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Israelische Armee schießt in Menschenmenge - über 100 Tote

Seit Wochen gibt es keine Versorgung im Norden des Gazastreifens. Die UNO warnt vor dem Hungertod Tausender. In Gaza-Stadt haben israelische Soldaten das Feuer auf eine Menschenmenge eröffnet, die auf Lkw mit Hilfsgütern zu rannte. Über 100 Menschen starben.

Die Versorgungslage im Gazastreifen wird immer verzweifelter. Vor allem in den Norden kommt kaum Hilfe durch. Die UNO warnt seit längerem vor dem möglichen Hungertod Tausender Zivilisten.

Als ein Lkw-Konvoi mit Hilfsgütern am frühen Donnerstagmorgen in die nördlich gelegene Gaza-Stadt einfuhr, rannten Hunderte ausgehungerte Menschen auf die rund 30 Fahrzeuge zu. Israelische Soldaten, die die Lkws begleiteten, eröffneten das Feuer und töteten unzählige Zivilisten. Das israelische Militär bestätigte der israelischen Tageszeitung "Haaretz" den Vorfall.

Ein Armeesprecher sagte, die Soldaten hätten sich von der Menschenmenge "bedroht gefühlt" und zunächst Warnschüsse in die Luft sowie auf die Beine der ankommenden Menschen abgegeben. Ein Regierungssprecher nannte den Vorfall "eine Tragödie".

Insgesamt sollen laut Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mehr als 100 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt worden sein.

Video zeigt Blutbad aus der Luft

Ein Infrarot-Video des israelischen Militärs zeigt den Vorfall aus der Luft. Auch Granaten seien eingesetzt worden, berichtet ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur dpa.

Ein israelischer Armeesprecher behauptet, aus der Menschenmenge seien Schüsse auf die Soldaten bzw. Lkw abgegeben worden.

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Dutzende der Todesopfer seien auch darauf zurückzuführen, dass die Lkw-Fahrer überfordert gewesen und in die Menge gefahren seien. Auch durch die entstandene Panik unter den Menschen dürfte es wohl weitere Todesopfer gegeben haben.

Die Vereinten Nationen fordern eine Untersuchung des Vorfalls. Das sagte ein Sprecher von UNO-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag in New York. "Es wird eine Zeit der Verantwortung geben", fügte Stéphane Dujarric hinzu.

Gesetzlosigkeit und Hungersnot

In der Vergangenheit war es immer wieder zu Plünderungen von Hilfsgütern gekommen. Die Infrastruktur und jede behördliche Kontrolle im Gazastreifen ist seit Monaten zusammengebrochen.

Zu den anarchischen Zuständen - kriminelle Banden marodieren weitgehend unbehelligt - kommt eine immer kritischere Versorgungslage, die zu großer Not bei den rund zwei Millionen Bewohner:innen führt. Die UNO warnt vor dem grausamen Hungertod Tausender Menschen, vor allem im Norden des Gazastreifens, wo kaum Hilfe hingelangt.

Viele Hilfsorganisationen sind aufgrund der Sicherheitslage durch die Kämpfe und Plünderungen nicht mehr vor Ort aktiv. Zahlreiche Organisationen kritisieren, dass nicht genug Hilfe in das abgeriegelte Gebiet gelassen wird. Das israelische Militär sowie rechtsextreme Siedler blockieren immer wieder Hilfslieferungen.

ribbon Zusammenfassung
  • In Gaza-Stadt haben israelische Soldaten das Feuer auf eine Menschenmenge eröffnet, die auf Lkw mit Hilfsgütern zu rannte.
  • Das israelische Militär bestätigte der israelischen Tageszeitung "Haaretz" den Vorfall.
  • Insgesamt sollen laut Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mehr als 100 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt worden seien.
  • Die Vereinten Nationen fordern eine Untersuchung des Vorfalls.