährungsorganisation FAO durchführen, teilten die Organisationen beim Start der Mission im November 2022 mit. Damals hoben die Samen vom NASA-Weltraumbahnhof "Wallops Flight Facility" mit einem unbemannten "Cygnus"-Frachter ab, und wurden zur Internationalen Raumstation ISS gebracht. Der Absender waren die beiden in Wien ansässigen Institutionen, die auch die Labors in Seibersdorf betreiben.

Nun haben die Proben eine Wasserlandung vor der Küste des US-Bundesstaates Florida hinter sich. Davor wurden sie monatelang entweder innerhalb oder außerhalb der ISS aufbewahrt. Damit ist sichergestellt, dass ein Teil der Samen der Sorghumhirse, die als Nahrungsmittel für Mensch und Tier sowie zur Erzeugung von Bioethanol genutzt wird, und ein Teil der Samen der in der Genetik häufig untersuchten Ackerschmalwand (Arabidopsis) einer intensiveren Strahlungsdosis ausgesetzt war.

In den nachfolgenden Untersuchungen wollen die Wissenschafter herausfinden, wie unterschiedlich die DNA-Veränderungen bei den intensiv und etwas weniger intensiv bestrahlten Proben ausfallen bzw. wo die Unterschiede liegen. In Anbau-Versuchen möchte man herausfinden, ob sich Veränderungen durch die harschen All-Bedingungen im Erbgut als vielversprechend erweisen, in dem sie die Pflanzen etwa trockenheits- oder salzresistenter machen, heißt es in einer Aussendung der IAEA. Je nachdem, wann die Proben in Niederösterreich eintreffen, könnten zu den schnell wachsenden Arabidopsis-Pflanzen im Herbst erste Erkenntnisse vorliegen.

Mittels radioaktiver Strahlung stoßen die IAEA und die FAO bereits seit Jahrzehnten Veränderungen im Erbgut von Nutzpflanzen an. Erweisen sich solche Mutationen als vorteilhaft, kann man in der Folge auf neue Saatgut-Varianten zurückgreifen. Bis dato seien auf Basis dieser "Mutagenese"-Forschung über 3.400 Varianten in mehr als 210 Pflanzenarten entwickelt worden, die in mehr als 70 Ländern auch kommerziell eingesetzt werden, so die IAEA. Mit dem aktuellen Projekt sehe man sich erstmals gezielt an, ob die nochmals herausfordernderen Bedingungen in der Erdumlaufbahn gegenüber den Labor-Situationen etwa Mutationen verursachen, die bei der Anpassung an den Klimawandel helfen können.

(S E R V I C E - IAEA-Seibersdorf-Laboratorien online: http://go.apa.at/KMfDdgRr)

ribbon Zusammenfassung
  • Mit einem Versorgungsmodul der US-Firma Space X kehrten am Samstag Pflanzensamen nach einem rund fünfmonatigen Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation ISS wieder zurück auf die Erde.
  • Was die erhöhte Strahlung, die niedrigen Temperaturen und die reduzierte Erdanziehungskraft im Erbgut bewirkt haben, soll nun im Forschungszentrum in Seibersdorf (NÖ) erforscht werden.
  • Erste Ergebnisse könnten im Oktober vorliegen.