Hamas-Massaker: "Sie sahen uns nicht als Menschen"
Tausende Menschen feierten in der Nacht von Freitag auf Samstag auf dem Supernova Festival, einem Open-Air-Rave im Süden Israels.
"Die Zeit ist gekommen, in der die ganze Familie wieder zusammenkommt", schrieben die Organisatoren voll Vorfreude zu Beginn auf den sozialen Netzwerken. Stunden später waren die Plattformen mit Videos von Schüssen und fliehenden Menschen übersät.
260 Menschen getötet
In den frühen Morgenstunden gegen 6.30 Uhr kamen die Raketen, eine halbe Stunde später die Angreifer der Terrororganisation Hamas. Das Festival war einer von mehreren Orten, zu denen die Hamas aus dem Gaza-Streifen heraus vordrangen. An keinem anderen, konnte man aber so viele Opfer zählen, wie auf dem Musikfestival.
Die Angreifer schossen in die Menge und machten regelrecht Jagd auf die Teilnehmer. Mindestens 260 Leichen wurden bisher gefunden, über 1.400 zum Teil schwer verletzt, wie der israelische Rettungsdienst Zaka mitteilte.
Unzählige wurden zudem verschleppt. Es befanden sich auch Touristen aus etwa Deutschland, Kanada, den USA oder Norwegen unter den Besucher:innen.
"Wir konnten uns nirgends verstecken"
In den sozialen Medien machten Videos die Runden, wie Festival-Besucher:innen versuchten ihre Autos zu erreichen und den Schüssen zu entkommen.
Die Überlebende Tal Gibly erzählte dem US-Sender CNN von ihren Erlebnissen: "Wir konnten uns nicht verstecken, weil wir uns im Freien befanden", sagte sie. "Alle gerieten in Panik und fingen an, ihre Sachen mitzunehmen", erzählte sie weiter.
"Sie sahen uns nicht als Menschen"
Festival-Besucherin Gili Yoskovich berichtete der BBC, wie sie sich in einer Pappelplantage versteckte: "Sie gingen von Baum zu Baum und schossen. Ich sah, wie überall Menschen starben. Ich war sehr ruhig. Ich habe nicht geweint, ich habe nichts getan."
Der Überlebende Arik Nani schrieb auf Social Media: "Wir rannten zu den Feldern und hörten hinter uns ständiges Feuer, sahen Menschen rennen und fallen. Wir versteckten uns im Gebüsch, während Kugeln über unsere Köpfe flogen".
Gegenüber der AFP berichtet der Augenzeuge Moti Bukjin vom israelischen Freiwilligendienst ZAKA: "Sie sind einfach losgefahren, um Leute in ihren Autos zu erschießen". Bei seiner Ankunft am Festivalgelände traute er seinen Augen nicht und verurteilte den "kaltblütigen Angriff".
Auch eine Mitarbeiterin des Festivals erzählt AP von ihrem Fluchtversuch und ihrer Begegnung mit Hamas-Terroristen. "Ich kann nicht einmal die Energie erklären, die sie hatten. Es war klar, dass sie uns nicht als Menschen sahen", sagte sie. "Sie sahen uns mit reinem, puren Hass an", wird sie zitiert.
https://twitter.com/BNONews/status/1711158375826751742
Viele Angehörige, die seit dem Angriff nichts von ihren Familienmitgliedern gehört haben, haben bereits Kontakt mit Behörden sowie Medien aufgenommen.
"Ich weiß nicht, ob meine Tochter irgendwo blutend liegt, ich weiß nicht, ob man sie nach Gaza verschleppt hat, ich weiß nicht, ob sie leidet", sagt Ahuwa Maizel am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das letzte Mal als sie mit ihrer Tochter sprach, sei am Samstagmorgen um kurz nach 7.00 Uhr gewesen.
"Lasst das keinen neuen Holocaust werden"
Ihre Tochter Adi habe angerufen und gesagt: "Hier ist ein Massaker, sie richten ein Massaker an, Hunderte Terroristen schießen um sich." Dann sei die Verbindung abgebrochen.
"Falls sie jemand gefangen hält, bitte, bitte, bleibt menschlich. Wir haben alle die gleiche DNA, wir sind alles nur Menschen", sagt Maizel unter Tränen. Die Ungewissheit sei nicht auszuhalten. Unschuldige Menschen dürften nicht für politische Zwecke missbraucht werden. "Lasst das keinen neuen Holocaust werden."
Die Hamas hatten am Samstag von Gaza aus überraschende Raketenangriffe gegen Israel begonnen. Gleichzeitig drangen bewaffnete Terroristen über Land, See und Luft nach Israel vor und griffen Menschen in mehreren Orten in Grenznähe an.
Zusammenfassung
- Das Supernova Musikfestival im Süden Israels verwandelte sich aufgrund des Hamas-Angriffs Samstagfrüh in ein Massaker.
- Die Angreifer schossen in die Menge und machten regelrecht Jagd auf die Besucher. Mindestens 260 Leichen wurden bisher gefunden, über 1.400 zum Teil schwer verletzt.
- In den sozialen Medien machten Videos die Runden, wie Festival-Besucher:innen versuchten, ihre Autos zu erreichen und zu entkommen.
- Die Mutter einer Teilnehmerin bekam einen Anruf von ihrer Tochter: "Hier ist ein Massaker, sie richten ein Massaker an", schrie sie.
- Eine Überlebende erzählt: "Wir konnten uns nicht verstecken, weil wir uns im Freien befanden."
- Und: "Sie gingen von Baum zu Baum und schossen".