"Er war Familie": Lugner City trauert um ihren "Mörtel"
Es ist ein kleiner, dunkler Laden am zentralen Platz, dem Herzstück der Lugner City. Zwischen Jacken, Handtaschen und anderen Accessoires sitzt eine ältere Frau, die bitterlich weint. Sie ist schon lange hier. Seit 31 Jahren arbeitet sie in der Lugner City, besitzt drei Läden und kennt Richard Lugner persönlich. Ein TV-Interview lehnt sie ab, zu tief sitzen die Trauer und der Schock über das Ableben des Bauherren.
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Trotzdem zeigt sie uns einen leeren Bürosessel neben der Kassa. Dort habe Lugner oft gesessen und mit ihr geplaudert. Ein netter und zuvorkommender Herr sei er gewesen. Aber jetzt müsse sie erst einmal ihre Kinder anrufen. Wir sollen bitte wieder gehen.
Ein Fiebertraum. Aber ein guter.
"Plaza" heißt der zentrale Ort des Einkaufszentrums hier. Drei offene Stockwerken beherbergen dutzende Läden. Im Erdgeschoss in der Mitte steht eine Bühne, die immer wieder für Events verwendet wird. Wer am Samstag im Supermarkt seinen Wochenendeinkauf erledigt, stolpert hier schon einmal über golden angepinselte Bodybuilder, die mit ihren Muskelpaketen für offene Münder sorgen oder über Zauberer, die die Kleinsten unterhalten, während die Eltern in Ruhe einkaufen gehen.
Die Lugner City trägt Trauer
Eines haben die vielen Events in der Lugner City aber gemein: Sie sind alle immer etwas schräg. Und das scheint auch das Geheimnis dieses Ortes zu sein, weswegen er auch unter den Jüngeren so etwas wie Kultstatus genießt.
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Eine Passantin, die wir auf den Tod Richard Lugners ansprechen, fasst es humorvoll zusammen: "Die Lugner City ist ein Fiebertraum." Aber ein guter.
Heute wird schwarz getragen
Vor einem Copyshop im Erdgeschoss treffen wir Muco Okta. Er trägt ein knalliges buntes T-Shirt, dass er unbedingt loswerden möchte. "Wir haben gerade schwarze T-Shirts gekauft und drucken uns jetzt ein Bild von Richard Lugner drauf", erzählt er uns.
Muco betreibt einen Snackladen im obersten Stock des Kaufhauses. Hier kann man alles kaufen, was Zahnärzten Albträume bereitet, aber heute ist alles anders. Eine schwarze Fahne ziert den Eingang des Geschäfts, statt Hintergrundmusik erklingt aus den Lautsprechern Richard Lugners Stimme. "Damit er bei uns bleibt", meint Muco.
Das mit den T-Shirts klappt leider nicht. Auf schwarzen Hintergrund würde man das Bild nicht gut sehen. Die Shirts müssten weiß sein, aber das passt nicht zum Anlass. Spontan greift sich Muco eine Rolle Klebeband und klebt sich das Gesicht des Baulöwen auf die Brust. "Er war Familie. Er war wie unser Vater. Er war oft hier. Hat lustige Videos für Social Media gemacht und mit uns geplaudert. Er wird uns sehr fehlen", erzählt der Besitzer weiter.
Eigentlich hätte er Richard Lugner noch ein Geschenk machen wollen. Ein Stück Schokolade aus Dubai. Derzeit in den sozialen Medien ein großer Renner, wie uns Muco versichert. Doch Lugner wird das Geschenk nicht mehr selbst abholen können. Er starb am Montagmorgen, bevor er probieren konnte.
Stoffpuppen und weitere Erinnerungen
Während unseres Interviews mit Muco spricht uns eine Dame mittleren Alters an. Auch sie hat Lugner einmal getroffen. Irene Zinke bastelt gerne kleine Figuren von prominenten Personen und hat auch eine für Lugner entworfen. Irgendwann hat er sie dann in sein Büro eingeladen und die Figur selbst freudig entgegengenommen. "Das hat ihm gefallen, sich da selbst zu sehen", meint Zink.
"Bambis" letztes Telefonat mit Richard Lugner
Auch Alexander Resch alias "der Party-Wiener" treffen wir vor Mucos Laden. Ihn kennt man aus Reality TV-Serien wie "Forsthaus Rampensau" auf ATV und JOYN oder auch von TikTok. Mit einem "Lugner for President"-Kapperl und einem "Gemma Lugner"-T-Shirt ausgestattet, erzählt er uns von seiner Zusammenarbeit mit dem 91-Jährigen. Lugner selbst habe ja immer wieder humorvolle Videos für TikTok gemacht und das hätte funktioniert, weil er sich der Zielgruppe angepasst hätte.
Die Videos des Baulöwen waren ähnlich wie das Gebäude: schräg. Aber eben auf eine gute Art. Es ist eine tiefe, freundliche Wertschätzung, die dem verstorbenen Society-Star hier in seinem Einkaufszentrum entgegenschlägt. Ob es ohne Lugner als Chef, Galionsfigur und Maskottchen so kultig wie bisher weitergehen kann, ist ungewiss.
Zusammenfassung
- Die Lugner City im 15. Wiener Gemeindebezirk ist eine Institution. Ein Einkaufszentrum, das so aus der Zeit gefallen wirkt, dass es Kultstatus erreicht hat.
- Die Geschäftsleute und Besucher trauern um den verstorbenen Chef Richard Lugner.
- PULS 24 Reporter Daniel Retschitzegger hat sich umgeschaut.