Erste Impfung für fünf Risikopatienten über 80 am Sonntag
Durchgeführt werden die ersten Injektionen von Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie und Vorsitzenden der österreichischen Impfkommission sowie dem Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres. In der Meduni gibt es eine Spezialambulanz für Risikopatienten. Dort hätten sich fünf Probanden freiwillig gemeldet, erläuterte Wiedermann-Schmidt. Sie alle haben Vorerkrankungen. Der älteste ist 93 Jahre alt. "Das sind vor allem Personen, die aufgrund ihres hohen Alters gefährdet sind", sagt Wiedermann-Schmidt. Zahlreiche weitere Patienten hätten sich ebenso bereits auf eine Liste für die Impfung eintragen lassen.
"Wir haben immer gesagt, dass der Herbst und der Winter hart werden, in dieser Phase sind wir gerade", sagte Kurz. Mit der Impfung habe man nun einen "Gamechanger" gegen das Coronavirus. Es sei "ein Grund zur Freude. Der Tag wird in die Geschichte eingehen", erklärte der Bundeskanzler. Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sprach von einer "ganz großen Chance". Die Herausforderung ist die Kühlung des Impfstoffes. Am gestrigen Dienstag habe eine erste Generalprobe zur Logistik stattgefunden, berichtete Anschober. "Das hat sehr gut funktioniert."
Über Passau werden 10.000 Dosen des am Montag zugelassenen Impfstoffs von Biontech/Pfizer am Samstag nach Österreich geliefert und dann vom Bundesheer gemeinsam mit Pharmaunternehmen verteilt. Geimpft wird dann am Sonntag in ganz Österreich. Zunächst habe es zwar den Ansatz gegeben, dass die ersten Impfungen aufgrund der herausfordernden Logistik nur im Ballungsraum Wien durchgeführt werden. Kurz habe das nach eigenen Aussagen aber nicht für eine gute Idee gehalten. Es sei ein "wichtiger symbolischer Akt", dass in ganz Österreich geimpft werde. "Alle Bundesländer bekommen am 27., wenn sie das möchten, Impfstoff-Dosen", sagte Kurz. Pro Bundesland können laut dem Kanzler bis zu 975 Dosen abgerufen werden. "Die sind so verpackt", erläuterte er, "die können wir nicht einfach durchschneiden".
Österreich hat Anrecht auf 17,5 Millionen Impfdosen des EU-Kontingents. Optionen auf Zusatzlieferungen von Pfizer/Biontech in Höhe von einer Million habe man gestern gezogen, sagte Anschober. Es gehe nicht um die Zahl der Impfdosen, sondern wann geliefert wird, sagte der Bundeskanzler. "Die große Frage ist, wie schnell schaffen die Unternehmen, ihre Produktion hochzufahren", fragte Kurz.
Im Jänner stehen 240.000 Dosen, im Februar 332.000 und im März 375.000 Dosen zur Verfügung - zwei Impfungen pro Person sind erforderlich. Danach hoffe man auf weitere Impfstoffe anderer Anbieter, sagte Kurz. Die Tranchen werden möglichst gerecht auf ganz Österreich verteilt, um ein gleichmäßiges Verimpfen der Dosen zu garantieren. "Alles, was wir abrufen können, wollen wir abrufen", betonte der Kanzler. "Es wäre absurd hier zu sparen", meinte Kurz mit Verweis auf den wirtschaftlichen Schaden und das Leid, das durch die Coronapandemie verursacht wurde.
Mit den Impfungen gestartet wird in Österreich zuerst bei Hochrisikogruppen, vor allem bei älteren Menschen über 80 Jahren. Der Fokus liege auf Pflegeheimen und Gesundheitspersonal "im exponierten Bereich", sagte Kurz. Die Sterblichkeit bei über 75-Jährigen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, liege bei zehn Prozent. Bei über 85-Jährigen überlebe jeder Vierte eine Infektion nicht.
Die Regierung wird sich impfen lassen, wenn sie regulär an der Reihe ist. Noch sei man "zu jung dafür", betonte Kurz. "Am ersten Tag, wo ich die Möglichkeit habe mich impfen zu lassen, werde ich mich impfen lassen. Klar ist auch, dass es keine Privilegierung geben kann für Personen, die ein politisches Amt innehaben", bekräftigte der Bundeskanzler. "Wir gehören nicht der Gruppe der über 80-Jährigen an", begründete er, warum die Regierung sich noch nicht impfen lässt.
Auch Ärztekammer-Präsident Szekeres betonte, dass die Impfung ein "Gamechanger" sei, solange es kein Medikament gibt, mit dem schwere Verläufe von Covid-19-Infektionen verhindert werden können. Der Impfstoff ist sicher, sagte Szekeres, er wurde "schon an zigtausend Menschen ausprobiert". In der Pandemie "haben wir nicht viel falsch gemacht", sagte Szekeres. Das sei außerdem nicht "einfach in einer Situation, wie wir sie alle noch nicht erlebt haben". Besonderer Dank gebühre dem Gesundheitspersonal. "Sie sind der Schlüssel, dass die Zahl der Opfer in Österreich überschaubar ist", sagte Szekeres. 5.654 Infizierte sind hierzulande seit Beginn der Pandemie gestorben.
Die NEOS zeigten sich am Mittwoch erfreut über den angekündigten Start der Impfung. Sie forderten aber einen "klaren" Impfplan für 2021. Die Regierung müsse nun sicherstellen, dass bis Sommer genügend Impfstoff für die breite Masse zur Verfügung steht, so Gesundheitssprecher Gerald Loacker.
Zusammenfassung
- Drei Frauen und zwei Männer über 80 Jahren werden die ersten sein, die in Österreich am Sonntag gegen das Coronavirus geimpft werden.
- Den fünf Risikopatienten wird am 27. Dezember um 9.00 Uhr an der MedUni Wien die erste von zwei Impfdosen verabreicht.
- Am Samstag passiert der Impfstoff die Grenze.
- Im Jänner stehen 240.000 Dosen, im Februar 332.000 und im März 375.000 Dosen zur Verfügung - zwei Impfungen pro Person sind erforderlich.