Gefahr für Schwangere durch Anstieg bei Ringelröteln
Infolge der sehr hohen Inzidenz würden vermehrt B19V-bedingte fetale Komplikationen in der Schwangerschaft wie Fehlgeburten (Aborte) und Flüssigkeitsansammlungen (Hydrops) gemeldet, sagte Martin Enders vom Konsiliarlabor für Parvoviren in Stuttgart. Ringelröteln sind von den bekannteren Röteln zu unterscheiden und sehr ansteckend. Dazu kommt es durch erregerhaltige Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder verunreinigte Hände verteilt werden. Auch über Schmierinfektionen - gegebenenfalls sogar über Türgriffe - können sich die Viren verbreiten. Bei den meisten Erwachsenen und Kindern zeigen sich Grippesymptome wie leichtes Fieber mit einer Schwellung der Lymphknoten. Nicht immer entwickelt sich der typische Hautausschlag.
Ansteckungsgefahr besteht für Menschen, die noch nicht an Ringelröteln erkrankt sind. Wer die Infektion überstanden hat, ist ein Leben lang geschützt und erkrankt nicht noch einmal. Schwangere stecken sich nach Auskunft von Enders am häufigsten bei Kindern an, meist im eigenen Haushalt oder durch berufliche Exposition.
Schwangere Frauen geben die Ringelröteln-Erreger an ihr ungeborenes Kind weiter, auch wenn die Infektion unbemerkt verläuft. Die Viren gelangen über die Plazenta in den Blutkreislauf des Kindes und befallen blutbildende Zellen - die Folge kann eine Blutarmut beim ungeborenen Kind sein. Im schlimmsten Fall droht eine Fehl- oder Frühgeburt, besonders in den ersten Schwangerschaftsmonaten.
"Weiterhin sehr viele Parvo-Virusnachweise", hieß es auch in der jüngsten "Virusepidemiologischen Information" des Zentrums für Virologie der MedUni Wien. 35 Fälle wurden seit Jahresbeginn in Wien gemeldet, 13 im Burgenland und vereinzelte in mehreren weiteren Bundesländern.
Die außergewöhnlich starke Aktivität lässt sich laut Enders unter anderem dadurch erklären, dass in der Pandemie aufgrund von Lockdowns und Hygienemaßnahmen die Fallzahlen sehr niedrig waren und dem Virus nun eine deutlich höhere Zahl empfänglicher Wirte zur Verfügung steht. "Von Anfang 2020 bis Anfang 2023 hatten wir ja quasi drei Jahre keine Aktivität oder nur eine minimale. Das heißt, da haben sich eine Menge an Kindern angesammelt, die nicht immun sind und da läuft das jetzt durch", sagte Enders.
Ein Anstieg der Zahl der Parvovirus-B19-Infektionen meldete kürzlich auch die EU-Gesundheitsbehörde ECDC aus Dänemark, Irland, den Niederlanden, Norwegen und Frankreich. Obwohl eine detaillierte epidemiologische Analyse fehle, da die Krankheit in den meisten Ländern nicht überwacht werde, zeigten die Daten erhöhte Infektionsraten in mehreren Altersgruppen, wobei vor allem Kleinkinder betroffen seien. Zu den Risikogruppen für eine schwere Erkrankung gehörten neben den Schwangeren Personen mit Bluterkrankungen oder Immunsuppression (Immunschwäche).
Zusammenfassung
- Seit Beginn des Jahres ist ein deutlicher Anstieg der Ringelröteln-Fälle in Deutschland, Österreich und anderen EU-Staaten zu verzeichnen, was besonders für Schwangere ein erhöhtes Risiko darstellt.
- Schwangere können das Parvovirus B19 auf ihr ungeborenes Kind übertragen, was zu schweren Komplikationen wie Blutarmut und Fehlgeburten führen kann.
- Die MedUni Wien meldete eine ungewöhnlich hohe Aktivität des Virus, mit 35 Fällen allein in Wien seit Jahresbeginn.