APA/GEORG HOCHMUTH

ÖAMTC Flugrettung feiert 40-jähriges Jubiläum

Die ÖAMTC-Flugrettung feiert ihren 40. Geburtstag. Am 1. Juli 1983 hob Christophorus 1 erstmals in Innsbruck ab. Noch im selben Jahr folgte Christophorus 2 in Krems. Mittlerweile gibt es 17 Ganzjahres- und vier Winter-Stützpunkte plus einen Intensivtransporthubschrauber-Stützpunkt mit 31 Helikoptern, die rund 20.000 Einsätze im Jahr absolvieren. In den 40 Jahren seit der Gründung waren es rund 435.000 Einsätze und mehr als eine Million Starts und Landungen.

"Eine Mountainbikerin ist in der Nähe vom Patscherkofel schwer gestürzt und bewusstlos liegen geblieben", erinnerte sich Gilbert Habringer, erster ÖAMTC-Flugrettungspilot an seinen ersten Primäreinsatz im Juli 1983. Die Patientin überlebte. Zunächst hatten die Menschen Berührungsängste, Christophorus 1 wurde nicht oft angefordert. "Sie konnten nicht so richtig einordnen, was unser Vorteil ist. Der Zweck war es, dass wir den Arzt zum Patienten bringen, um zu verhindern, dass der Patient in der Klinik nicht lebend ankommt", berichtete Habringer, der 30 Jahre als Flugrettungspilot beim ÖAMTC im Einsatz war.

"Das behandlungsfreie Intervall, also bevor jemand vom Arzt versorgt wird, sollte möglichst kurz sein", erklärte der erfahrene Pilot, der selbst rund 8.800 Einsätze geflogen ist. 18 Minuten bleiben statistisch gesehen für die Versorgung, binnen 15 Minuten können die ÖAMTC-Hubschrauber beinahe jeden Ort in Österreich erreichen. Im ersten halben Jahr flog Christophorus 1 insgesamt 160 Einsätze, "nach zwei, drei Monaten Startschwierigkeiten wurden wir vermehrt gerufen", berichtete der Pilot der ersten Stunde. "Die Menschen haben erkannt, da steigt ein Arzt aus und tut sofort etwas." Die Einsatzfrequenz stieg stetig an, im Jahr 1984 absolvierte Christophorus 1 bereits 460 Einsätze. Zum Vergleich: 2022 gab es 809 Einsätze des in Innsbruck stationierten Notarzthubschraubers.

Anlässlich des Jubiläums wirft die ÖAMTC-Flugrettung am heutigen Donnerstag im Rahmen eines Festaktes einen Blick zurück auf die ersten Jahrzehnte und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Zweifelsohne hat sich seit dem ersten Einsatz eines ÖAMTC-Notarzthubschraubers viel verändert. "Seit den Anfängen war es uns wichtig, sowohl technische als auch medizinische Fortschritte und Weiterentwicklungen flugrettungstauglich zu machen und zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu nutzen", betonte Reinhard Kraxner, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung. "Wir sehen es als unsere Aufgabe, das System Flugrettung kontinuierlich weiterzuentwickeln", sagte Marco Trefanitz, kaufmännischer Geschäftsführer. "40 Jahre Flugrettung sind geprägt von technischem und medizinischem Fortschritt, von der Optimierung der evidenzbasierten Notfallversorgung bis hin zu Netzwerkmedizin mit modernsten Technologien", resümierte Wolfgang Voelckel, ärztlicher Leiter der ÖAMTC-Flugrettung.

Peter Fleischhacker fliegt seit 36 Jahren, 20 davon war er beim Bundesheer, seit 16 Jahren ist er bei der Flugrettung. "Gewaltige Fortschritte" wurden gemacht, berichtete er, "von damals analoger, manueller Fliegerei bis hin zu hochmodernen Vierachsen-Autopiloten". Der Pilot und Flugbetriebsleiter hat ungefähr 8.000 Flugstunden und Einsätze hinter sich, die reichen von "ganz bösen, schlimmen und traurigen Einsätzen" - die Flugrettung fliegt dorthin, wo etwas passiert ist - hin zu "sehr schönen Einsätzen, jede Geburt ist etwa herrlich", berichtete er im Gespräch mit der APA.

Einsätze mit Kindern "sind das nervenzehrendste, das es überhaupt gibt", schilderte Habringer. Positiv in Erinnerung blieben dem Piloten "aussichtslos scheinende Fälle", in denen die Patientinnen und Patienten überlebten. "Das war dann immer eine Genugtuung, der Job, den wir machen, ist für etwas gut", erinnerte sich der gebürtige Oberösterreicher, der in Tirol geblieben ist.

Gemeinsam mit dem Innenministerium wurde im Jahr 1985 ein flächendeckender Notarzthubschrauberdienst aufgebaut. Das Innenministerium zog sich 2001 aus der Flugrettung zurück, der ÖAMTC übernahm. Laut Eigenangabe war die Finanzierungsfrage die größte Hürde. Erst ab 2012 gelang es nach langwierigen Verhandlungen mit den Bundesländern, Lösungen zu erarbeiten, die den Flugrettungsbetrieb langfristig auf finanziell sichere Beine stellten.

Das Jahr 2017 markierte dann den Beginn einer neuen Ära für die Notfallversorgung aus der Luft. Dank modernster Technologie gab es ab 1. Jänner mit dem in Krems stationierten Christophorus 2 in Österreich erstmals einen Notarzthubschrauber, der rund um die Uhr einsatzbereit war. Außerdem wurden österreichweit alle Christophorus-Crews mit Nachtsichtbrillen vertraut gemacht, sodass auch an weiteren Stützpunkten die Dienstzeiten in die Dunkelheit ausgedehnt werden konnten. Heute fliegen auch Christophorus 17 in St. Michael/Obersteiermark und Christophorus 14 in Niederöblarn im 24-Stunden-Betrieb, wodurch eine flächendeckende Versorgung auch während der Nachtstunden gewährleistet ist. Das erklärte Ziel der ÖAMTC-Flugrettung ist, auch in der Westhälfte des Landes in naher Zukunft einen 24/7-Betrieb zu etablieren.

Der Beruf des Hubschrauber-Piloten ist aktuell noch ausschließlich Männern vorbehalten, 67 Piloten waren 2022 für den ÖAMTC tätig. Allerdings ist eine Pilotin bereits in den Startlöchern, versicherte der Club. Bei den Flugrettern - sie sind die Allrounder an Bord - gibt es eine Frau und 159 Männer, eine weiter Frau absolviert derzeit die Ausbildung. Ihr Aufgabenspektrum ist breit - Flugretter führen komplizierte Bergungen durch, sind Assistenten des Notarztes und unterstützen den Piloten im Hubschrauber quasi als Co-Piloten und bedienen etwa den taktischen Funk und navigieren. Eine Christophorus-Crew besteht immer aus drei Personen - zum Piloten und Flugretter kommen noch Ärztin oder Arzt.

Am Flugplatz Wiener Neustadt ist neben Christophorus 3 auch der Intensivtransporthubschrauber (ITH) namens Christophorus 33 stationiert. An einem Nachmittag im Juni geht draußen ein Gewitter nieder, Donnergrollen ist zu hören. Die Hubschrauber befinden sich deshalb unter dem Dach in der jeweiligen Halle. Als der Alarm ertönt, geht es schnell. Die Crew des ITH bricht zu einem Sekundärtransport auf, bei dem ein Patient von einem Krankenhaus in eine Spezialklinik überstellt wird. Wenig später ertönt auch für Christophorus 3 der Alarm, schnell schiebt die Crew den Hubschrauber ins Freie und wenig später hebt der Airbus Helicopter H135 ab.

"Tagsüber sind wir innerhalb von drei Minuten in der Luft. In der Nacht sind wir zwischen fünf und acht Minuten bereit, abzufliegen, weil da beispielsweise verschiedene meteorologische Vorbereitungen getroffen werden müssen", berichtete Fleischhacker. Im Vorjahr flog Christophorus 3 insgesamt 1.623 Einsätze. Alle Notarzthubschrauber zusammen - inklusive jener an den vier Winterstützpunkten - absolvierten 2022 österreichweit 23.556 Einsätze und somit mehr als 64 jeden Tag. Ein durchschnittlicher Hubschraubereinsatz kostet rund 4.000 bis 5.000 Euro, abhängig von der Flugzeit. Patientinnen und Patienten entstehen nur bei Sport- und Freizeitunfällen im alpinen Bereich Kosten. "Die Hubschrauber sind für zwei Einsätze betankt, falls ein Folgeeinsatz in der Luft passiert können wir ihn jederzeit annehmen", berichtete der erfahrene Pilot Fleischhacker.

ribbon Zusammenfassung
  • Am 1. Juli 1983 hob Christophorus 1 erstmals in Innsbruck ab.
  • Im ersten halben Jahr flog Christophorus 1 insgesamt 160 Einsätze, "nach zwei, drei Monaten Startschwierigkeiten wurden wir vermehrt gerufen", berichtete der Pilot der ersten Stunde.
  • Die Einsatzfrequenz stieg stetig an, im Jahr 1984 absolvierte Christophorus 1 bereits 460 Einsätze.
  • Das Innenministerium zog sich 2001 aus der Flugrettung zurück, der ÖAMTC übernahm.