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Hamas-Tunnel: Das "Spinnennetz" unterm Gazastreifen

Über Jahre hat die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen ein weit verzweigtes Tunnelsystem errichtet. Das ganze Ausmaß weiß außerhalb der Terrorgruppe niemand. Die Hamas spricht von 500 Kilometern Tunnelnetz, was einige Experten aber bezweifeln. Das "Spinnennetz" unter der Erde ist die größte Herausforderung für die israelische Bodenoffensive.

Die israelische Armee kämpft sich seit rund einer Woche auch am Boden in den Gazastreifen vor. Der größte Gegner dabei ist das weit verzweigte versteckte Tunnelnetz der Hamas, von dem wohl niemand genau weiß, wie groß es ist. Seit die Hamas 2007 gewaltsam die Macht im Gazastreifen übernommen hat, hat sie ein Netz aus Tunnels und Untergrund-Bunkern geschaffen. Im sandigen Boden des rund 45 Kilometer langen und etwa 6 bis 14 Kilometer breiten Gazastreifens mit seinen mehr als zwei Millionen Einwohnern gibt es eine zweite Welt.

"Spinnennetz" mit mehreren Zwecken

Das "Spinnennetz" unter dem Gazastreifen, wie es eine inzwischen freigelassene Geisel nannte, erfüllt mehrere Zwecke. Die ersten Tunnels waren vor allem dazu gedacht, Material - vor allem Waffen - in den Gazastreifen zu schmuggeln, nachdem alle Grenzzugänge von Israel und Ägypten nach der Hamas-Machtübernahme dichtgemacht wurden.

Es heißt, dass auch Menschen irregulär die Grenze überqueren können, beispielsweise hochrangige Hamas-Funktionäre, ausländische Militärberater oder Kuriere mit Geldkoffern. Durch die Tunnel gelangen aber auch Lebensmittel, Konsumgüter, Autos und Treibstoff in den Gazastreifen. Die Hamas erhebt darauf nach Angaben von Einwohnern Zölle und finanziert sich auf diese Weise. 

Tunnel für Terrorangriffe gegen Israel

Weitere Tunnels und unterirdische Räume innerhalb des Gazstreifens wurden als Schutz gegen israelische Luftangriffe angelegt. Zuletzt nutzt die Hamas die Tunnels auch für den Bau von Raketen sowie deren Abschuss.

Außerdem versuchen die Terroristen immer wieder, mit Tunnels die israelischen Grenzbefestigungen zu untergraben und so auf israelisches Gebiet vordringen zu können. Auch bei den blutigen Massakern vom 7. Oktober gelangten die Täter zum Teil über Tunnels auf israelisches Gebiet.

Wirklich 500 Kilometer Tunnelnetz?

Ein israelischer Armeesprecher beschrieb die Tunnels einmal als "Untergrund, die Metro oder die U-Bahn". Häufig ist eine Zahl von Hunderten Tunneln auf insgesamt 500 Kilometern Länge zu lesen. Doch die Expertin für unterirdische Kriegsführung an der Reichman-Universität in Tel Aviv, Daphne Richemond-Barak, bezweifelte jüngst in der "New York Times", dass irgendjemand wisse, wie lang die Strecke tatsächlich sei.

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"Ich glaube, dass die Hamas mit den 500 Kilometern ein wenig übertreibt, weil sie Israel von einer Invasion abhalten will", erklärte auch der Militärexperte Harel Chorev von der Universität Tel Aviv dem US-Sender CNN. "Wir reden hier von Dutzenden von Kilometern unter der Erde, mit Kommando-, Kontroll- und Kommunikationsräumen, Vorratskammern und Abschussrampen für die Raketen."

Manche sogar groß genug für Fahrzeuge

Teils sind die Tunnel betoniert oder mit Strom versorgt. Im Schnitt sind sie zwei Meter hoch und einen Meter breit, einige sind aber auch groß genug für Fahrzeuge. Um israelischen Bomben aus der Luft widerstehen zu können, reichen manche Dutzende Meter unter die Erde. Ihre Zugänge sollten etwa in Wohnhäusern oder Moscheen liegen.

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Nach Erkenntnissen israelischer Geheimdienste betreibt die Hamas zum Beispiel unter dem Shifa-Krankenhaus, der größten Klinik im Gazastreifen, ihr Kommando- und Kontrollzentrum. Die Hamas bestreitet das. Und im November 2022 hat etwa das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA scharf verurteilt, dass sich unter einer seiner Schulen ein Tunnel befindet.

Als die Luftwaffe Israels bei der Jagd auf palästinensische Terroristen auch Teile des Flüchtlingslagers Jabalia zerstörte, rissen nach israelischen Armeeangaben eingestürzte Hamas-Tunnel Löcher in die Erdoberfläche.

Auch Geiseln in Tunnels

Experten nehmen an, dass auch die 242 Geiseln, die Hamas-Terroristen und andere Terrorgruppen am 7. Oktober aus Israel verschleppt haben, dort gefangen gehalten werden. Eine aus dem Gazastreifen am 23. Oktober freigelassene 85-Jährige beschreibt das System, durch das sie sich während der Geiselnahme bewegen musste, als "ein Spinnennetz".

Der Untergrund ist auch ein taktisches Mittel in einem möglichen Häuserkampf. Hamas-Kämpfer könnten wie aus dem Nichts hinterrücks angreifen. Die Tunnel selbst dürften mit Sprengfallen versehen sein. Will die israelische Armee wirklich die Hamas militärisch komplett zerstören und das Tunnelnetzwerk säubern, wird dies wohl eine lange Zeit in Anspruch nehmen.

ribbon Zusammenfassung
  • Über Jahre hat die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen ein weit verzweigtes Tunnelsystem errichtet.
  • Das ganze Ausmaß weiß außerhalb der Terrorgruppe niemand. Die Hamas spricht von 500 Kilometern Tunnelnetz, was einige Experten aber bezweifeln.
  • Das "Spinnennetz" unter der Erde ist die größte Herausforderung für die israelische Bodenoffensive.
  • Das "Spinnennetz" unter dem Gazastreifen erfüllt mehrere Zwecke: Anfangs diente es vor allem dem Schmuggel und dem Schutz vor israelischen Luftangriffen.
  • Inzwischen gibt es ganze Kommandozentralen und Fertigungsstätten für Raketen unter der Erde.
  • Auch bei den blutigen Massakern vom 7. Oktober gelangten die Täter zum Teil über Tunnels auf israelisches Gebiet.