Forscher äußerst skeptisch zu angeblichen Corona-Rückfällen
Berichte über erneute Covid-19-Erkrankungen bei Patienten etwa in Südkorea, die zuvor als geheilt gegolten haben, haben zu Diskussionen über mögliche Rückfälle geführt. Am Wochenende kündigte die WHO eine Untersuchung dazu an. Österreichische Experten sehen Berichte zum etwaigen erneuten Aufflammen der Erkrankung sehr kritisch. Hierzulande gebe es keinen ähnlichen Fall, so die Forscher zur APA.
Rund 100 Menschen, bei denen die Erkrankung nach negativen Virus-Tests als geheilt angesehen wurde, sind laut dem Koreanischen Zentrum für Krankheitsbekämpfung (KCDC) erneut positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Laut KCDC-Direktor Joeng Eun Kyeong sei das Virus vermutlich "reaktiviert" worden und es dürfte sich nicht um Neuinfektionen handeln, hieß es. Zur Einschätzung des Phänomens brauche es weitere epidemiologische Untersuchungen.
Schon nachdem bereits Anfang März der Fall einer Frau in Japan die Runde machte, bei der nach überstandener Coronavirus-Erkrankung offenbar eine zweite Erkrankung inklusive Symptome auftrat, gab es Diskussionen über einen möglichen zweistufigen Erkrankungsverlauf. Damals wies auch eine Studie chinesischer Forscher im Fachblatt "JAMA" in diese Richtung. Schon vor rund sechs Wochen reagierten internationale Experten allerdings skeptisch auf die Beobachtungen.
Ob es so etwas tatsächlich gibt, könne zwar "noch keiner genau einschätzen", die Berichte seien aber mit großer Vorsicht zu genießen, sagte die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der Medizinischen Universität Wien zur APA. Gesichert sei, dass bei vielen Menschen mit bereits abgelaufenen Infektionen Virus-Nukleinsäure noch relativ lange ausgeschieden wird. Das heißt, dass sich Virus-Spuren mitunter auch noch Wochen nach der Genesung in Abstrichen finden lassen.
Das sei die einfachste Erklärung für ein vermeintliches Wiederaufkeimen einer Erkrankung zu späteren Zeitpunkten. Auch am Zentrum für Virologie der Medizin-Uni Wien sei zu beobachten, wie Proben von ein und demselben Infizierten "mal positiv und mal negativ waren". Das passiere bei den sehr sensitiven PCR-Tests vor allem bei geringerer Viruslast, so Puchhammer-Stöckl. Es gebe zwar "Gerüchte" über Fälle, bei denen es erneut zu Symptomen gekommen sei, die Datenlage sei aber sehr unklar. In Österreich ist der Wissenschafterin bisher noch kein solcher Verdachtsfall untergekommen.
Das gilt auch für Ivo Steinmetz, der das Diagnostik und Forschungszentrum für Molekulare BioMedizin der Medizinischen Universität Graz leitet: Man sehe durchaus immer wieder Testergebnisse von Personen, die nach einer Infektion negativ ausfallen und am Tag darauf "ganz schwach positiv sind". "Das bedeutet aber nicht, dass sich jemand wieder angesteckt hat", betonte Steinmetz gegenüber der APA. Da über die Hintergründe der Berichte aus Südkorea nicht viel bekannt sei, sollte man bei deren Interpretation sehr aufpassen, so der Wissenschafter, "im Moment gibt es keine belastbaren Daten, die von einer echten Reinfektion ausgehen".
Die Frage, ob sich von einer Infektion genesene Menschen erneut am Coronavirus anstecken können, ist von internationaler Bedeutung. Viele Länder setzen darauf, dass von einer Corona-Infektion geheilte Menschen zumindest für eine gewisse Zeit Immunität gegen das Virus entwickeln und mit der Zeit ein genügend großer Bevölkerungsteil immun gegen die Krankheit ist, um ein Wiederaufflammen der Pandemie zu verhindern.
Zusammenfassung
- Berichte über erneute Covid-19-Erkrankungen bei Patienten etwa in Südkorea, die zuvor als geheilt gegolten haben, haben zu Diskussionen über mögliche Rückfälle geführt.
- Österreichische Experten sehen Berichte zum etwaigen erneuten Aufflammen der Erkrankung sehr kritisch.
- Hierzulande gebe es keinen ähnlichen Fall, so die Forscher zur APA.
- Schon vor rund sechs Wochen reagierten internationale Experten allerdings skeptisch auf die Beobachtungen.