Mit Kindern im Keller gehaust - "Reichsbürger" festgenommen
Bei einer Überprüfung dürfte ein 54-Jähriger zwei Personen mit Pfefferspray attackiert und verletzt haben, berichtete die Polizei am Freitag in einer Aussendung. Der Mann - es dürfte sich um einen "Reichsbürger" handeln - soll sich daraufhin in dem Weinkeller verbarrikadiert haben, er wurde in Folge vorläufig festgenommen und wird angezeigt.
Bewohnt wurde ein Presshaus mit angeschlossener Kellerröhre, so Vizebürgermeister Erich Greil (ÖVP). Die Kinder im Alter von sieben Monaten bis fünf Jahren seien nicht verwahrlost gewesen, betonte er.
Polizeisprecher Stefan Loidl spricht über den Einsatz.
Türe und Fenster sowie Strom und Wasser seien in dem Presshaus vorhanden, berichtete Greil im Gespräch mit der APA. Ob sich darin auch eine Heizung oder Sanitäreinrichtungen befunden haben, konnte er vorerst nicht beantworten. Die Kinder seien nicht eingesperrt gewesen, hielt der Vizebürgermeister der Weinviertler Gemeinde fest.
Er habe sie vor rund zwei Wochen beim Spazierengehen gesehen, die Kinder hätten gegrüßt und seien nicht auffällig gewesen. Sie hätten aber in dem Presshaus "sicher nicht kindgerecht" gewohnt und seien nicht gemeldet, sagte Greil.
54-Jähriger verbarrikadierte sich
Laut Polizei hatten aufgrund von Anrainerbeschwerden ein Vertreter der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn und ein Beschäftigter des Gemeindeamtes am Donnerstagnachmittag Nachschau an der Adresse gehalten. Nach dem Pfefferspray-Angriff verständigten die beiden Mitarbeiter die Polizei. Der 54-Jährige soll sich daraufhin in dem Weinkeller verbarrikadiert haben.
Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg wurde die Kellertrift geöffnet und durchsucht. Dort befanden sich die 40-jährige Lebensgefährtin des Mannes und sechs Kinder. Zunächst hatte die Polizei noch von fünf Kindern berichtet. Der Mann wurde vorübergehend festgenommen.
Identität der Kinder unklar
Da die Identität der Kinder laut Polizei nicht geklärt werden konnte, wurden diese vorübergehend in die Obhut des Fachgebietes Sozialarbeit der Bezirkshauptmannschaft übergeben. Nach Angaben des Paares soll es sich um den gemeinsamen Nachwuchs handeln. Die Kinder sollen den Aussagen zufolge in England geboren sein, in Österreich sollen sie nicht gemeldet sein.
Sie wurden noch in der Nacht in ein Spital gebracht und im Beisein der Mutter untersucht, berichtete Polizeisprecher Stefan Loidl. Sie konnten bereits wieder entlassen werden und waren nicht verwahrlost, betonte er ebenfalls. Der 54-Jährige wird laut Polizei nach Abschluss der Erhebungen wegen des Verdachtes des Widerstandes gegen die Staatsgewalt der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Aufenthaltsdauer im Keller unklar
Wie lange die achtköpfige Familie in der Kellertrift gewohnt hat, ist unklar, erläuterte Vizebürgermeister Greil. Der 54-jährige gebürtige Österreicher soll den Weinkeller über eine englische Firma gekauft haben. Der Mann ist laut Greil in England beschäftigt und habe angegeben, jeweils "nur ein, zwei Tage" hier zu sein und dann wieder unterwegs.
Auffällig sei neben der generell nicht gestatteten Bewohnung eines Presshauses unter anderem gewesen, dass dort Überwachungskameras installiert wurden. Der Einsatz am Donnerstag sei von Behördenseite "vorbildlich verlaufen", lobte Greil auch Polizei und Rettungskräfte sowie das anwesende Jugendamt.
Zusammenfassung
- Bei einer Überprüfung dürfte der 54-Jährige zwei Personen mit Pfefferspray attackiert und verletzt haben, berichtete die Polizei am Freitag in einer Aussendung.
- Der Mann - es dürfte sich um einen "Reichsbürger" handeln - soll sich daraufhin in dem Weinkeller verbarrikadiert haben, er wurde in Folge vorläufig festgenommen und wird angezeigt.
- Nach Angaben des Paares soll es sich um den gemeinsamen Nachwuchs handeln.