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"der.inn": Tiroler Langzeit-Projekt wertet Fluss auf

Wie Flusslandschaften nachhaltiger gestaltet und belebt werden können, ist seit 16 Jahren beim Projekt "der.inn" in Tirol zu beobachten. Durch Verbreiterung des Flussbettes und Anbindung von Seitenarmen wurden bereits Erfolge erzielt, beschrieb Walter Michaeler, Referatsleiter für Umweltschutz, im APA-Gespräch. Ganze Arten hätten sich neu angesiedelt. Auch Naturschutzlandesrat René Zumtobel (SPÖ) und Minister Norbert Totschnig (ÖVP) versicherten ihre Unterstützung.

Das Projekt "der.inn" sei bereits 2007 gestartet und dann in mehreren Phasen neu bewilligt worden, erzählte Michaeler. Zuletzt hatte das Land Tirol 2021 angekündigt, das Projekt jedenfalls bis 2026 fortführen zu wollen - damals noch unter der ehemaligen Naturschutzlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Mittlerweile wurden bereits 20 Maßnahmen im Rahmen des Projekts in ganz Tirol umgesetzt, so Michaeler. 750.000 Euro sind seitens des Landes pro Jahr für das Projekt vorgesehen.

Das betreffe etwa die Anbindung von Seitengewässern des Inn, auf die Fische zum Laichen ausweichen können. Das sei beim Hauptarm des Inn stellenweise nicht möglich. Grund dafür sei der "Schwall", der von Wasserkraftwerken ausgehe. Fische benötigen demnach einen Schotterbereich mit einer bestimmten Beschaffenheit. In Zeiten von erhöhtem Strombedarf, wie etwa in der Früh, würde eine künstliche Hochwasserwelle über den Fluss rollen - und damit auch über die Schotterbänke. Dieser Schwall spüle den Laich wieder weg.

Hier setzt das Projekt "der.inn" an, indem Seitengewässer wieder oder besser an den Inn angebunden werden. Viele dieser Seitengewässer seien zuvor nicht mehr passierbar gewesen. Fische könnten somit in ruhigere Gewässer ausweichen und dort ungestört laichen. Maßnahmen wie diese fielen Beobachtern vielleicht weniger auf, seien aber wichtig, so Michaeler. Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung seien in ganz Tirol zu finden, von der Fagge im Oberland bis hin zur Weißache bei Kufstein.

Eine zweite Art von Maßnahmen stelle die Verbreiterung des Flussbettes des Inn dar. Dort, wo der Fluss zuvor eingeengt war, verbreitere man ihn wieder und schaffe so auch wieder die Möglichkeit für die Entstehung natürlicher Ufer. Bereits nach kurzer Zeit hätten sich dort neue Arten angesiedelt, wie die Vogelart Flussuferläufer oder die Pflanze Deutsche Tamariske.

Im Gegensatz zu Renaturierungsmaßnahmen bei Mooren etwa sei hier auch ein Vorteil, dass sich Erfolge schnell zeigen würden. Überzeugen könne man sich davon etwa zwischen Tösens und Pfunds im Bezirk Landeck, wo das Flussbett des Inn auf 700 Metern Länge um das zwei- bis dreifache ausgeweitet wurde. Ein prominentes Beispiel sei auch der Flussbereich nahe des Innsbrucker Flughafens.

Renaturierungsmaßnahmen wie diese würden - in einem gewissen Rahmen - auch helfen, den Klimawandel zu bekämpfen bzw. dessen Folgen zu mildern. Drei Punkte seien dabei wesentlich. Es sei bereits in ersten Studien nachgewiesen, dass aufgeweitete Flüsse bei der Senkung des CO2-Ausstoßes helfen würden, erklärte Michaeler. Diese würden dadurch mehr CO2 aufnehmen als ausstoßen. Zweitens werden durch die Folgen der Erderwärmung auch mehr Hochwasser erwartet. Breitere Flussbetten seien in der Lage, mehr Wasser aufzunehmen.

Zuletzt sei auch ein direkter Effekt für die Bevölkerung spürbar: Die renaturierten Bereiche des Inn seien auch gerade während Hitzewellen für Aufenthalte im Freien beliebt. "Wir haben erlebt, dass am Tag nachdem die Bagger weg waren, bereits Menschen ihre Handtücher ausgebreitet haben", freute sich Michaeler. Als Naherholungsgebiet habe man in Tirol immer Berge im Kopf. "Warum nicht auch Fließgewässer?", fragte der Experte.

Auch die nunmehrige schwarz-rote Tiroler Landesregierung blickt positiv auf die bisher gesetzten Maßnahmen. Zu den 20 bisherigen Maßnahmen würden "bis Ende 2026 noch weitere hinzukommen", so Felipes Nachfolge Zumtobel. "Ich stehe als Naturschutzlandesrat zu 100 Prozent hinter den vielfältigen Maßnahmen, die eindrücklich zeigen, dass revitalisierte Abschnitte sehr schnell wieder von der für Fließgewässer typischen Flora und Fauna angenommen werden", bekannte der Landesrat.

Für Wasserminister Totschnig sind der Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser und eine bessere Wasserqualität "wichtige Anliegen". Der Inn sei "eine bedeutende Lebensader für Tirol". "Mit dem Projekt 'der.inn' wird nicht nur die Sicherheit der Bevölkerung und der ökologische Zustand verbessert, sondern auch Naherholungsbereiche am Wasser geschaffen", freute sich Totschnig gegenüber der APA. Er begrüße die Verlängerung bis 2026.

Die Tiroler Landesregierung gab indes bekannt, die Forschung zu Flusslandschaften auch an anderer Stelle zu unterstützen. So sollte der Tiroler Lech zum Forschungsstandort werden, dem Verein Lechforschung 2050+ würden insgesamt 58.000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit werde der Aufbau einer unabhängigen wissenschaftlichen Forschungseinrichtung unterstützt. "Der Lech mit seinen Nebenflüssen ist eines der letzten naturnahen alpinen Flussökosysteme Österreichs und als einer der wenigen Wildflusslandschaften in Europa von zentraler Bedeutung", wurde Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) dazu zitiert.

Das Projekt "der.inn - lebendig und sicher" ist eine Kooperation zwischen Land Tirol, Bund und WWF. Die Projektleitung wird vom Land Tirol (Abteilung Wasserwirtschaft und Abteilung Umweltschutz) wahrgenommen.

ribbon Zusammenfassung
  • Wie Flusslandschaften nachhaltiger gestaltet und belebt werden können, ist seit 16 Jahren beim Projekt "der.inn" in Tirol zu beobachten.
  • Durch Verbreiterung des Flussbettes und Anbindung von Seitenarmen wurden bereits Erfolge erzielt, beschrieb Walter Michaeler, Referatsleiter für Umweltschutz, im APA-Gespräch.
  • Das Projekt "der.inn - lebendig und sicher" ist eine Kooperation zwischen Land Tirol, Bund und WWF.