Experten sorgen sich auch um Verpuffen von Quanteninvestment
Von immer leistungsfähigeren Quantencomputern wird vieles erwartet - u.a. aber auch, dass sie schon bald bisher sichere Verschlüsselungstechniken in Sekundenschnelle knacken können. Ergo müssen alle Banken, Versicherungen und andere Unternehmen, die kritische Infrastrukturen darstellen, in den kommenden Jahren hurtigst sicherstellen, dass sie auch "in einer Welt mit Quantencomputer" weiter ausfallsicher operieren können, erklärte Rupert Ursin, Geschäftsführer von Quantum Industries. Dahinter verbirgt sich ein Wiener Start-up mit Wurzeln im akademischen Bereich, das genau diese Fragen mit Quantenkryptographie-Lösungen über Satellit und Glasfaser adressiert.
Der Markt für derartige Geräte und das Know-how, diese einzusetzen, sei am explodieren. Aufgrund seines guten Namens in dem Bereich, der auf den jahrzehntelangen bahnbrechenden Arbeiten aus der Grundlagenforschung - teils ab den späten 1970er Jahren von Pionieren wie Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger, Peter Zoller oder Rainer Blatt - beruht, hat Österreich hier einen sehr guten und verlässlichen Ruf. Von selbst passiere aber auch im "Quantenjahr 2025" nichts, denn bei der kommerziellen Umsetzung der Vorarbeiten sei die Konkurrenz stark. Bayern oder die Niederlande investieren zur Zeit hunderte Millionen, China und die USA ebenso, so der Tenor unter Vertretern der Forschungsförderung und aus der Wissenschaft am Freitag vor Journalisten im Vorfeld der offiziellen Eröffnung des "Quantenjahres" am Dienstag (4. Februar) in Paris.
Hierzulande hat der Wissenschaftsfonds FWF seit Mitte der 1990er Jahre knapp 300 Millionen in einschlägige Grundlagen-Forschungsprojekte investiert, wie FWF-Präsident Christof Gattringer vorrechnete. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG schüttete im angewandten Bereich um die 170 Millionen ab dem Jahr 2004 aus, erklärte FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth. Hier dürfe die Politik "jetzt nicht nachlassen", betonten beide.
"Quantenjahr" soll auch Verständnis in Bevölkerung heben
Große Förderschienen wie die Forschungsoffensive "Quantum Austria" mit insgesamt bereitgestellten 107 Millionen Euro oder der vorerst auf fünf Jahre Laufzeit anberaumte, rund 35 Mio. Euro schwere FWF-Exzellenzcluster "Quantum Science Austria" (quantA) brauche es auch weiterhin, um den einstigen Forschungs-"Underdog" auf dem Weg in den Mark auf dem Niveau zu "halten, wenn nicht auszubauen", so quantA-Leiter Gregor Weihs von der Universität Innsbruck. Warum der Bereich für die wissenschaftlich-ökonomische Entwicklung des Landes wichtig ist, will man heuer in zahlreichen Veranstaltungen auch weniger Quantenphysik-affinen Bevölkerungsteilen darlegen - über 40 Veranstaltungen, Podcasts und Co wird es geben, so Weihs, der die heimischen Aktivitäten im Quantenjahr mitkoordiniert.
Mittlerweile könne man sagen: "Wir zahlen das Steuergeld als gesamte Community zurück", meinte Ursin, der vor drei Jahren seine langjährige Tätigkeit am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zugunsten der Firmengründung beendete. Wie weit man am Markt aber tatsächlich kommt, hänge auch vom wirtschaftlichen Umfeld ab. Er werde mit seinen Firmen in Österreich bleiben - allerdings eher wegen des guten wissenschaftlichen Ökosystems, denn steuerlich hätte man andernorts andere Optionen.
Trotz Teuerung viel Potenzial für "Made in Austria"
Auch aufgrund der hierzulande zuletzt hohen Teuerung sei man oft bei Ausschreibungen teurer als die Konkurrenz. Ursin: Man gewinne diese aber teils trotzdem - mitunter weil die wissenschaftliche Historie dafür bürge, dass ein Quantentechnologie-Produkt aus Österreich funktioniert. Dazu komme, dass die geopolitischen Verwerfungen der letzten Jahre vor allem sicherheitskritische Produkte aus China in einem anderen Licht erscheinen lassen. Sollte nun aber eine etwaige neue Regierung Österreichs Standing im Verbund internationaler Geheimdienste beschädigen, könne man diesen Vorteil auch rasch wieder los sein, gab der Quantenforscher und -unternehmer zu bedenken.
"Made in Austria" habe in diesen zentralen Bereich der Sicherheitstechnologie sehr viel Potenzial, betonte auch Egerth, die sich wie Gattringer für eine Fortführung des Ende des Jahres auslaufenden "Fonds Zukunft Österreich" (FZÖ) aussprach. Man brauche den heuer noch einmal mit 140 Mio. Euro gefüllten Topf auch in den kommenden Jahren und sollte ihn auf 200 Millionen erhöhen. Man habe hier immerhin eine "echte Chance", so Ursin: "Wir haben alles in der Hand, um große Industrie zu machen."
(S E R V I C E - https://www.quantumscience.at/quantum2025)
Zusammenfassung
- Österreich feiert das 'Jahr der Quantenwissenschaften' und blickt auf 100 Jahre Quantenmechanik zurück.
- Der Wissenschaftsfonds FWF und die FFG haben zusammen über 470 Millionen Euro in die Quantenforschung investiert.
- Quantencomputer könnten bald bestehende Verschlüsselungstechniken knacken, was Sicherheitsanpassungen erfordert.
- Österreich genießt einen guten Ruf in der Quantenforschung, unterstützt durch Pioniere wie Anton Zeilinger.
- Die Fortführung des 'Fonds Zukunft Österreich' mit erhöhten Mitteln wird als notwendig für die Forschung erachtet.