Heirat von Wunderheiler (63) und Zwölfjähriger in Ghana
Kinderehen sind in Ghana - wie in vielen anderen afrikanischen Ländern - offiziell verboten. Dennoch kommen sie auf dem Kontinent häufig vor. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef ist noch heute jede dritte junge afrikanische Frau verheiratet worden, bevor sie das gesetzliche Heiratsalter von 18 Jahren erreichte. Besonders Mädchen in armen, ländlichen Gebieten werden demnach zu Kinderehen gezwungen. Im urbanen Accra, einer Metropole mit einer recht modernen Gesellschaft, kommt die Verheiratung von Kindern jedoch selten vor.
Die zwölfjährige Ghanaerin stehe mittlerweile unter Polizeischutz, teilte die Polizei in der Nacht auf Dienstag mit. Zudem sei das Ministerium für Sozialfürsorge eingeschaltet worden. Auch die Mutter der Zwölfjährigen befinde sich in der Obhut der Polizei, hieß es. Eine Ermittlung sei eingeleitet worden.
Ein Verband traditioneller Heiler verteidigte die Heirat mit der Begründung, ein traditioneller Heiler, der mit Knochen, Tierschädeln und Kräutern die Hilfe der Vorfahren heraufbeschwöre, müsse aus kulturellen Gründen eine Jungfrau heiraten; die Zeremonie bedeute jedoch nicht, dass der Mann eine sexuelle Beziehung mit dem Mädchen eingehen werde. Der ghanaische Menschenrechtsanwalt Francis Xavier Sosu erklärte daraufhin, eine traditionelle Praxis, die gegen die Verfassung verstoße, könne nicht länger ausgeübt und müsse strafrechtlich verfolgt werden.
Zusammenfassung
- In Ghana sorgte die Heirat eines 63-jährigen traditionellen Heilers mit einem zwölfjährigen Mädchen für öffentliche Empörung, nachdem die Zeremonie live im Fernsehen übertragen wurde.
- Die Polizei nahm das Mädchen in Gewahrsam und leitete Ermittlungen ein, da Kinderehen trotz ihres offiziellen Verbots in Ghana weit verbreitet sind.
- Ein Menschenrechtsanwalt betonte, dass traditionelle Praktiken, die gegen die Verfassung verstoßen, nicht toleriert und strafrechtlich verfolgt werden müssen.