"Mütter sind das Allerheiligste": 20 Jahre Haft für Mutter-Mord
"Es war blinde Wut", sagte der Angeklagte. Vorausgegangen sei "ein ganz normaler Familienstreit". Er habe sich bei einem Zustelldienst etwas zu essen bestellen wollen, seiner Mutter habe das nicht gepasst. Sie habe ihn beschimpft, "da ist es zur Tat gekommen. Ich hab' das Messer genommen und einfach zugestochen."
Anwalt: Absichtlich schwere Körperverletzung
Der bisher Unbescholtene stellte allerdings vor einem Schwurgericht (Vorsitz: Nicole Baczak) die Tötungsabsicht in Abrede. "Ich wollte sie nicht umbringen. In dem Moment wollte ich sie einfach verletzen", versicherte er. Sein Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger brachte in diesem Zusammenhang den Tatbestand der absichtlichen schweren Körperverletzung ins Spiel. Sein Mandant sei aufgrund der erlittenen Beschimpfungen "in Rage" gewesen, "aber wenn ich wen umbringen will, steche ich ins Zentrum. Drei Mal in den Bauch."
PULS 24 Reporter Christoph Isaac Krammer hat den Anwalt des Angeklagten in einem Mordprozess in Wien interviewt.
Die Anklage legt dem 22-Jährigen zur Last, am Abend des 28. Februar 2023 der 54 Jahre alten Frau in ihrer Wohnung in Wien-Liesing einen elf Zentimeter tiefen Sich in den Nacken versetzt zu haben. Dieser durchtrennte die Arterie und eröffnete die Brusthöhle. Zwei weitere Stiche gingen in den Hals und in die Schulter. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät, sie verblutete.
20 Jahre Haft
Der Mann wurde am Montag zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Der 22-Jährige nahm die Strafe noch im Gerichtssaal an. Darauf hin verzichtete auch der Staatsanwalt auf Rechtsmittel.
Maßnahmenvollzug
Dem psychiatrischen Gutachten der Sachverständigen Sigrun Rossmanith zufolge war der 22-Jährige zum Tatzeitpunkt zwar zurechnungsfähig, soll aber eine Persönlichkeitsstruktur mit narzisstischen und emotional-instabilen Zügen aufweisen, die ohne therapeutische Maßnahmen die neuerliche Begehung von Straftaten mit schweren Folgen befürchten lässt. Die Staatsanwaltschaft hat daher die Unterbringung des jungen Mannes im Maßnahmenvollzug beantragt. Die Geschworenen leisteten diesem Antrag Folge.
Mutter hatte sich vor ihm gefürchtet
Gemeldet war er in einem Wohnheim der Caritas, er übernachtete jedoch vier bis fünf Mal wöchentlich bei seiner Mutter, die als Sozialarbeiterin tätig war. "Obwohl sie sich vor ihm gefürchtet hat, hat sie ihn weiter bei sich wohnen lassen und sich um ihren Sohn gekümmert", führte der Staatsanwalt aus.
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Man galt als "Hochrisikofall"
Der junge Mann galt bei den Behörden als Hochrisikofall. Die Mutter soll von der Polizei mehrmals vor ihrem Sohn gewarnt worden sein, da ein Gewaltverbrechen befürchtet wurde. Dreimal war über ihn in Bezug auf den Wohnsitz der Mutter ein Betretungs- und Annäherungsverbot verhängt worden.
Die verpflichtenden Beratungstermine für Gewalttäter nahm der 22-Jährige nicht wahr. Im Juli 2022 hatte die 54-Jährige ihren Sohn wegen gefährlicher Drohung angezeigt, sie hatte sich im Schlafzimmer eingeschlossen, nachdem dieser sie mit dem Umbringen - er kündigte an, er werde sie mit einem Messer "aufschlitzen" - bedroht hatte. Das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren musste eingestellt werden, weil die Mutter von ihrem Entschlagungsrecht Gebrauch machte und nicht gegen ihren Sohn aussagen wollte.
"Mütter sind das Allerheiligste"
Nach dem dritten Stich sei die Mutter umgefallen, schilderte der 22-Jährige den genauen Tatablauf: "Ich bin selber ganz geschockt. Ich wünsche, es wäre nicht passiert. Ich weine die ganze Zeit." Obwohl es immer wieder zu Streitereien gekommen sein, sei er gerne bei seiner Mutter gewesen: "Ich hab' mich dort wohler gefühlt."
Diese habe sich schon in seiner Kindheit von seinem Vater scheiden lassen: "Ich wollte sie nicht die ganze Zeit alleine lassen. Ich liebe meine Mutter." "Sie haben sie getötet", fiel ihm darauf die Richterin ins Wort. "Ich bereue es. Mütter sind das Allerheiligste. Das ist bei uns Jugos so", erwiderte der Mann mit serbischen Wurzeln.
Zusammenfassung
- Ein 22-Jähriger hat am Montag vor Geschworenen am Wiener Landesgericht zugegeben, seine Mutter getötet zu haben, indem er mit einem Brotmesser auf sie einstach.
- "Es war blinde Wut", sagte der Angeklagte. Vorausgegangen sei "ein ganz normaler Familienstreit".
- Er habe sich bei einem Zustelldienst etwas zu essen bestellen wollen, seiner Mutter habe das nicht gepasst.
- Sie habe ihn beschimpft, "da ist es zur Tat gekommen. Ich hab' das Messer genommen und einfach zugestochen."