Ermittlungen gegen JugendbandePULS 24

"Liesinger Gang"

Vergewaltigung & Brandstiftung: Ermittlungen um Jugendbande

Heute, 11:15 · Lesedauer 5 min

Nach den "antons" aus Favoriten, gerät nun eine "Gang" aus Wien-Liesing ins Visier der Wiener Behörden. Die Ermittlungen, über die PULS 24 und "Standard" berichten, geben tiefe Einblicke in ihre Welt. Es geht unter anderem um mutmaßliche Vergewaltigung, Brandstiftung und Erpressung. Gegen sieben Personen wird ermittelt, fünf sitzen in U-Haft.

Vergewaltigung, Brandstiftung, Betrug, Erpressung, Nötigung, Diebstahl, Drohung und Verfolgung: Wieder ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft im Dunstkreis einer mutmaßlichen Jugendbande, die mit Drogen gehandelt, Einbrüche und diverse Sachbeschädigungen begangen haben soll.

Wieder kommt der Fall durch Aussagen einer Frau ins Rollen, die von mehreren der Jugendlichen vergewaltigt worden sein soll.

PULS 24 berichtete schon im vergangenen Sommer ausführlich über eine Gruppierung namens "antons", benannt nach dem Antonsplatz in Favoriten, die zumindest ein minderjähriges Mädchen missbraucht haben soll, aber auch mit Drogen und Gewalt zu tun hatte. 

info Der Fall "antons"

Die Jugendlichen sollen Fotos von mehreren Mädchen herumgeschickt haben, in Autos eingebrochen sein und mit Drogen gehandelt haben. Die jungen Männer prahlten damit regelrecht.

Mehrere Beschuldigte, denen der Missbrauch einer damals 12- bzw. 13-Jährigen vorgeworfen wurde, standen schon vor Gericht.

Zwei Prozesse endeten mit Freisprüchen. Obwohl das Mädchen in einem Fall "Nein" sagte. Es gab nicht ausreichend Beweise. Weitere Prozesse folgen.

Nun taucht in Liesing ein neuer Fall auf. Die Ermittlungen stehen laut Informationen von PULS 24 und "Standard" noch am Anfang, doch sie geben tiefe Einblicke in ein recht ähnliches Milieu.

Jugendliche, die sich in den Parks im 23. Bezirk und rund um den dortigen Bahnhof herumtreiben, prahlten laut Aussagen des späteren mutmaßlichen Opfers mit ihren mutmaßlichen Taten: Sie sollen in Villen eingebrochen sein, um Markenklamotten zu klauen. Sie sollen in ein Parkhaus eingedrungen sein, um zumindest ein Auto zu zerstören. Und sie sollen durch die Straßen gezogen sein, um Drogen zu verkaufen.

"Gewaltpotential"

Bei einem der Verdächtigen wurde bei einer späteren Hausdurchsuchung ein regelrechtes Sammelsurium an illegalen Substanzen gefunden: Ecstasy, LSD, MDMA, Ketamin und 45,6 Gramm Kokain stellte die Polizei unter anderem sicher.

Wieder sind die Hauptverdächtigen in dem Fall auffällig jung: Ermittelt wird gegen sieben Verdächtige zwischen 14 und 17 Jahre alt, wie die Wiener Staatsanwaltschaft entsprechende Informationen von PULS 24 und "Standard" bestätigte. Ansonsten hielt sich die Behörde mit Verweis auf laufende Ermittlungen noch bedeckt.

Unter den Verdächtigen befinden sich laut Informationen von PULS 24 und "Standard" mehrere afghanische, ein irakischer, ein rumänischer und österreichische Staatsbürger. Einige weisen bereits Vorstrafen auf. Die Polizei geht bei einigen von "Gewaltpotential" aus.

Kaum einer, der nicht mehr zur Schule geht, hat eine Beschäftigung. Es zeigt sich ein Muster wie bei bekannten Jugendbanden: Fehlende Tagesstrukturen, Familien, die es offenbar nicht kümmert, wenn ihre Kinder Tag und Nacht unterwegs sind und ein toxisches Männlichkeitsbild.

Fünf der Verdächtigen sitzen nun in Untersuchungshaft. Die Festnahmen erfolgten Ende Februar. 

Vorausgegangen war die Anzeige einer um einige Jahre älteren Frau, die zunächst nach eigenen Angaben einvernehmlichen Sex mit einem Minderjährigen hatte, wovon der Bursch Fotos und Videos anfertigte und seinen Freunden von der "Gang" berichtet haben soll.

Mutmaßliche Vergewaltigung

Mit den Aufnahmen sollen die Jugendlichen die Frau, laut ihren Aussagen, erpresst und bedroht haben, sodass sie die Jugendlichen in verschiedenen Konstellationen seit Sommer 2024 über Monate hinweg immer wieder in ihre Wohnung ließ. 

Sie soll mit ihnen Marihuana konsumiert haben und zumindest zweimal sollen Jugendliche der Frau auch harte Drogen ohne ihr Wissen untergejubelt haben, behauptet die Frau. Und: Sie soll mehrmals vergewaltigt worden sein.

Wohnung ausgebrannt

Von alldem sollen die Jugendlichen laut Schilderungen der Frau Fotos und Videos angefertigt haben. Die Frau traute sich laut eigenen Angaben auch deshalb nicht, sich zu wehren. Erst als ihre Wohnung brannte, sprach sie ausführlich mit den Behörden.

Wie selbstverständlich sollen die "Gang"-Mitglieder bei ihr ein und aus gegangen sein. Wie selbstverständlich waren stets Drogen dabei – oft in ihren Unterhosen versteckt. Laut ihren Aussagen fühlten sich die Jungs wie in einem Selbstbedienungsladen: Sie musste ihnen Essen, Getränke und Taxirechnungen finanzieren.

Immer wieder wurden auch neue Mitglieder mitgenommen. Und sie berichtet von mehreren mutmaßlichen Vergewaltigungen. Die Ermittler stufen die Angaben der Frau derzeit als "glaubhaft" ein.

"Psychoterror"

Das mutmaßliche Opfer spricht von "Psychoterror" durch mehrere Verdächtige. Einer der Jugendlichen habe gesagt, ihm würden 70 bis 80 Mitglieder der "Gang" aus Liesing helfen, wenn er sie rufen würde.

Ihre Bankomatkarte soll fotografiert worden sein, um damit Uber-Rechnungen zu zahlen, auch vermisst die Frau Uhren und Bargeld. Eine zumindest ähnliche Uhr wurde später bei einem der Verdächtigen gefunden.

Vier der Jugendlichen wurden außerdem Mitte Jänner in einer Straßenbahn beim Aussteigen nur wenige Minuten von der Wohnung der Frau entfernt von Überwachungskameras aufgenommen. Es war der Abend, an dem die Wohnung der Frau mutmaßlich in Brand gesteckt wurde. Verletzt wurde dabei niemand – die Frau war nicht zu Hause.

Umfangreiche Ermittlungen

Die Behörden ermitteln neben mutmaßlicher Vergewaltigung auch wegen des Verdachts auf Brandstiftung, Betrug, Erpressung, Nötigung, Diebstahl, gefährlicher Drohung und beharrlicher Verfolgung. Bei Hausdurchsuchungen wurden auch zahlreiche Mobiltelefone sichergestellt, die nun ausgewertet werden sollen.

Ein Großteil der Verdächtigen machte in den bisherigen Einvernahmen laut Informationen von PULS 24 und "Standard" keine Aussagen.

Einer gestand das Abfotografieren der Bankomatkarte und den Handel mit Drogen, stritt die anderen Vorwürfe aber ab. Der Geschlechtsverkehr sei einvernehmlich gewesen, sagte er. Die Frau habe die Drogen freiwillig gekauft und sei durch den Konsum "verrückt" geworden.

Ein anderer berichtete, dass die Frau ihn mitten in der Nacht mit dem Taxi zu ihr bestellt hätte. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

Aus Opferschutzgründen nennt PULS 24 keine weiteren Details wie Orts -und Zeitangaben.

info Hilfe bei häuslicher Gewalt

Sind Sie Opfer von Gewalt oder kennen jemand, der es ist? Hier finden Sie Hilfe

Frauen-Helpline: 0800/222 555
Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
Männerberatung Wien: 01/603 28 28
Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf 133

Video: Polizei befürchtet Sparwelle

Zusammenfassung
  • Nach den "antons" aus Favoriten, gerät nun eine "Gang" aus Liesing ins Visier der Wiener Behörden.
  • Die Ermittlungen, über die PULS 24 und "Standard" berichten, geben tiefe Einblicke in ihre Welt.
  • Es geht unter anderem um mutmaßliche Vergewaltigung, Brandstiftung und Drogenhandel.
  • Wieder sind die Hauptverdächtigen in dem Fall auffällig jung: Ermittelt wird gegen sieben Verdächtige zwischen 14 und 17 Jahre alt, wie die Wiener Staatsanwaltschaft entsprechende Informationen von PULS 24 und "Standard" bestätigte. 
  • Fünf der Verdächtigen sitzen nun in Untersuchungshaft. Die Festnahmen erfolgten Ende Februar.