APA/dpa/Boris Roessler

Ermittlungen

Mannheim-Todesfahrt: Berichte über rechtsextremen Hintergrund

05. März 2025 · Lesedauer 3 min

Offiziell gehen die deutschen Behörden nach der Todesfahrt von Mannheim, bei der zwei Menschen starben, von keinem politischen Motiv aus. Es gebe Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Verdächtigen. Nun häufen sich aber die Berichte über einen rechtsextremen Hintergrund.

Eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann starben, elf weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Hunderte Meter raste der 40-jährige Alexander S., ein Deutscher aus Ludwigshafen, am Rosenmontag mit seinem Auto durch die Fußgängerzone in Mannheim

Die Behörden schlossen ein politisches Motiv zunächst aus. Es gebe Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Verdächtigen, hieß es. Bei der Vorführung vor den Haftrichter habe der 40-Jährige keine Aussagen gemacht. Das Motiv sei deshalb unklar. Die Ermittlungen dauern an. Die sichergestellte Schreckschusswaffe sowie schriftliche Unterlagen und digitale Datenträger würden derzeit ausgewertet.

Verbindungen zu Neonazi-Gruppe

Gleichzeitig häufen sich die Berichte über eine rechtsextreme Vergangenheit von Alexander S.: Der Mann ist mehrfach vorbestraft. Unter anderem wegen unerlaubten Führens einer Schreckschusswaffe, aber auch wegen eines Hasspostings unter einem als rechtsextrem eingestuften Bildes auf "Facebook", wie die Mannheimer Staatsanwaltschaft bestätigte. 

Die "taz" berichtet nun auch über Hinweise des Antifa-Recherchenetzwerks "Exif". Die Plattform veröffentlichte ein Foto, auf dem Alexander S. bei einem Aufmarsch der rechtsextremen Reichsbürger 2018 in Berlin zu sehen ist. Außerdem soll der Verdächtige Verbindungen zum "Ring Bund" aufweisen. 

Dabei handelt es sich um eine Neonazi-Gruppe aus dem Umfeld eines rechtsextremen Waffennetzwerks, das 2020 aufflog: Sie soll von 2015 bis 2018 Schusswaffen von Kroatien nach Deutschland geschmuggelt haben. Drei Männer wurden 2022 in München verurteilt. Die Gruppe soll laut internen Mails, über die die "taz" berichtete, versucht haben, Verbindungen zu den Identitären, zu Pegida oder zu "Europäischen Aktion" und der AfD herzustellen. 

Alexander S. soll in einer Personenliste eines "Ring Bund"-Mitglieds auftauchen und Mails mit Bezug zum "Ring Bund" erhalten haben. 

Auch der Schweizer Journalist Fabian Eberhard verweist auf die Recherchen und schreibt: "Irritierend, dass diese Hintergründe im Diskurs nahezu keine Rolle spielen. Ja, der Mann war psychisch krank. Diese Mischung aus politischem/religiösem Extremismus und psychischer Krankheit sehen wir auch regelmässig bei islamistischen Tätern". 

Clara Bünger, Bundestagsabgeordnete der Linken, forderte "Aufklärung und Antworten auf Hintergründe zum Täter". 

Festgenommen wurde Alexander S. übrigens nachdem ihn ein Taxifahrer mit pakistanischer Migrationsgeschichte blockierte. Laut Mannheims Bürgermeister Christian Specht (CDU) habe dieser durch das "heldenhafte Handeln" Schlimmeres verhindert. 

Nach der Autoattacke war der Verdächtige verletzt in ein Krankenhaus gekommen. Bei seiner Festnahme soll er sich mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben. 

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Todesfahrt in Mannheim: Auto rast in Menschenmenge

Zusammenfassung
  • Offiziell gehen die deutschen Behörden nach der Todesfahrt von Mannheim, bei der zwei Menschen starben, von keinem politischen Motiv aus.
  • Es gebe Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Verdächtigen.
  • Nun häufen sich aber die Berichte über einen rechtsextremen Hintergrund.
  • Alexander S. soll bei einem Aufmarsch der rechtsextremen Reichsbürger 2018 in Berlin gewesen sein. Außerdem soll der Verdächtige Verbindungen zum "Ring Bund" aufweisen.