Österreichische Wälder weiter von Klimakrise betroffen
Laut der Bilanz war der Schädling ungewöhnlich lange tätig, mancherorts bis in den November hinein. "Glücklicherweise hat ein kühles, niederschlagsreiches Frühjahr für einen verhältnismäßig guten Start in die Vegetationsperiode gesorgt und den Beginn der Borkenkäfersaison etwas verzögert", erwähnte Schöppl den positiven Aspekt. Das Jahr endete jedoch wieder mit einer neuen Herausforderung, die sich kurz vor Weihnachten mit dem Sturmtief Zoltan einstellte.
Die klimatischen Phänomene im Jahr 2023 manifestierten sich in den Wäldern Österreich unter anderem dadurch, dass mehr als eine Million Festmeter bzw. rund 55 Prozent der gesamten Holzerntemenge von rund 1,9 Millionen Festmetern als Schadholz qualifiziert werden mussten - 2022 waren es noch rund 50 Prozent gewesen. Davon gingen mehr als zwei Drittel, rund 730.000 Festmeter, auf das Konto des Borkenkäfers.
Jedoch zeigte sich das Auftreten des Insekts in regionalen Hotspots, nämlich im Kärntner Mölltal und in der Obersteiermark, wo etwa die Hälfte der Borkenkäferschäden konzentriert in wenigen Forstrevieren auftraten. Dort zeigen sich laut ÖBf die Langzeitfolgen früherer Stürme: Schwer zugängliches Gelände und teils aus Sicherheitsgründen unbringbare Lagen seien insgesamt ein herausfordernder Mix für die Einsatzteams. In allen anderen ÖBf-Regionen war der Anteil des Käferholzes stabil bis rückläufig.
Dieses Rückläufigkeit befindet sich jedoch inzwischen auf einem hohen Niveau: "Lag der durchschnittliche Schadholzanteil in den 1980er- und 1990er-Jahren noch bei knapp 30 Prozent müssen wir als Folge des Klimawandels mittlerweile einen Wert von etwa 50 Prozent als normal ansehen", berichtet Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Die Waldschadensbilanz der ÖBf - also die Kosten für Käferprävention und -bekämpfung, Infrastrukturschäden sowie Deckungsbeitragsverlust und Lagerkosten für Schadholz - belief sich 2023 in Summe auf rund 32 Millionen Euro nach 28 Millionen im Jahr davor. Trotz der großen Schadholzmenge wurde der stabile Holzpreis als positiver Aspekt hervorgehoben.
Langfristig begünstige die Klimakrise mit ihren höheren Temperaturen jedoch die weitere Verbreitung des Borkenkäfers, er kann mehrere Generationen pro Jahr entwickeln und dringt in immer höhere Lagen bis zur Baumgrenze vor. Die Trockenheit verringere hingegen die Abwehrmöglichkeiten der Bäume. Intelligentes Borkenkäfer-Management - von der Früherkennung durch flächendeckendes Monitoring, über den Einsatz von Lockstoff-Fallen und Fangbäumen bis hin zu Entrindung von Stämmen oder den raschen Abtransport befallener Bäume - gewinne daher an Bedeutung. Das zeitigt sich auch in den Aufwendungen für die Bekämpfung, die 2023 mit knapp sieben Millionen Euro deutlich höher ausfiel als in den Vorjahren, erläuterte Gruber.
Die Bundesforste investieren auch in die Zukunft: "2023 haben wir in Summe rund 15 Millionen Euro für Waldpflegearbeiten in die Hand genommen. Rund 100 Millionen Euro sind dafür bis 2030 in Planung. Sollte der voranschreitende Klimawandel noch mehr erforderlich machen, hat für uns die Zukunft unseres Waldes Vorrang", so Schöppl. Zudem nehme die Holzmenge auf ÖBf-Flächen zu, proaktiver Waldumbau werde betrieben, das Forstfachpersonal werde ausgebaut.
Zusammenfassung
- 2023 hat Klima-Rekorde gebrochen, der Klimawandel führte zum wärmsten Jahr weltweit und hat den österreichischen Wäldern vor allem im Herbst zugesetzt. Das geht aus der Waldbilanz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) hervor. "Der Hitze im Juni und Juli folgte ein regenreicher August und damit eine kleine Verschnaufpause für den Wald, bevor der Herbst für Temperaturrekorde sorgte", hielt Georg Schöppl, ÖBf-Vorstandssprecher, fest. Das verlängerte die Borkenkäfer-Aktivität.