Rassismus SyltScreenshot / X / @derklepto

Deutsche feiern mit "Ausländer raus"-Gegröle auf Sylt

Auf Social Media verbreitete sich am Donnerstag ein Video, das Deutsche beim Feiern auf Sylt zeigt. Dabei singen sie begeistert "Ausländer raus", während sie ihre Weingläser heben. Das Video sorgte für breite Kritik.

Die Frauen und Männer im Video gehören offensichtlich einer wohlhabenden Gesellschaft an, sie sollen auf Sylt im Club "Pony Kampen" gefeiert haben.

Sie tragen ihre Pullis um die Schultern und winken mit gut gefüllten Weingläsern. Genau jene Musik hatte nun weitreichende Konsequenzen.

Zum Takt von "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino grölen die Feiernden: "Ausländer raus, Ausländer raus, Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!"

Die Frau, die das Video aufnimmt, zeigt sich strahlend, während sie ebenfalls mitsingt. Ein Mann legt sich gut gelaunt zwei Finger auf die Oberlippe, offenbar in Anlehnung an einen Hitlerbart.

Betreiber drohen mit strafrechtlichen Maßnahmen 

Die Betreiber des Lokals erklärten auf Instagram zu dem Video, sie seien "tief schockiert". "Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung", hieß es mit Blick auf die nur wenige Sekunden langen Aufnahme, in der ein junger Mann mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten schien.

"Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen. Es gibt keinen Platz für Rassismus!!!", schrieben die Betreiber des Lokals auf Instagram. Jeder Gast unabhängig von der Ethnie sei herzlich willkommen. Die Betreffenden bekämen Hausverbot, hieß es. In einem weiteren Beitrag schrieben die Betreiber, sie hätten nun die Namen "dieser Nazis zugespielt" bekommen. "Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen!!!"

Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli schrieb in der Nacht auf Freitag auf der Plattform X: ""Deutschland den Deutschen. Ausländer raus. Ausländer raus." Ort: Sylt. Und sie fühlen sich so sicher."

Der TV-Moderator Jan Böhmermann fragte: "Wer und wo sind diese Leute?" Und die Moderatorin Dunja Hayali twitterte: "Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne "Ausländer". #Sylt. 2024."

"Gigantisches Rassismusproblem"

Auf Social Media hagelte es umgehend Kritik. 

"Das sind wohlhabende Mitbürger beim Urlaub auf der Insel Sylt. Als wäre es das normalste der Welt. Die 'Mitte der Gesellschaft', wie Medien gern sagen. Aber 'nie wieder ist jetzt' und so, wa? Wir haben ein gigantisches Rassismusproblem im Land", schrieb etwa Journalist Tarek Baé.

"Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne 'Ausländer'", kommentierte die Fernseh-Moderatorin Dunya Hayali das Ganze.

Eine weitere Userin schrieb: "Was man sich heute alles wieder traut."

Auch Migrationsexpertin Judith Kohlenberger meldete sich zu Wort: "Ein anschauliches Beispiel dafür, dass Angst vor dem anderen eben nicht allein durch ökonomische Deprivation und Abstiegsängste zu erklären und Rassismus kein Unterschichtsphänomen ist."

Hausverbot

Am Donnerstagabend schaltete sich dann auch der Club, in dem gefeiert wurde, per Instagram ein und verurteilte die Aktion scharf. Man sei "tief schockiert".

"Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung. Bei uns ist jeder Gast, unabhängig von der Ethnie, herzlich willkommen. Das wissen auch unsere treuen Gäste und Freunde, die uns Jahr für Jahr besuchen. Wir sind stolz auf unsere Vielfalt. Hätten wir von diesem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen. Es gibt keinen Platz für Rassismus!!!", hieß es in einer Instagram-Story.

Zudem gelte für alle, die "sich auf diesem Video singend wieder erkennen", nun ein Hausverbot.

ribbon Zusammenfassung
  • Auf Social Media verbreitete sich am Donnerstag ein Video, das Deutsche beim Feiern auf Sylt zeigt.
  • Dabei singen sie begeistert "Ausländer raus", während sie offenbar mit angedeutetem Hitlerbart gemeinsam anstoßen.
  • Das Video sorgte für breite Kritik, auch der betroffene Club schaltete sich ein und zog Konsequenzen.