Frauen-Netzwerk für Quantenphysik gestartet
In der Physik liegt der Frauenanteil unter den Studierenden in Österreich mit unter 30 Prozent besonders niedrig: "Es ist eine Tatsache, dass der Anteil der Frauen, die sich im Studium und in der beruflichen Praxis innerhalb der 'harten Wissenschaften', wie z.B. der Physik, engagieren, sowohl zu Beginn ihrer akademischen Laufbahn bemerkenswert niedrig ist und mit dem Fortschreiten ihrer wissenschaftlichen Laufbahn weiter abnimmt", sagte Ferlaino, wissenschaftliche Direktorin des Innsbrucker Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der ÖAW, zur APA. "Atom*innen", das von ihr initiierte Netzwerk, strebe die "Umwandlung des Gefühls der Isolation in ein Gefühl der Gemeinschaft" an - und mehr.
Anfangs habe man über informelle Zusammenkünfte, z.B. organisierte gemeinsame Mittagessen bei wissenschaftlichen Konferenzen, viele Ideen für Aktivitäten zur Unterstützung von Physikerinnen gesammelt. Diese Veranstaltungen waren die Vorboten für die Initiative. Atom*innen soll nun "ein Kontaktpunkt für Physikerinnen und ein Knotenpunkt für relevante Informationen" sein und als gemeinschaftliches, "lebendiges Werkzeug", in dessen Rahmen Physikerinnen auch selbst Erfahrungen und Informationen teilen sowie sich selbst weiterbilden können, dynamisch weiterentwickelt werden, so die renommierte Physikerin, die im Vorjahr für ihr Engagement zum Thema Gleichstellung, abseits ihrer eigenen Forschung zu den Eigenschaften von Quantenmaterie und im Speziellen zu dipolaren Quantengasen, auch einen Frauen-Staatspreis erhielt.
Es geht um Information, Mentoring, Vernetzung und Training. Eine umfangreiche Datensammlung und statistische Auswertung erfolgte bereits, um Auskunft über die Situation von Frauen in der Physik zu geben und die Probleme sichtbarer zu machen. Atom*innen bietet auch eine virtuelle Galerie, die Frauen in der Physik als Vorbilder - "Role Models" - präsentiert: "Es ist wichtig, herausragende Physikerinnen wie Lise Meitner und Marie Curie zu würdigen, aber ebenso wichtig ist es, die Botschaft zu vermitteln, dass man nicht so brillant sein muss wie sie, um Physik zu betreiben. Unser Ziel ist es, Vorbilder zu präsentieren, an die man anknüpfen kann. Es geht auch darum, den Beruf des Forschenden zu normalisieren", so Ferlaino, die selbst die US-Physikerin Deborah Jin (1968-2016) als ihr großes Vorbild nennt. Sie leistete Pionierarbeit bei der Kühlung von Fermionen und sei ein Vorbild für viele - unabhängig des Geschlechts.
Es gebe jedenfalls die Notwendigkeit für mehr Sensibilisierung und die klare Botschaft, "dass das Streben nach geschlechtsspezifischer Integration geschlechtsneutral ist". Damit meint Ferlaino, dass das Thema für Frauen und Männer "gleichermaßen wichtig ist und dass alle zusammenarbeiten sollten, um die richtige Balance zu finden".
Das Netzwerk wurde am Donnerstagabend u.a. in Anwesenheit von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Christiane Wendehorst, Präsidentin der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, im Vorfeld zum "World Quantum Day" (14. April) vorgestellt. Das Projekt konnte mit Unterstützung des IQOQI Innsbruck und der ÖAW angegangen werden. "In naher Zukunft werden wir jedoch Anträge für Förderungen schreiben müssen - in der Hoffnung, dass wir Unterstützung finden, um noch weiterzugehen" und Atom*innen-Veranstaltungen etwa auch für Schüler und Schülerinnen zu organisieren, so die Forscherin. Vorgesehen sei auch eine enge Zusammenarbeit mit dem österreichischen "Cluster of Excellence": dem von Gregor Weihs von der Universität Innsbruck geleiteten Verbund "Quantum Science Austria".
(S E R V I C E - http://www.atominnen.at)
Zusammenfassung
- Francesca Ferlaino, Quantenphysikerin an der Universität Innsbruck, gründet das Netzwerk 'Atom*innen', um Frauen in der Quantenphysik zu unterstützen und zu Karrieren zu ermuntern.
- 'Atom*innen' bietet eine Plattform für Information, Mentoring, Vernetzung und Training sowie eine virtuelle Galerie mit Role Models, um den Forscherberuf zu normalisieren.
- Das Netzwerk wurde kurz vor dem 'World Quantum Day' präsentiert und strebt eine enge Zusammenarbeit mit 'Quantum Science Austria' an.