Knapp 240.000 Todesfälle durch Feinstaub in der EU
Die neuen Daten bestätigten einmal mehr, dass die Menschen in Europa mit Luftschadstoffkonzentrationen fertig werden müssten, die deutlich über den empfohlenen Werten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lägen, schrieb die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde. Die Todesfälle hätten durch das Einhalten der WHO-Richtwerte vermieden werden können.
Die Schätzwerte gehen auf epidemiologische Analysen zurück. Sie ermitteln den statistischen Zusammenhang zwischen Risikofaktoren wie der Feinstaub-Belastung und gesundheitlichen Auswirkungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über den Vergleich von Gruppen, die der vermuteten Ursache in unterschiedlichem Maße ausgesetzt sind, lassen sich begründete Annahmen zu solchen Zusammenhängen ableiten. Epidemiologische Studien zeigen Korrelationen, keine Kausalitäten, sagen also nichts über ursächliche Zusammenhänge aus. Ergebnis ist eine statistische Abschätzung, keine exakte Angabe zu klinisch identifizierten Todesfällen. Der tatsächliche Wert kann sowohl höher als auch niedriger liegen.
Die EEA-Experten warnten auch vor den Folgen schlechter Luft für die europäischen Ökosysteme. Fast drei Viertel dieser Ökosysteme seien gesundheitsschädlichen Luftverschmutzungswerten ausgesetzt, hieß es in einer weiteren Einschätzung der Umweltagentur.
Immer noch seien zu viele Menschen in Europa - insbesondere in den Städten - von schlechter Luftqualität betroffen, die zu Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen führe, mahnte EEA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen an. Dass die Luftverschmutzung auch weitreichende negative Folgen für die Ökosysteme mit sich bringe, mache es umso wichtiger, die Bemühungen für eine sauberere Luft zu verdoppeln.
Die EEA gewinnt den jüngsten Daten auch Positives ab: Sie bestätigten den Trend, dass sich die Lage hinsichtlich der langfristigen Gesundheitsbelastung durch die Luftschadstoffe Feinstaub (PM2.5), Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3) insgesamt bessere, schrieb die Behörde.
Zwischen 2005 und 2022 sei die Zahl der auf Feinstaub (PM2.5) zurückzuführenden Todesfälle in der EU um 45 Prozent gesunken. Damit bleibe die Europäische Union auf Kurs, um ihr Ziel zu erreichen, diese Zahl bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 2005 zu verringern.
Die Veröffentlichung der neuen EEA-Daten fällt mit dem Inkrafttreten neuer EU-Richtlinien zusammen, die die Luftqualität in Europa weiter verbessern sollen. Die Vorschriften bringen die EU-Grenzwerte näher an die WHO-Standards heran und sollen die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung somit in den kommenden Jahren weiter drücken.
Zusammenfassung
- Mindestens 239.000 Todesfälle in der EU sind jährlich auf die hohe Feinstaubbelastung zurückzuführen, während 70.000 und 48.000 Todesfälle auf Ozon- und Stickstoffdioxidbelastung entfallen, so die Europäische Umweltagentur.
- Trotz der weiterhin hohen Luftverschmutzung in europäischen Städten, die zu Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen führt, zeigt sich ein positiver Trend: Seit 2005 sank die Zahl der Todesfälle durch Feinstaub um 45%.
- Neue EU-Richtlinien sollen die Luftqualität weiter verbessern und die Grenzwerte näher an die WHO-Standards bringen, um die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung zu reduzieren.