Erreichen von 1,5-Grad Klimaziel laut Experten unrealistisch
"Es wird wieder massiv in Öl, Gas und Kohle investiert", sagte Mitautorin und Soziologieprofessorin Anita Engels. Im Pariser Klimaschutzabkommen hatten Österreich und weitere Staaten 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten und sie möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle nicht zu halten ist.
Neu ist, dass die Autoren sich umfassend mit Klimaanpassung beschäftigt haben. Die Forscher haben mehrere Beispiele vorgestellt, darunter sind Hamburg, der Nordosten des deutschen Bundeslandes Niedersachsen und São Paulo in Brasilien. Die Studie teilt die Qualität von Anpassungsmaßnahmen in drei Kategorien ein: Krisenbewältigung sowie präventive und nachhaltige Anpassung.
"Wo Anpassung nicht durchdacht wird, können Nebenwirkungen die Erfolge zunichtemachen", sagte Mitautorin und Geografieprofessorin Beate Ratter. Maßnahmen im Küstenschutz könnten zunächst bei Hochwasser helfen, langfristig aber Sedimente fortspülen und Korallenriffen schaden. Auch seien mit Monokulturen aufgeforstete Wälder besonders anfällig für Schädlingsbefall.
Zur letzten Kategorie, der nachhaltigen Anpassung, heißt es: "Solche Maßnahmen wirken langfristig, reduzieren Risiken und werden durch die lokale Bevölkerung mitgestaltet und getragen." Die Wissenschafter stellten in keinem der Fälle die sogenannte nachhaltige Anpassung fest. Allerdings gebe es an drei Standorten erste Ansätze: Genannt werden Hamburg, Nordfriesland und Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon, Vietnam).
Zusammenfassung
- Eine Studie der Universität Hamburg hält das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels für unplausibel und verweist auf massive Investitionen in fossile Energien.
- Die Forscher untersuchten Klimaanpassungsmaßnahmen in Hamburg, Niedersachsen und São Paulo und teilten diese in Krisenbewältigung, präventive und nachhaltige Anpassung ein.
- Nachhaltige Anpassung wurde in keinem der Fälle vollständig umgesetzt, aber erste Ansätze gibt es in Hamburg, Nordfriesland und Ho-Chi-Minh-Stadt.