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Gesundheitssystem an Lebensphasen der Patienten anpassen

Ein zukunftssicheres Gesundheitssystem muss sich an den Phasen des Lebens- und Krankheitszyklus der Menschen orientieren. Dieses Grundprinzip haben 50 Entscheidungsträger aus dem Gesundheitsbereich in einem gemeinsamen Papier erarbeitet, das am Freitag in Wien präsentiert wurde. "Die Patient- und Patientinnenreise muss im Fokus sein", sagte Harald Katzmair, Studienautor und Direktor von FAS Research. Rundherum brauche es Daten und Vernetzung sowie die Messung der Ergebnisse.

"Das Gesundheitssystem steht unter extremem Veränderungsdruck", wies Katzmair beispielsweise auf Fachkräftemangel, steigendes Alter der Gesamtbevölkerung und neue Technologien hin. Die 50 Stakeholder wurden zu zwölf definierten Faktoren des Gesundheitssystems befragt, dabei wurden aktuell das "gelebte Solidaritätsprinzip" und ein "niederschwelliger, genauer und rascher Zugang" am besten bewertet.

"Vernetzung und Vertrauen", "Prävention und Gesundheitskompetenz" und "KI und Gesundheitsreise" sahen die Expertinnen und Experten hierzulande am schlechtesten ausgeprägt. Das sind jedoch jene Bereiche, die in dem präsentierten Paper als essenziell für ein zukunftssicheres Gesundheitssystem angesehen werden. "Es ist nicht unsere Absicht, hier ein System krank und schlecht zu reden", sagte Katzmair. Es gehe um die Frage, wie Qualität auch in Zukunft abgesichert werden könne. Er plädierte dafür, "einen Schritt zurück zu machen", Ursachenforschung zu betreiben und nicht etwa zuvor schon darüber zu diskutieren, welche Gesundheitsberufe impfen dürfen.

Es müssten Ziele festgelegt und die Ergebnisse messbar gemacht werden. Es brauche Auskunft darüber, wie gut sich die Patientinnen und Patienten zur Zeit im Gesundheitssystem fühlen. Eine der Fragen könnte sein, wie viele Menschen unerfüllten Behandlungsbedarf haben. "Messen wir doch einmal im Jahr unter den Teilnehmern im Gesundheitssystem, was diese jeweils voneinander halten", schlug Katzmair weiter vor. "Oder machen wir doch zum Thema Gesundheitskompetenz einen jährlichen PISA-Test für Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene." Es gibt "kein einheitliches Monitoring in unseren neun Bundesländern", betonte Gabriele Eichhorn von der Healthcare hospitals Projektentwicklungsges.m.b.H.

Michael Heinisch, Geschäftsführer des Krankenhausträgers der Vinzenz Guppe, forderte vor allem Bildung für mehr Gesundheitskompetenz. Gebildete Menschen gehen besser mit ihrem Körper um und setzen auch Präventionsmaßnahmen, sagte er. Es müsste den Menschen aber leichter gemacht werden, zu den Informationen zu kommen und es brauche Lotsen durch das komplexe Gesundheitssystem.

Das Paper sei eine gesamtheitliche Analyse, daher gebe es keine vorgeschlagenen Reformmaßnahmen für einzelne Strukturen, erläuterte Heinisch. "Wir wollen aufzeigen, dass es Expertise gibt, die man annehmen kann", sagte Eichhorn. Laut Katzmair müssten sich alle Beteiligten im Gesundheitssystem zusammensetzen, um die Ideen für ein zukunftssicheres Gesundheitssystem umzusetzen. Auch die Erarbeitung eines nationalen Gesundheitsplans könne ein Vehikel dafür sein. "Mehr Geld allein wird nicht reichen", betonte der Studienautor.

( S E R V I C E - Paper FAS Research: Woran Bemessen wir Gesundheit?: https://go.apa.at/vPwAwirw )

ribbon Zusammenfassung
  • 50 Experten aus dem Gesundheitssektor haben ein Papier vorgelegt, welches die Anpassung des Gesundheitssystems an die Lebensphasen der Patienten fordert.
  • Herausforderungen wie Fachkräftemangel und die steigende Altersstruktur der Bevölkerung werden betont, ebenso die Notwendigkeit der Ergebnismessung in der Patientenversorgung.
  • Es wird ein nationaler Gesundheitsplan als notwendig erachtet; das Fehlen eines einheitlichen Monitorings der Gesundheitskompetenz in den Bundesländern wurde hervorgehoben.