Erfrierungstod am Glockner für Bergretter "nicht alltäglich"
"Wir haben ja nicht regelmäßig Tote", hielt Tembler fest. Vielmehr sei es in den vergangenen Jahren relativ "ruhig" gewesen. Wenn Bergsteiger tödlich verunglücken, dann aus den unterschiedlichsten Gründen - beispielsweise durch Stürze oder Erschöpfung. Einer Erfrierung geht meist eine Erschöpfung voran, wusste der langjährige Bergretter und ehemalige Hüttenwirt der Erzherzog-Johann-Hütte und erinnerte an das Jahr 2010, als drei polnische Bergsteiger am höchsten Berg Österreichs (3.798 Meter) erfroren waren. Nach mehrtägiger Suche wurden die Leichname der drei vermissten Männer im Alter von 53, 25 und 24 Jahren entdeckt.
Heutzutage seien die Leute insgesamt "besser informiert und ausgebildet", erklärte Tembler. Zudem würden sie in einer schwierigen Situation oft rechtzeitig bei der Hütte oder der Bergrettung anrufen. Dass derzeit die Erzherzog-Johann-Hütte geschlossen sei, führe einerseits für die Alpinisten als auch für die Bergretter zu einer "erschwerten Situation".
Am vergangenen Wochenende dürften die verunglückte 33-Jährige und ihr 36-jähriger Freund wohl den starken Wind unterschätzt haben. "Der kühlt aus und zehrt", sagte Tembler. Ansonsten sei das Wetter gut gewesen. Während der Nacht hatten die Bergretter - nicht zuletzt aufgrund von Alarmierungen durch andere Alpinisten - die beiden über die Webcam zwar im Auge gehabt. Allerdings sei unklar gewesen, ob sie Hilfe benötigen bzw. habe man sie offenbar auch nicht erreicht.
Die Bergsteiger hatten zudem bereits eine Stelle erreicht, bei der sie nicht mehr umkehren konnten. "Wenn man über das sogenannte Frühstücksplatzl drüber ist, kann man nicht mehr zurückgehen", beschrieb der Ortsstellenleiter die Situation der beiden. Der 36-Jährige war schließlich kurz vor Mitternacht über die Adlersruhe abgestiegen und hatte Hilfe geholt. Die Alarmierung war somit erst in der Früh erfolgt, die Frau war beim Eintreffen der Bergrettung gegen 10.00 Uhr aber bereits erfroren. Laut Tiroler Polizei hatten die Alpinisten, die Samstagfrüh zur Tour über den Stüdlgrat zum Gipfel aufgebrochen waren, mit konditionellen und technischen Schwierigkeiten zu kämpfen und waren deshalb nur langsam vorangekommen.
Zusammenfassung
- Der Tod einer 33-jährigen Bergsteigerin am Großglockner durch Erfrierung ist für die Bergrettung ein seltenes Ereignis, da es in den letzten Jahren relativ ruhig war.
- Die Bergung gestaltete sich anspruchsvoll, da der Hubschrauber aufgrund von Stürmen nicht eingesetzt werden konnte und die Erzherzog-Johann-Hütte derzeit geschlossen ist.
- Die Alpinisten hatten die Wetterbedingungen unterschätzt und kämpften mit konditionellen und technischen Schwierigkeiten, was zu einem verzögerten Hilferuf führte.