Südafrikanisches Parlament durch Feuer komplett zerstört
Nach einem Großbrand in Südafrikas Parlamentsgebäude am Neujahrswochenende werden riesige Kosten für einen Wiederaufbau des historischen Gebäudes erwartet. "Wir werden mehrere hundert Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Rand benötigen", sagte Kapstadts Sicherheitsbeauftragter Jean-Pierre Smith dem Nachrichtensender eNCA. Dies entspräche auch mehreren hundert Millionen Euro. Montagfrüh wurde bezüglich des Feuers Entwarnung gegeben, es sei unter Kontrolle.
Smith sprach von schweren Mängeln, die auf ungenügende Wartung zurückzuführen sein könnten. So habe sich das Elektrizitätssystem nicht automatisch ausgeschaltet und die Belüftungsanlagen weiter laufen lassen. Auch sei der automatische Feueralarm erst mit großer Verspätung ausgelöst worden.
Feuer am Abend noch immer nicht unter Kontrolle
Nach Angaben von Staatschef Cyril Ramaphosa wurde ein Mann festgenommen und befragt. Einer Polizeisprecherin zufolge handelt es sich um einen 51-Jährige Mann, der sich im Parlamentskomplex aufgehalten hatte. "Er wird noch im Rahmen einer strafrechtlichen Untersuchung verhört (...) und wird am Dienstag vor Gericht erscheinen", sagte Thandi Mbambo, Sprecherin einer Eliteeinheit der südafrikanischen Polizei.
In der Touristenmetropole Kapstadt hatten mehr als 70 Feuerwehrleute am Wochenende stundenlang versucht, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Die Flammen haben nach Angaben eines Parlamentssprechers auch die Kammer zerstört, in der die Nationalversammlung tagt. Das Feuer war zunächst an der Rückseite des Gebäudekomplexes ausgebrochen, der die Alte Versammlungskammer und den Nationalrat der Provinzen beherbergt, wie die zuständige Ministerin Patricia de Lille berichtete.
Zu Mittag war das imposante viktorianische Gebäude in eine dicke schwarze Rauchwolke gehüllt. Auf Fernsehbildern war zu sehen gewesen, wie riesige Flammen aus dem Dach des Gebäudes schlugen. "Die gesamte Kammer, in der die Abgeordneten sitzen, ist vollständig verbrannt", sagte am Nachmittag dann Parlamentssprecher Moloto Mothapo.
Insgesamt besteht der Parlamentskomplex aus drei Teilen. Der neuere Gebäudekomplex, der von der heutigen Nationalversammlung genutzt wird, stammt aus den 1920er und 1980er Jahren.
Viertel gesperrt
Die Rettungskräfte riegelten die Straßen des Viertels ab. Die Absperrungen reichten bis in die Nähe der Kathedrale, in der am Vortag die Trauerfeier für den Friedensnobelpreisträger und Bischof Desmond Tutu stattgefunden hatte und in der Tutu am frühen Sonntagmorgen in einer Urne beigesetzt wurde.
Kapstadt ist seit 1910 Sitz des südafrikanischen Parlaments, das aus der Nationalversammlung und dem Oberhaus - dem Rat der Provinzen - besteht, während die Regierung in Pretoria angesiedelt ist. Im Parlament in Kapstadt hatte der damalige Präsident Frederik de Klerk 1990 das Ende des rassistischen Apartheid-Regimes erklärt.
Schon im März hatte es in dem Gebäude gebrannt, das Feuer war aber schnell unter Kontrolle gebracht worden. Im April hatte ein Großbrand am Tafelberg in Kapstadt für Verwüstungen gesorgt. Das Feuer hatte mehrere historische Gebäude erfasst und unter anderem Teile der Universitätsbibliothek zerstört.
Zusammenfassung
- Das südafrikanische Parlament in Kapstadt ist durch ein Feuer komplett zerstört worden. Der Sitz der Abgeordneten sei durch die seit dem Morgen wütenden Flammen "komplett verbrannt", sagte am Sonntagnachmittag ein Parlamentssprecher.
- Der Brand brach gegen 4 Uhr mitteleuropäischer Zeit (5.30 Uhr Ortszeit) im ältesten Flügel des Parlamentskomplexes aus, die Feuerwehr traf kurz nach fünf Uhr ein, hatte aber Probleme ins abgesicherte Gebäude vorzudringen.
- Die Ursache für das Feuer war zunächst unklar, eine Untersuchung wurde eingeleitet. Nach Angaben von Präsident Cyril Ramaphosa wurde eine Person festgenommen und befragt. Informationen über Opfer lagen zunächst nicht vor.
- "Das Dach des alten Versammlungsgebäudes ist eingestürzt", sagte Jean-Pierre Smith, Mitglied des städtischen Ausschusses für Sicherheit. Der betroffene Flügel war 1884 fertiggestellt worden und verfügte über einige holzgetäfelte Sitzungsräume.
- Die Feuerwehr musste im Laufe des Tages Verstärkung anfordern. Von einem Kran aus versuchte die Feuerwehr, die Flammen zu löschen.
- Montagfrüh wurde bezüglich des Feuers Entwarnung gegeben, es sei unter Kontrolle.