Drogenlabor in aufgelassenem Weinkeller in NÖ entdeckt
Bei dem Gesuchten handelt es sich laut Exekutive um einen ausgebildeten Chemiker. Er gilt als Haupttäter. Es besteht eine aufrechte Festnahmeanordnung durch die Staatsanwaltschaft Korneuburg, ein Lichtbild des Verdächtigen wurde am Mittwoch veröffentlicht. Die vom Trio bereits erzeugten Suchtmittel und jene Drogen, die aus den an Ort und Stelle entdeckten Chemikalien produziert werden hätten können, ergeben einen Straßenverkaufspreis von insgesamt vier bis fünf Millionen Euro.
"Dieser Fall zeigt einmal mehr die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit, aber auch der Ermittlungskompetenz im virtuellen Bereich auf", betonte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). "Dieser besonderen Form der Suchtmittelkriminalität werden wir daher in Zukunft durch zusätzliche technische Ressourcen und mit speziell ausgebildetem Personal einen besonderen Schwerpunkt in der Bekämpfung widmen."
Auf die Fährte des Trios kamen Bedienstete des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach nach Hinweisen aus der Bevölkerung. Am 31. März wurden in der Kellergasse Erhebungen vorgenommen. Die weiteren Ermittlungen wurden vom Landeskriminalamt Niederösterreich, Bereich Suchtmittelkriminalität, übernommen und gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt, mehreren Bereichen des Landeskriminalamts und den Bediensteten des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach durchgeführt.
Am 1. und am 14. April klickten die Handschellen für die in Wien wohnenden Beschuldigten, zwei österreichische Staatsbürger. Die beiden wurden in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Auch ihr 29-jähriger Komplize verfügt über eine Wiener Wohnadresse und ist österreichischer Staatsbürger.
Den Ermittlern offenbarte sich schließlich eine durchaus abenteuerliche Kriminalgeschichte. Anfang 2019 hatte das Trio beschlossen, gemeinsam Suchtmittel herzustellen. Kurzerhand wurden via Internet in China Chemikalien und Drogenausgangsstoffe in kleineren Mengen geordert. Bis Juli des Vorjahres war ein Versuchslabor in einer Wohnung in Wien-Döbling Schauplatz verschiedener Experimente . "Aufgrund der verfügbaren Chemikalien, Drogenausgangsstoffe, Laborausrüstung sowie der Synthesewege kamen sie zu dem Entschluss, dass die Herstellung von Mephedron am einfachsten wäre", teilte die Landespolizeidirektion Niederösterreich mit. Ausprobiert worden war u.a. auch die Gewinnung von Methamphetamin und MDMA. Das probeweise hergestellte Mephedron wurde von den Kriminellen auch selbst getestet. Es hatte laut Polizei einen Reinheitsgehalt von 99,3 Prozent.
Im Juli 2020 wurde dann das illegale Labor in Walterskirchen eingerichtet. Geräte und mengenweise Chemikalien wurden hauptsächlich bei in China ansässigen Firmen bestellt. Als Zustelladressen dienten leere Wohnungen. Teilweise wurden auch Studenten über Job-Portale zur Paketübernahme angeworben. Eine größere Sendung von Drogenausgangsstoffen wurde letztlich von belgischen Behörden sichergestellt.
Geliefert wurden etwa 3.000 Gramm des selbst produzierten Mephedrons an Abnehmer nach Neuseeland. Zum Schmuggeln wurde der pulverförmige Stoff mittels chemischer Prozesse verflüssigt, in eigens bedruckte Getränkedosen gefüllt und in zwei Etappen in Paketen verschickt.
Bei der Herstellung der Drogen trugen die Täter immer wieder Schutzkleidung und Gasmasken. Entsprechende Ausrüstung war daher auch für die Beamten während der Ermittlungsarbeit im illegalen Labor Pflicht. Sichergestellt wurden Chemikalien und Drogenausgangsstoffe, die für die Herstellung von weiteren 100 bis 110 Kilogramm Mephedron ausreichen. Die Drogen hätte das Trio - als Fertig- oder Vorläuferprodukt - ebenfalls nach Neuseeland schmuggeln wollen.
Hinweise zum Aufenthaltsort des flüchtigen 29-Jährigen wurden erbeten. Entgegengenommen werden sie vom Landeskriminalamt Niederösterreich (Tel.: 059 13330-3333).
Zusammenfassung
- In einem aufgelassenen Weinkeller in Walterskichen, einer Katastralgemeinde von Poysdorf, wurden nach Polizeiangaben vom Mittwoch von Dezember 2020 an bis zu 5.000 Gramm Mephedron hergestellt.
- Verkauft wurden die Suchtmittel zu einem großen Teil nach Neuseeland.
- Sichergestellt wurden Chemikalien und Drogenausgangsstoffe, die für die Herstellung von weiteren 100 bis 110 Kilogramm Mephedron ausreichen.