Mordversuchsprozess: Mann fuhr Freund mit SUV dreimal um
Das Opfer erlitt Brüche an Beinen und Prellungen. Mit jeder Attacke dürfte der Angeklagte das Tempo erhöht haben, die Kollisionsgeschwindigkeiten betrugen 25, 40 und 50 km/h. Er konnte sich vor Gericht an "gar nichts erinnern". Er habe nur "Bilder vor sich".
Alkoholisiert: Zehn Spritzer und mehrere Stamperl Schnaps
Der Angeklagte war nach zehn Gespritzten und vier oder fünf Stamperl Schnaps am 9. Februar gegen 18.00 Uhr in ein Lokal zum Karten spielen gefahren. Ein Freund habe sich eingemischt und darüber gerieten die beiden alkoholisierten Männer aneinander, worauf der Wirt die Streithähne vor die Tür setzte.
Darauf stieg der mutmaßliche Täter in seinen zwei Tonnen schweren SUV und dürfte gewartet haben, bis der 50-Jährige die Straße betrat. Der Fahrer soll dann aufs Gas getreten sein und touchierte den Fußgänger. Anschließend habe er das Auto zurückgesetzt und nahm einen zweiten Anlauf. Mit Tempo 40 soll er diesmal den Mann erwischt haben, der auf den Boden geschleudert wurde.
Das Opfer versuchte darauf, sich hinter Mülltonnen in Sicherheit zu bringen. Doch der 36-Jährige habe nicht locker gelassen und fuhr frontal mit 50 Stundenkilometer auf die Tonnen zu, schilderte die Staatsanwältin, was sich in knapp fünf Minuten auf der Straße ereignete.
Mann "wie eine Puppe" durch die Luft geschleudert
Der 50-Jährige wurde durch den Aufprall zehn Meter "wie eine Puppe" durch die Luft geschleudert und prallte gegen eine Hausmauer, gab eine Augenzeugin zu Protokoll. Damit sei immer noch nicht genug gewesen. Der 36-Jährige dürfte laut Anklage noch vorgehabt haben, den am Boden Liegenden zu überfahren, allerdings verhinderte dies eine Zeugin.
Die Frau, der er offenbar ein "Schleich dich" zurief, blieb bei dem Schwerverletzten. Einige Stunden später wurde der Angeklagte daheim von der Polizei verhaftet.
"Es muss etwas gewesen sein, aber ich weiß nicht was", meinte er vor dem Geschworenengericht. Er könne sich nur "an Bilder erinnern", eines mit einer Mülltonne. Dass er dreimal den 50-Jährigen attackiert und dabei "Ich bring dich um" gerufen habe, dazu sagte er nichts. "Er ist ja mein Freund, wir haben vorher nie gestritten, ich kenn ihn schon so lang", meinte er unter Tränen.
Mit mehreren Beinbrüchen und Prellungen kam dieser Freund ins Spital und musste operiert werden. Er saß mehrere Wochen mit zwei Gipsbeinen im Rollstuhl. Ob der selbstständige Maler seinen Beruf wieder ausüben könne, sei noch offen.
Angeklagter habe Erinnerungslücken
Der Verteidiger erklärte, dass Ganze sei "einfach furchtbar, an den Taten selber ist nichts zu beschönigen". Aber Mordabsichten habe sein in Rage gewesener Mandant keine gehabt. Wohl aber gab er eine schwere Körperverletzung zu.
Die Erinnerungslücken an den Vorfall erklärte der Rechtsanwalt damit, dass es wohl zu einem Zusammenspiel von Alkohol und Tabletten gekommen sei. So will der Angeklagte am Tag des Zwischenfalls morgens und am frühen Nachmittag jeweils drei Tabletten genommen haben. Diese habe er schon früher im Zuge von Entzügen erhalten, jedoch selten in dieser hohen Dosis, erklärte er.
Zum Tatzeitpunkt hatte der Mann, der laut Richterin bereits neunmal einschlägig wegen Körperverletzung (in alkoholisiertem Zustand) verurteilt wurde, 1,6 Promille und war zurechnungsfähig.
Zusammenfassung
- Gegen einen 36-Jährigen ist am Donnerstag in Linz der Prozess wegen Mordversuchs eröffnet worden, weil er in Schwertberg (Bezirk Perg) absichtlich mit einem SUV einen 50-Jährigen dreimal umgefahren haben soll.
- Das Opfer erlitt Brüche an Beinen und Prellungen.
- Mit jeder Attacke dürfte der Angeklagte das Tempo erhöht haben, die Kollisionsgeschwindigkeiten betrugen 25, 40 und 50 km/h. Er konnte sich vor Gericht an "gar nichts erinnern".
- Die Erinnerungslücken an den Vorfall erklärte der Rechtsanwalt damit, dass es wohl zu einem Zusammenspiel von Alkohol und Tabletten gekommen sei.